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Eine Fotografin, 45, kein Partner, keine Kinder, keine Eltern mehr, geht auf eine Expeditionskreuzfahrt von Grönland nach Alaska. Sie ist froh, dass ihr Beruf es ihr erlaubt, "dauernd nach vorn zu sehen". Doch natürlich melden sich die nicht zu Ende gedachten Gedanken und offenen Fragen, irgendwo zwischen der Enge an Bord unter nicht ausnahmslos angenehmen Mitreisenden (wie Schriftsteller, die Buchclub-Schreibkurse geben, oder Influencer mit fragwürdigen Tischmanieren) und den kühlen Weiten der Arktis. Der Blick der Erzählerin auf die anderen, die Natur und sich selbst ist so…mehr

Produktbeschreibung
Eine Fotografin, 45, kein Partner, keine Kinder, keine Eltern mehr, geht auf eine Expeditionskreuzfahrt von Grönland nach Alaska. Sie ist froh, dass ihr Beruf es ihr erlaubt, "dauernd nach vorn zu sehen". Doch natürlich melden sich die nicht zu Ende gedachten Gedanken und offenen Fragen, irgendwo zwischen der Enge an Bord unter nicht ausnahmslos angenehmen Mitreisenden (wie Schriftsteller, die Buchclub-Schreibkurse geben, oder Influencer mit fragwürdigen Tischmanieren) und den kühlen Weiten der Arktis. Der Blick der Erzählerin auf die anderen, die Natur und sich selbst ist so hintergründig-witzig wie warmherzig-entlarvend. Als das Schiff vor der vereisten Bellotstraße kehrtmachen muss, mit neuem Kurs auf Neufundland, begreift sie nach und nach, dass der Trick manchmal gerade im Beinahe-Ankommen besteht, auf Reisen wie im Leben.
Autorenporträt
Arezu Weitholz, 1968 bei Hannover geboren, ist Autorin, Illustratorin, Journalistin, u.a. für den Reiseteil der FAS, und Textdichterin, u.a. für Herbert Grönemeyer, Die Toten Hosen, Udo Lindenberg und 2raumwohnung. Zuletzt erschienen von ihr der Roman "Wenn die Nacht am stillsten ist" (2012) und "Der Fisch ist ein Gedicht: Beste Fischgedichte" (2017). Sie lebt in Berlin.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensent Edo Reents hält das Label "Erzählung" für den Text von Arezu Weitholz fast für Understatement. Derart gekonnt führt die Autorin ihre skeptische Erzählerin ein und den Leser gemeinsam mit ihr auf ein Polarschiff in Richtung Arktis. Lakonisch, dicht und souverän, dass Reents spontan Walter Kempowskis späte Romane einfallen, entwirft die Autorin ihre alles und jeden kritisch sezierende Protagonistin, staunt Reents, und lässt sie schließlich ihren Frieden machen mit dem menschlich Unzulänglichen.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.05.2021

Schiffe, die im Eis verkehren

Arezu Weitholz hat die Nordwestpassage befahren und darüber einen Reiseroman geschrieben. Die Protagonistin - Fotografin, fünfundvierzig Jahre alt, Single, keine Kinder, keine Eltern mehr - sucht die Weite und wohl auch das Weite. Wie jedes gute Reisebuch beschreibt "Beinahe Alaska" deshalb zwei Reisen. Die äußere, die zu einem fernen Ziel führt. Und eine innere. Weitholz beobachtet genau, aber nicht überheblich, schreibt manchmal lustig, oft traurig, nie larmoyant. Offensichtlich kann eine Kreuzfahrt manche Reisende misanthropisch werden lassen - wenn man nervtötenden Gesprächspartnern und Besserwissern nicht entkommt. Gnadenlos beschreibt Weitholz - sonst auch Textdichterin für Herbert Grönemeyer und Die Toten Hosen - die Absurditäten der Landgänge, und im Lesen beschleicht einen das schlechte Gewissen, dass man da auch mal hinwollte. Die Reisende entdeckt ihre Liebe zu Schiffsreisen und deren Langsamkeit. Eine ironische Grundhaltung hält die gewaltigen Natureindrücke auf Distanz, dennoch findet Weitholz wunderschöne Bilder, so schreibt sie, das Meer habe sich "für ein mattes Anthrazit entschieden". Damit die Reise nach innen nicht ins Betuliche abrutscht, will die Reisende es nicht übertreiben mit der Selbstfindung. Kein Achtbarkeitsgedöns, eher Pragmatisches: "Was dachte ich? Ich dachte: Es ist kalt. Ein heißer Kakao wäre jetzt schön."

bär

"Beinahe Alaska" von Arezu Weitholz. Mit Illustrationen der Autorin. mare Verlag, Hamburg 2020. 192 Seiten, zahlreiche Abbildungen. Gebunden, 20 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Arezu Weitholz nimmt uns mit auf eine besondere Reise. Mal melancholisch und bedrückend, mal zynisch und mit kritischem Unterton, mal feinfühlig und zart, mal hoffnungsvoll und tiefgründig schildert sie in faszinierenden Episoden von Beobachtungen, Begegnungen und Gedanken im Eis.« Belletristik-Couch