Aus Sicht des Horatio erzähle ich die Geschichte des Prinzen Hamlet mit einem anderen Ende. Hamlet ist eine literarische Figur und eng mit dem Namen des britischen Stückeschreibers gebunden, den wir als William Shakespeare kennen. Wer dieser Shakespeare wirklich war, wissen wir bis heute nicht. Wir haben nur seine Stücke, die alles überragend sind - trotz einiger Lücken und Schwächen. Der "Hamlet" gilt vielen als sein monumentales Hauptwerk - und gleichzeitig als ein Stück, das sich ungekürzt fast nicht aufführen lässt. Zwei Drittel des Textes werden von einer einzigen Person gesprochen. Und diese Person bleibt seltsamerweise im Dunkeln. Ich habe mich in den letzten vierzig Jahren immer wieder mit Shakespeare und seinen über 37 Stücken beschäftigt. "Hamlet" war und ist einer meiner Favoriten. Mir ist allerdings aufgefallen, dass es einen Bruch in dieser Tragödie gibt. Der letzte der nachträglich gesetzten fünf Akte scheint mir an den Kern des Stückes angeklebt zu sein. Als sei der Autor um eine stringente Fortsetzung seiner Geschichte verlegen gewesen. Des Weiteren fiel mir auf, dass es einen einzigen Protagonisten im "Hamlet" gibt, der eine wirklich tragende Rolle spielt, aber nur wenig Text zu sprechen hat und seltsamerweise überlebt. Horatio ist der einzige echte Freund des Prinzen Hamlet und will dessen Geschichte der Nachwelt berichten. Dieser Aufgabe habe ich jetzt untergekommen und mich mit der inneren Logik der Personen noch einmal beschäftigt.