Witzig und befreiend fordert »Bekenntnisse eines Tiefstaplers« konventionelles Wissen heraus und eröffnet tiefe Einblicke in die kaleidoskopische Natur der künstlerischen Praxis, die Rolle des Schriftsteller im Kulturbetrieb und die Art, wie eigene Lebenserfahrung die geistigen Obsessionen prägt. Dabei sind Inspiration von außen und Plagiarismus für Jonathan Lethem die entscheidenden Einflüsse jeglicher Kunst. Diese Idee verfolgt er sowohl in seinem berühmten Essay »Die Ekstase des Zitats« als auch in seinen Reflexionen über Autoren von Philip K. Dick bis Bret Easton Ellis oder wenn er große Musiker wie James Brown ins Studio begleitet. Frei nach dem Motto: Mein iTunes und mein eReader, c´est moi.
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Ob es eine gute Idee war, Jonathan Lethems Essaysammlung "Bekenntnisse eines Tiefstaplers" von einem Schriftsteller, nämlich Clemens J. Setz, rezensieren zu lassen? Setz bekennt jedenfalls freimütig, dass ihn Lethems Texte, die sich mit seinen Einflüssen und seinem Werdegang als Autor befassen, "wahnsinnig ungeduldig und reizbar" gemacht haben und dass das Verfassen der Rezension "Selbstekel" ausgelöst hat. Ausführlich zitiert Setz flache, langweilige Sätze aus Lethems Buch, um sich gleich darauf dafür zu entschuldigen, dem "Bedürfnis, flache, langweilige Sätze aus dem Buch als repräsentative Beispiele anzuführen", nachgegeben zu haben. Ihn nervt das Selbstgewisse, Souveräne an Lethems Prosa, das Fehlen von Zweifeln und Zwängen und die "Sätze wie Sitzfußball", mit denen sich der konsensheischende Autor selbst einen flachen Ball nach dem anderen zuspielt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.12.2012Lob des Plünderns
Welchen Einfluss hat die Popkultur auf einen Autor? Der amerikanische Schriftsteller
Jonathan Lethem gibt in seinen intellektuellen Memoiren Auskunft
VON JENS-CHRISTIAN RABE
Es ist nicht fair, die Klappentexte eines Buches gegen den Autor auszuspielen. Sie sind immer ein irrer Kompromiss aller Beteiligten. Der Klappentext-Leser befindet sich schließlich überall, nur eben noch längst nicht im Kraftfeld des Buches, das er in der Hand hält. Der Autor will trotzdem einen möglichst treffende, aber intellektuell nicht abgekochte Präsentation seines Buches. Die Lektoren wollen das im Prinzip auch, nur im Zweifel etwas zugespitzter. Besser als der Autor wissen sie, dass der Kampf um Aufmerksamkeit nicht allzu subtil geführt wird. Für die reisenden Buchvertreter wiederum soll es bitte populär sein, das Ding muss ja irgendwie auch an die Buchhändlerin gebracht werden. Und die PR-Leute stehen dann ganz blöd irgendwo dazwischen. Sie denken ans Fernsehen und stimmen den Vertretern zu – aber kann man dann noch die Qualitätspresse gewinnen? Und was will eigentlich der Verleger? Tja. So geht das.
Und dann steht da im Klappentext eines Buches mit dem Titel „Bekenntnisse eines Tiefstaplers“, das „tiefe Einblicke“ gewährt würden in die „kaleidoskopische Natur der künstlerischen Praxis“. Und eine Frage kommt, weil’s so schön clever klingt, selten allein: „Welchen Einfluss hat ein Autor auf unsere zeitgenössische Kultur? Und welchen Einfluss hat unsere zeitgenössische Kultur auf Autoren?“
Es ist nicht fair, die Klappentexte eines Buches gegen den Autor auszuspielen. Manchmal aber muss es sein. Weil sich der amerikanische Schriftsteller Jonathan Lethem, der die „Bekenntnisse eines Tiefstaplers“ geschrieben hat, auch nicht scheut vor geschriebenem Schund aller Art. Und weil in diesem als intellektuelle Memoiren angelegten Essayband, den Gregor Hens sehr souverän ins Deutsche übertragen hat, die zweite der beiden zitierten Fragen tatsächlich immer wieder beantwortet wird. Also: Welchen Einfluss hatte die „zeitgenössische Kultur“ auf diesen Autor, der mit dem 2003 veröffentlichten Roman „The Fortress of Solitude“ („Die Festung der Einsamkeit“) berühmt wurde? Oder vielmehr: Was sagt ein angesehener Autor der Hochkultur, wenn er erklären will, welche Bedeutung für ihn Autoren, Filmemacher und Musiker haben, denen die hohen kulturellen Weihen leider nie erteilt wurden?
