satirische Autobiografie
Ich weiß nicht, ob es das genannte Genre gibt, aber der niederländische Autor nimmt alles aufs Korn, was ihm in seinem Leben begegnet. Ich kann dieses an Wendungen reiche Buch nicht bewerten, ohne auf den Inhalt einzugehen und bitte alle, die sich mehr Spannung bewahren
wollen, nicht weiterzulesen.
Das Buch beginnt mit einer Patientin eines Psychiaters, die sich erst…mehrsatirische Autobiografie
Ich weiß nicht, ob es das genannte Genre gibt, aber der niederländische Autor nimmt alles aufs Korn, was ihm in seinem Leben begegnet. Ich kann dieses an Wendungen reiche Buch nicht bewerten, ohne auf den Inhalt einzugehen und bitte alle, die sich mehr Spannung bewahren wollen, nicht weiterzulesen.
Das Buch beginnt mit einer Patientin eines Psychiaters, die sich erst das Leben nehmen wollte, jetzt aber nur wütend auf ihren Therapeuten Kadoke ist. Kadoke hatte sie zur Pflege seiner Mutter, die ursprünglich sein Vater war und wieder zum Vater wird eingesetzt, damit sie eine Lebensaufgabe hat. Auch der Vater möchte totgemacht werden. Damit thematisiert Grunberg mit Euthanasie und Geschlechtsumwandlung gleich zwei Themen, die in den liberalen Niederlanden niemanden aufregen und damit den Gedanken grüner Gesellschaftsschichten in Deutschland entspechen.
Kern der ersten Kapitel des Romans ist aber, dass Kadoke wegen seiner „alternativen Therapie“ nicht mehr als Psychiater arbeiten darf, weil seine Patientin eine Schriftsteller gefunden hat, der ihre Geschichte unter dem Pseudonym „Walvisch“ aufgeschrieben hat und Kadoke eine Vergewaltigung seiner Patientin unterstellt. Seine Patientin nennt dann in einer Talkshow Kadokes richtigen Namen. Kadoke verliert seine Zulassung, weil er seine Unschuld nicht beweisen kann und wird antisemitisch beschimpft.
Anstatt als gefallener Psychiater in Amsterdam zu bleiben, wandert Kadoke zu einer entfernten Cousine nach Israel aus, mit der kurz vorher auf dem heimischen Sofa Sex hatte, wo er als agnostischer Jude unter radikale jüdische Siedler gerät. Immerhin bezeichnet er sich als Verlobter seiner Cousine Anat und wird als Wunder gefeiert, weil Anats Freundinnen stets für einen Mann gebetet haben, damit sie viele Kinder kriegen kann.
Da die beiden schon älter sind, hat Anats Mutter, die im Warten auf den Messias auf jegliche Reinigung der Wohnung verzichtet, im Gebet mit ihrem im Koma liegenden Rabbi die Erleuchtung bekommen, dass sie die Potenz des zukünftigen Ehemanns ihrer Tochter überprüfen muss, damit ihre Tochter nicht wie bei ihrem ersten Ehemann mit einem impotenten zusammen lebt.
Kadokes Sex mit Anat unter Aufsicht der Mutter funktioniert zunächst nicht, da er Erektionsprobleme hat. Als der Leser schon denkt, die Ehe scheitert, nimmt die Mutter das „schreckliche Ding“ in den Mund und sucht mit der Taschenlampe in Anat, ob sie auch Samen bekommen hat.
Doch anstatt nun als Deckhengst ein normales bürgerliches Leben zu führen, wählt Kadoke eine neue Affäre, diesmal zu einem Mann, damit auch noch die bisexuellen Werte nicht zu kurz kommen. Das Ende einer Satire wird, wie fast üblich, dermaßen übertrieben, dass ich es nicht mehr schildern möchte. Etwas Spannung soll ja doch erhalten bleiben.
Ein nichtjüdischer Autor bekäme vermutlich Ärger, die Siedlungspolitik Israels so drastisch darzustellen, aber ich kann mir tatsächlich das Leben orthodoxer Juden so vorstellen. Weil Kadoke aber teilweise um der Geschichte willen unklug handelt und weil das Ende mir nicht gefällt, gibt es 4 Sterne. Mir hätte besser gefallen, wenn Anat einfach schwanger geworden wäre, aber das wäre für Grunberg wohl zu langweilig.