Alina Marktanner präsentiert die erste quellengesättigte Studie der Unternehmensberatung in Politik und Verwaltung der Bundesrepublik. Die Darstellung behandelt exemplarische Beratungsaufträge in den Verwaltungsbereichen Postwesen, Schulsystem und Arbeitsverwaltung von den 1970er bis 2000er Jahren. Dabei porträtiert Alina Marktanner die maßgeblich im "öffentlichen Sektor" aktiven Firmen, darunter McKinsey & Company, Roland Berger und die Kienbaum Unternehmensberatung. Sie zeichnet nach, wie sich die Branche seit Mitte des 20. Jahrhunderts professionalisierte. Den Politik- und Verwaltungsspitzen dienten die quantifizierenden und zügig verfügbaren Wissensbestände der Consultants dazu, Interessenkonflikte mit Anspruchsgruppen zu navigieren und Gewerkschaften in Sozialstaatsdebatten auf die Zuschauerränge zu verweisen. Die Geschichte des Behördenconsultings als Regierungspraktik erzählt damit von Tendenzverschiebungen im Kräfteverhältnis von Politik, Verwaltung und organisierter Öffentlichkeit.
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"Insgesamt ist Alina Marktanner eine sehr lesenswerte, durch umfangreiche Zitate aus internen Quellen und Interviews anschauliche und überzeugende Studie gelungen. Sie füllt eine offensichtliche Lücke in der zeithistorischen Forschung, die den "arbeitenden Staat" viel zu wenig ins Visier nimmt. Man kann nur hoffen, dass es in Zukunft mehr solcher quellenstarken Untersuchungen zur Verwaltungsgeschichte geben wird, die zudem zentrale Konzepte der Nachbardisziplinen (Verwaltungs- und Politikwissenschaft, Soziologie) aufgreifen und gewinnbringend nutzen. Alle Seiten und nicht zuletzt die Praxis würden davon profitieren." Werner Jann in: Zeitschrift für Parlamentsfragen, 2/2023