Über Schundliteratur
Einer der zentralen Bezugspunkte im intellektuellen Universum Lethems ist der Science-Fiction-Autor Philip K. Dick. Filme wie „Matrix“ oder „Existenz“ beruhen auf Dicks Büchern und der wahrscheinlich wichtigste Science-Fiction der Kinogeschichte, „Blade Runner“, ist eine Verfilmung seines Romans „Träumen Androiden von elektrischen Schafen?“. Lethem gesteht, dass das „schludrig frauenfeindliche Bild der Mutter“ in einer alten Kurzgeschichte, die im Buch auch abgedruckt ist, ein Erbe Dicks sei, ebenso wie die Figur Frank Minna in „Motherless Brooklyn“ so ein mächtiger, aber unberechenbarer Übervater sei, wie sie Dick gerne erfunden habe. Wirklich interessant ist allerdings Lethems grundsätzliche skrupulöse Verteidigung des Genres: „Der Protagonist in der Science-Fiction entspricht weniger dem Autor als dem Leser, er stürzt in eine Welt, die nach verdeckten Prinzipien geordnet ist, voller Codes, die geknackt werden müssen (. . . ). Es ist eine Haltung, die insofern bedeutsam scheint, als sie eine gewisse Ähnlichkeit hat mit Wissenschaft, Philosophie und dem, was an den Universitäten als ,Theorie‘ bezeichnet wird.“ Wer sich darauf einlasse, erfahre das Bewusstsein als einen einzigen Strom von Epiphanien: „Warte mal, sie verwenden ein Gabel, um diese Substanz zum Mund zu führen, und für die andere benutzen sie die Finger. Faszinierend!“ Ginge man nun davon aus, so Lethem, dass es sich lohne, die unsichtbaren Systeme, die unseren Alltag bestimmen, zu erkennen und zu analysieren, dann könne „diese Literatur“, wenn sie gut gemacht sei, „wirklich wichtig sein“. Dann könnte die Science-Fiction-Gemeinde so etwas sein wie ein „Kanarienvogel im Bergwerk, und zwar einer, der die Gefahr bereits gewittert hat, als wir noch nicht einmal in den Stollen eingefahren sind“.
Über Sampling
Der zentrale Essay des Buches heißt in der deutschen Übersetzung etwas unglücklich „Einflussekstase“. Der Originaltitel ist gleichzeitig der Titel der englischsprachigen Ausgabe des Buchs: „The Ecstasy of Influence“. Als der Aufsatz 2007 im Magazin Harper’s erschien gab es einen mittleren Skandal, denn er ist ein leidenschaftliches Plädoyer gegen übertriebenen Urheberrechtsschutz in der Kunst und für Plünderung, Zitat, Aneignung und Mimikry: „Kunst ohne Quellen ist nicht denkbar.“ Die Collage sei die Kunstform des zwanzigsten Jahrhunderts und möglicherweise auch des einundzwanzigsten. So steht es da und es ist natürlich umso schöner, dass sich am Ende des Textes herausstellt, dass Lethem seine Rechtfertigung der Plünderei selbst vollständig zusammengeplündert hat. Der Collagen-Satz stammt übrigens von dem Filmemacher Craig Baldwin.
Über Punk
„Den Gesang vor der Rock-Ära beurteilen wir nach der Perfektion, mit der uns der Text dargebracht wird. (. . .) Nach 1956 aber beurteilen wir einen Sänger danach, ob es ihm gelingt, etwas ans Tageslicht zu zerren, was der Song eigentlich nicht hergibt.“ Das erkläre, warum Stimmen wie die von Joan Baez oder Emmylou Harris oder Billy Joel niemals wirklich in der Sprache der Gegenwart zu singen scheinen, egal, wie rauh sich ihr Material und die Begleitmusik gäben. Und es erkläre auch, warum Elvis immer Rock sei, selbst wenn er eine Schnulze wie „Blue Moon“ singe. Wer hat eigentlich zuletzt so über den Gesang im Pop geschrieben wie Jonathan Lethem in dem kleinen Kapitel „Das Haar in der Suppe“? Nicht viele.
