>Globalisierung< firmiert, systematisch zu erfassen und sie in ihren kulturellen und strukturellen Ursachen ebenso wie in ihren Auswirkungen auf die individuelle und kollektive Lebensführung zu analysieren. Entwickelt wird dabei die These, daß die zunächst befreiende und befähigende Wirkung der modernen sozialen Beschleunigung, die mit den technischen Geschwindigkeitssteigerungen des Transports, der Kommunikation oder der Produktion zusammenhängt, in der Spätmoderne in ihr Gegenteil umzuschlagen droht. Individuell wie kollektiv verändert sich die Erfahrung von Zeit und Geschichte: An die Stelle einer gerichteten Vorwärtsbewegung tritt die Wahrnehmung einer gleichsam bewegungslosen und in sich erstarrten Steigerungsspirale.
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Entgegen der üblichen und oft oberflächlichen oder einseitigen Zeitkritik habe der Jenaer Soziologe Hartmut Rose eine Theorie der Zeit vorgelegt, die "gewaltig, monumental und erschöpfend" sei und sich durch ihre Einbettung in den Diskurs der Moderne auszeichne, befindet ein begeisterter Thomas Assheuer. Als "stumme, normative Gewalt", wie er den Autor zitiert, sei sie das lebensbestimmende Moment moderner Gesellschaften und stehe als solche noch über dem Besitz von Macht und Geld. Diese Diagnose unterlegt der Autor mit einer Reihe typologischer Fallbeispiele, wie etwa dem Spieler oder Drifter, der sich ähnlich dem Börsenmakler inhaltsfrei und situativ verhalte. Von Lebensentwürfen lasse sich angesichts "sozial beschleunigter Identitäten" in herkömmlichem Sinne nicht mehr reden: Man "ist" nicht mehr Bäcker, sondern "arbeite" als Bäcker. Überraschend sei dabei die These Roses, dass der moderne Spielertyp ein Abbild des alten Weltbildes darstelle. Da hier am Ende als größter Zeitvernichter der Tod stehe, nehme mit dem Erzeugen neuer Fluchtoptionen der "Aussschöpfungsgrad" beständig ab. Die technische Hinauszögerung durch immer neue Möglichkeiten und das kulturelle Weltbild sind Teil der gleichen "Akzelerationsdynamik".Damit werde auch für Rosa die Idee des Fortschritts obsolet, da wir längst in einer simulativen Zeitschleife des "Nebeneinanders von Demokratie und Despotie" leben, resümiert der Rezensent
© Perlentaucher Medien GmbH
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