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"Was Reiseführer verschweigen" soll dieses kleine, dicke Buch verraten, so steht es auf dem Titel. Wer erwartet, hier würde Berlins schmutzige Wäsche gewaschen, wird enttäuscht. Dennoch steht in dem Buch vieles, was man anderswo nicht erfährt. Bernd Ingmar Gutberlet, Historiker und Stadtführer, kennt seine Wahlheimat gut. Er scheint Berlin zu lieben, jedenfalls zu mögen, aber er sieht auch Schrulligkeiten und Schattenseiten. Etwa den Umstand, dass Berlin Weltstadt sein möchte, ja auch ist, der Berliner aber provinziell kaum freiwillig aus seinem Kiez herausgeht und auch nicht will, dass nun alle Welt in sein Berlin kommt. Hart ins Gericht geht er mit Stadtplanern, die auf alte Rezepte setzten, die anderswo längst gescheitert sind. So sie überhaupt etwas planen, möchte man einwerfen. Er kritisiert Aspekte der Großstadt, die so auch anderswo zu finden sein dürften: Verkehrsnetz ausbauen ja, aber doch nicht vor meiner Haustüre, Wohnungsbau ja, aber doch nicht auf der Brache hier, Rücksicht ja, aber jetzt habe ich es eilig. Und er wägt Berlin-Hype und Berlin-Bashing gegeneinander ab. So finden sich neben Skurrilitäten auch Zahlen und Fakten, die der Autor sortiert und einordnet. Er schafft es sogar, Interessantes zur Verwaltung zu erzählen, etwa den Werdegang des "Volksentscheids Fahrrad". Außerdem erklärt er einige berlinspezifische Begriffe wie Molle, Späti, Kiez, Pfannkuchen oder Berliner Zimmer, und am Ende empfiehlt er etliche Berliner Gerichte, die nicht jedem vertraut sein dürften: von Bulette über Mostricheier bis zu Hoppelpoppel.
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"Berlin für die Hosentasche - Was Reiseführer verschweigen" von Bernd Ingmar Gutberlet. Fischer Verlag, Frankfurt 2017. 416 Seiten. broschiert, 10,00 Euro.
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