Der Titel „Besser schlafen“ hat mir gefallen, ich möchte gern besser (durch)-schlafen, da war der Griff zu diesem Buch ein Muss. Die Schlafforscherin Prof. Dr. Birgit Högl widmet sich in fünf Kapiteln allen Aspekten des Schlafs und den Grundlagen der Schlafforschung. Ganz zum Schluss gibt es noch
einen wissenschaftlichen Fragebogen, der den Leser herausfinden lässt, zu welchem Chronotyp er gehört.…mehrDer Titel „Besser schlafen“ hat mir gefallen, ich möchte gern besser (durch)-schlafen, da war der Griff zu diesem Buch ein Muss. Die Schlafforscherin Prof. Dr. Birgit Högl widmet sich in fünf Kapiteln allen Aspekten des Schlafs und den Grundlagen der Schlafforschung. Ganz zum Schluss gibt es noch einen wissenschaftlichen Fragebogen, der den Leser herausfinden lässt, zu welchem Chronotyp er gehört. Ich ahnte es schon während des Lesens, ich bin weder Nachteule noch Lerche.
Für mich besonders interessant waren die Informationen zu äußeren Einflüssen, zur inneren Uhr und zum Schlafmangel. Das Buch ist ein wissenschaftlich fundiertes, populärwissenschaftlich geschriebenes Sachbuch, keine „Schlaf-Ratgeber“, den sich vielleicht so mancher Leser wünscht. Aber wenn man dieses Buch genau liest, findet man für sich persönlich einige Ansätze, die es zu überdenken gibt. So zum Beispiel bei mir die Licht-Problematik, ich gehe sehr selten hinaus, weil ich gehbehindert bin. Gerade in der kalten, regnerischen Jahreszeit ist auch der Rollstuhl keine angenehme Option. Aber ich habe herausgelesen, dass ein Mensch täglich mindestens eine Stunde Tageslicht benötig. Was im Umkehrschluss bedeutet, ich muss mehr raus oder mir eine Tageslichtlampe zum Ausgleich anschafften.
Die vielen interessanten Details, die zur Schlafforschung geschrieben wurden, sind aufschlussreich und helfen einem auch zu verstehen, warum manche Beschwerden, die im Zusammenhang mit „schlechtem“ Schlaf auftreten, nicht einfach mit Medikamenten zu beseitigen sind. Aber besonders zu Schlafmedikamenten, egal ob frei verkäuflich oder auf Rezept zu beziehen, hätte ich mir noch ausführlichere Erklärungen gewünscht. Der Griff zur Schlaftablette ist so weit verbreitet und wird aus meiner Sicht von Betroffenen als völlig normal angesehen.
Da ich das gedruckte Exemplar gelesen habe, hätte ich mir vielleicht im Anhang einen Index und ein Glossar gewünscht. Wer das Buch auf dem E-Reader liest, hat ja die Möglichkeit der Suche bzw. kann noch einmal schnell eine Begriffserläuterung anklicken.
Die Buchgestaltung möchte ich hier ausdrücklich loben, das Nachtblau des Schutzumschlages wiederholt sich im Buch bei der Schrift und den Hauptkapitelseiten, die zudem auch noch einen Sternenhimmel imitieren. Die Schrift liest sich hervorragend (auch im Bett) und die Einteilung in nummerierte Überschriften und Unterüberschriften bestärkt den Eindruck einer wissenschaftlichen Arbeit. Das Herausheben von MYTHOS und RICHTIG lockert nicht nur auf, sondern bringt den Leser auch immer wieder in die richtige Spur.
Eigentlich wäre hier schon mein Fazit fällig und die Sternebewertung. Diese fällt mir aber doch sehr schwer, denn das Buch ist von Anfang bis Ende mit Gendersternchen angefüllt. Ich kann beim besten Willen nicht nachvollziehen, warum eine hochintelligente Wissenschaftlerin ihren Text derart verunstaltet. Das folgende Zitat von S. 20 zeigt, dass Lesefluss und Verständlichkeit der Ausführungen erheblich erschwert werden: „Auch Psychiater*innen, Internist*innen, insbesondere Kardiolog*innen, Pulmolog*innen, HNO-Ärzt*innen und Kinderärzt*innen gehören dazu. Selbst Zahnärzt*innen können sich in Schlafmedizin spezialisieren, ebenso Psycholog*innen, naturgemäß Pfleger*innen und Techniker*innen, aber es gibt auch immer mehr Ingenieur*innen, Physiker*innen und Biolog*innen etc., die vor allem in der Forschung arbeiten.“ Besonders abstrus wird es, wenn von „Jäger*innen und Sammler*innen“ die Rede ist. Umgangssprachlich wird man wohl noch in hundert Jahren von „Jägern und Sammlern“ sprechen, man kann aber die sogenannte Geschlechtergerechtigkeit plus Gendern, wie in diesem Buch exemplarisch, wahrlich übertreiben. Mag sein, dass ich altmodisch, konservativ und intolerant bin, aber ich habe Deutsch gelernt, das ist meine Muttersprache und bin nicht bereit, eine Verschlechterung der deutschen Sprache unwidersprochen zu akzeptieren. Für dieses schöne, interessante und hilfreiche Buch tut es mir umso mehr leid. Einen Sterneabzug nehme ich nicht vor, ich werde trotzdem nur den sachbezogenen Inhalt werten.
Fazit: Ich habe viele neue Informationen erhalten, der Input war sehr umfangreich, obwohl ich schon einiges über Schlaf in anderen Publikationen gelesen habe. Die Buchgestaltung hat mir sehr gefallen, das steht gerade bei Sachbüchern nicht unbedingt immer im Vordergrund. Die Gendersternchen haben mir die Freude leider gründlich verdorben.