Über Unpop
Man muss die Vorlieben und Ansichten von Lethem nicht teilen, um mit Vergnügen dieses originelle, kluge, lustige Buch zu lesen. Zumal er es selbst denen, die seinen Geschmack teilen, dann doch schwerer macht als gedacht. Er will sich nämlich gar nicht auf eine Seite schlagen lassen. So nah ihm mancher Schund auch ist, so fern sind ihm dessen obskure Fangemeinden: „Muss ich, nur weil ich ,Star Wars’ als Dreizehnjähriger einige Male zu oft gesehen habe, deshalb noch zehn Jahre später behaupten, ,Star Wars’ sei ein guter Film?“ Wenn schon, sieht er sich eher beim „Unpop“, als „Snob in popkulturellem Kostüm“, bei den „Schundautoren“, die sich trotz ihres Anspruchs für Genres entschieden hatten, die ihnen keine College-Dozentenstelle garantierten, wenn der Erfolg ausblieb. Lethem bevorzugt ohnehin den Begriff „Alltagskultur“, zu viel Popkultur sei schließlich gar nicht populär. Nachdem er Philip K. Dick entdeckt habe, habe es zudem kaum ein Jahr gedauert, „bis meine eigene erregte Fantasie den ,Schund‘ in seiner ,Schundliteratur‘ verschwinden ließ und stattdessen ideelle Verbindungen zu Franz Kafka, den Talking Heads und Giorgio de Chirico herbeizauberte. Ging es dabei noch um ,Popkultur‘? Können wir nicht einfach Kultur sagen?“ Wir sollten.
„Science-Fiction“, das heißt, das Bewusstsein als einen einzigen Strom von Epiphanien erfahren. – „Star Wars – Die Rückkehr der Jedi-Ritter“, 1983.
FOTO: INTERFOTO
Jonathan Lethem: Bekenntnisse eines Tiefstaplers – Memoiren in Fragmenten. Aus dem Englischen von Gregor Hens. Tropen Verlag, Stuttgart 2012.
351 Seiten, 21,95 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Welchen Einfluss hat die Popkultur auf einen Autor? Der amerikanische Schriftsteller
Jonathan Lethem gibt in seinen intellektuellen Memoiren Auskunft
VON JENS-CHRISTIAN RABE
Es ist nicht fair, die Klappentexte eines Buches gegen den Autor auszuspielen. Sie sind immer ein irrer Kompromiss aller Beteiligten. Der Klappentext-Leser befindet sich schließlich überall, nur eben noch längst nicht im Kraftfeld des Buches, das er in der Hand hält. Der Autor will trotzdem einen möglichst treffende, aber intellektuell nicht abgekochte Präsentation seines Buches. Die Lektoren wollen das im Prinzip auch, nur im Zweifel etwas zugespitzter. Besser als der Autor wissen sie, dass der Kampf um Aufmerksamkeit nicht allzu subtil geführt wird. Für die reisenden Buchvertreter wiederum soll es bitte populär sein, das Ding muss ja irgendwie auch an die Buchhändlerin gebracht werden. Und die PR-Leute stehen dann ganz blöd irgendwo dazwischen. Sie denken ans Fernsehen und stimmen den Vertretern zu – aber kann man dann noch die Qualitätspresse gewinnen? Und was will eigentlich der Verleger? Tja. So geht das.
Und dann steht da im Klappentext eines Buches mit dem Titel „Bekenntnisse eines Tiefstaplers“, das „tiefe Einblicke“ gewährt würden in die „kaleidoskopische Natur der künstlerischen Praxis“. Und eine Frage kommt, weil’s so schön clever klingt, selten allein: „Welchen Einfluss hat ein Autor auf unsere zeitgenössische Kultur? Und welchen Einfluss hat unsere zeitgenössische Kultur auf Autoren?“
Es ist nicht fair, die Klappentexte eines Buches gegen den Autor auszuspielen. Manchmal aber muss es sein. Weil sich der amerikanische Schriftsteller Jonathan Lethem, der die „Bekenntnisse eines Tiefstaplers“ geschrieben hat, auch nicht scheut vor geschriebenem Schund aller Art. Und weil in diesem als intellektuelle Memoiren angelegten Essayband, den Gregor Hens sehr souverän ins Deutsche übertragen hat, die zweite der beiden zitierten Fragen tatsächlich immer wieder beantwortet wird. Also: Welchen Einfluss hatte die „zeitgenössische Kultur“ auf diesen Autor, der mit dem 2003 veröffentlichten Roman „The Fortress of Solitude“ („Die Festung der Einsamkeit“) berühmt wurde? Oder vielmehr: Was sagt ein angesehener Autor der Hochkultur, wenn er erklären will, welche Bedeutung für ihn Autoren, Filmemacher und Musiker haben, denen die hohen kulturellen Weihen leider nie erteilt wurden?
Über Schundliteratur
Einer der zentralen Bezugspunkte im intellektuellen Universum Lethems ist der Science-Fiction-Autor Philip K. Dick. Filme wie „Matrix“ oder „Existenz“ beruhen auf Dicks Büchern und der wahrscheinlich wichtigste Science-Fiction der Kinogeschichte, „Blade Runner“, ist eine Verfilmung seines Romans „Träumen Androiden von elektrischen Schafen?“. Lethem gesteht, dass das „schludrig frauenfeindliche Bild der Mutter“ in einer alten Kurzgeschichte, die im Buch auch abgedruckt ist, ein Erbe Dicks sei, ebenso wie die Figur Frank Minna in „Motherless Brooklyn“ so ein mächtiger, aber unberechenbarer Übervater sei, wie sie Dick gerne erfunden habe. Wirklich interessant ist allerdings Lethems grundsätzliche skrupulöse Verteidigung des Genres: „Der Protagonist in der Science-Fiction entspricht weniger dem Autor als dem Leser, er stürzt in eine Welt, die nach verdeckten Prinzipien geordnet ist, voller Codes, die geknackt werden müssen (. . . ). Es ist eine Haltung, die insofern bedeutsam scheint, als sie eine gewisse Ähnlichkeit hat mit Wissenschaft, Philosophie und dem, was an den Universitäten als ,Theorie‘ bezeichnet wird.“ Wer sich darauf einlasse, erfahre das Bewusstsein als einen einzigen Strom von Epiphanien: „Warte mal, sie verwenden ein Gabel, um diese Substanz zum Mund zu führen, und für die andere benutzen sie die Finger. Faszinierend!“ Ginge man nun davon aus, so Lethem, dass es sich lohne, die unsichtbaren Systeme, die unseren Alltag bestimmen, zu erkennen und zu analysieren, dann könne „diese Literatur“, wenn sie gut gemacht sei, „wirklich wichtig sein“. Dann könnte die Science-Fiction-Gemeinde so etwas sein wie ein „Kanarienvogel im Bergwerk, und zwar einer, der die Gefahr bereits gewittert hat, als wir noch nicht einmal in den Stollen eingefahren sind“.
Über Sampling
Der zentrale Essay des Buches heißt in der deutschen Übersetzung etwas unglücklich „Einflussekstase“. Der Originaltitel ist gleichzeitig der Titel der englischsprachigen Ausgabe des Buchs: „The Ecstasy of Influence“. Als der Aufsatz 2007 im Magazin Harper’s erschien gab es einen mittleren Skandal, denn er ist ein leidenschaftliches Plädoyer gegen übertriebenen Urheberrechtsschutz in der Kunst und für Plünderung, Zitat, Aneignung und Mimikry: „Kunst ohne Quellen ist nicht denkbar.“ Die Collage sei die Kunstform des zwanzigsten Jahrhunderts und möglicherweise auch des einundzwanzigsten. So steht es da und es ist natürlich umso schöner, dass sich am Ende des Textes herausstellt, dass Lethem seine Rechtfertigung der Plünderei selbst vollständig zusammengeplündert hat. Der Collagen-Satz stammt übrigens von dem Filmemacher Craig Baldwin.
Über Punk
„Den Gesang vor der Rock-Ära beurteilen wir nach der Perfektion, mit der uns der Text dargebracht wird. (. . .) Nach 1956 aber beurteilen wir einen Sänger danach, ob es ihm gelingt, etwas ans Tageslicht zu zerren, was der Song eigentlich nicht hergibt.“ Das erkläre, warum Stimmen wie die von Joan Baez oder Emmylou Harris oder Billy Joel niemals wirklich in der Sprache der Gegenwart zu singen scheinen, egal, wie rauh sich ihr Material und die Begleitmusik gäben. Und es erkläre auch, warum Elvis immer Rock sei, selbst wenn er eine Schnulze wie „Blue Moon“ singe. Wer hat eigentlich zuletzt so über den Gesang im Pop geschrieben wie Jonathan Lethem in dem kleinen Kapitel „Das Haar in der Suppe“? Nicht viele.
Über Unpop
Man muss die Vorlieben und Ansichten von Lethem nicht teilen, um mit Vergnügen dieses originelle, kluge, lustige Buch zu lesen. Zumal er es selbst denen, die seinen Geschmack teilen, dann doch schwerer macht als gedacht. Er will sich nämlich gar nicht auf eine Seite schlagen lassen. So nah ihm mancher Schund auch ist, so fern sind ihm dessen obskure Fangemeinden: „Muss ich, nur weil ich ,Star Wars’ als Dreizehnjähriger einige Male zu oft gesehen habe, deshalb noch zehn Jahre später behaupten, ,Star Wars’ sei ein guter Film?“ Wenn schon, sieht er sich eher beim „Unpop“, als „Snob in popkulturellem Kostüm“, bei den „Schundautoren“, die sich trotz ihres Anspruchs für Genres entschieden hatten, die ihnen keine College-Dozentenstelle garantierten, wenn der Erfolg ausblieb. Lethem bevorzugt ohnehin den Begriff „Alltagskultur“, zu viel Popkultur sei schließlich gar nicht populär. Nachdem er Philip K. Dick entdeckt habe, habe es zudem kaum ein Jahr gedauert, „bis meine eigene erregte Fantasie den ,Schund‘ in seiner ,Schundliteratur‘ verschwinden ließ und stattdessen ideelle Verbindungen zu Franz Kafka, den Talking Heads und Giorgio de Chirico herbeizauberte. Ging es dabei noch um ,Popkultur‘? Können wir nicht einfach Kultur sagen?“ Wir sollten.
„Science-Fiction“, das heißt, das Bewusstsein als einen einzigen Strom von Epiphanien erfahren. – „Star Wars – Die Rückkehr der Jedi-Ritter“, 1983.
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Jonathan Lethem: Bekenntnisse eines Tiefstaplers – Memoiren in Fragmenten. Aus dem Englischen von Gregor Hens. Tropen Verlag, Stuttgart 2012.
351 Seiten, 21,95 Euro.
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Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
»Man muss die Vorlieben und Ansichten von Lethem nicht teilen, um mit Vergnügen dieses originelle, kluge, lustige Buch zu lesen.« Jens-Christian Rabe, Süddeutsche Zeitung, 4.12.2012 »"Bekenntnisse eines Tiefstaplers" ist eine gleichsam erkenntnis- wie unterhaltungsreiche Reflektion über das Leben mit und für die Kunst.« Sascha Ehlert, Andy Warhol's Interview, 3.12.2012 »Jonathan Lethem, Jahrgang 1964, ist einer der originellsten Köpfe der US-amerikanischen Gegenwartsliteratur. Seine autobiographische Essaysammlung lohnt allein schon wegen der profunden Auseinandersetzung mit Science-Fiction-Literatur.« Denis Scheck, ARD Druckfrisch, 1.12.2012 »Bekannt hohes Niveau des Autors und seines deutschen Verlages Tropen ... Auch wer in diesen Essays nicht seine Helden findet und zu Recht meint, dass Thomas Berger nicht zu den vier größten amerikanischen Autoren gehört, wird Vergnügen und Erkenntnisgewinn aus dieser Lektüre ziehen, die neben der Verneigung des Autors vor der Kunst vor allem vorführt, wie eng Kunstverständnis und Demut zusammen gehören.« Stefan Maelck, NDR Kultur, 21.9.2012 »Lethem gelingt das Kunststück, gleichsam lässig wie brillant zu schreiben. Ein lesenswertes Patchwork-Buch.« Martina Himmer, Main-Echo, 06.10.2012