Funeral for a Dog - Die Adaption des Romans "Bestattung eines Hundes" erscheint im ersten Quartal 2022 als Miniserie auf Sky u.a. mit Alina Tomnikov, Friedrich Mücke und Albrecht Schuch. Thomas Pletzingers großartiges Romandebüt zeigt eine Generation zwischen Liebe, Freiheitsdrang und Verantwortung. Ein Ethnologe in einer Lebenskrise, ein Kinderbuchautor mit einem Bestseller und einer Ruine am Luganer See, eine finnische Ärztin, ein kleiner Junge ohne Vater, ein mysteriöser Freund, ein sterbender Hund und ein verstecktes Manuskript: Thomas Pletzinger macht daraus eine hochspannende, aberwitzige und anrührende Geschichte. Im Streit verlässt Daniel Mandelkern die großzügige Altbauwohnung im Hamburger Generalsviertel und Elisabeth, seine Frau und Chefin. Sie hat ihm den Auftrag erteilt, den öffentlichkeitsscheuen Autor Dirk Svensson am Luganer See zu besuchen und für den von ihr verantworteten Kulturteil einer Wochenzeitung zu interviewen. Äußerst widerwillig macht Mandelkern sich auf den Weg, hofft aber, dass ihm die Distanz helfen wird, sich klar zu werden - über sein Leben, seine Liebe und die Zukunft seiner Ehe. Schon bei der Ankunft am See ahnt er, dass am Ende seiner Reise mehr stehen wird als das Autorenporträt, das Elisabeth erwartet. Denn Mandelkern ist nicht der einzige Gast. Mit ihm besteigen eine schöne junge Frau und ihr Sohn das Boot, mit dem Svensson und sein dreibeiniger Hund in Lugano anlegen. Es folgen vier Tage in Svenssons Welt, in denen Daniel Mandelkern sich und sein Leben mit anderen Augen zu sehen lernt. Er wird hineingezogen in eine tödliche Dreiecksbeziehung und in ein Manuskript, das er im Gästezimmer findet und das ihn nach New York, Brasilien und tief in das rätselhafte Leben des Dirk Svensson führt. Bestattung eines Hundes erzählt von den Mittdreißigern unserer Tage, die an vielen Orten der Welt gewesen sind, ohne irgendwo zu Hause zu sein, die viel ausprobiert haben, ohne eine Berufung zu finden, die große Pläne geschmiedet haben und nun kleine Lösungen finden müssen. Die alte Geschichte von der Sehnsucht nach Glück und Liebe, Thomas Pletzinger erfindet sie neu, mit einem genauen Blick, sprachlicher Finesse und atmosphärischer Dichte.
Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, B, CY, D, DK, EW, E, FIN, F, GR, IRL, I, L, M, NL, P, S, SLO, SK ausgeliefert werden.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 25.06.2008Tennis in Lugano
Rätsel ohne Auflösung: Thomas Pletzingers Romandebüt „Bestattung eines Hundes”
Wenn die jungen Männer in der deutschen Gegenwartsliteratur einen Beruf haben, dann sind sie – nicht unbedingt gern, aber häufig – Journalist. Das hat den erzähltechnischen Vorzug, dass Journalisten viel zu erzählen und sich von Berufs wegen in der Welt umzutun haben: Wo Journalisten sind, ist Stoff garantiert, auch und gerade dann, wenn man gar keinen Journalistenroman schreiben will. Der andere Vorteil des Journalistenberufs ist: er ist empirisch wahrscheinlich. Es kommt nicht selten vor, dass man ein Studium mit Eifer betreibt, aber nicht zu Ende bringt, weil es an akademischen Anreizen fehlt oder auch nur an Sitzfleisch, oder weil andere Chancen winken, und dass man dann ins journalistische Fach wechselt, während die Dissertation als Fragment in der Schublade schlummert. Oft genug ist der Journalismus das Spielfeld für Talente, die dem akademischen Ruhm abgeschworen haben und im Vorgriff auf kommenden literarischen Ruhm schöne „Stücke” für – um zu Thomas Pletzingers Helden zu kommen – „Geo kompakt” schreiben.
Daniel Mandelkern ist ein solcher Ex-Student, mit dem Studienfach Ethnologie und einer ruhenden Dissertation zum Thema „Dichte Teilnahme und mediale Identität – eine Methode im Wandel”. Ab und zu wird aus dem Dissertations-Fragment zitiert, und man merkt sogleich: dieser Mandelkern ist, was die Ethnologie von Malinowski bis Clifford Geertz angeht, auf dem Laufenden, und auch was „Inszenierungs- und Authentizitätsstrategien” im Film angeht (auch dies irgendwie ja ein Thema der modernen Völkerkunde), macht ihm keiner was vor.
Warum ist Mandelkern trotzdem akademisch gescheitert? Das wäre eine lohnende Frage, der Pletzingers Roman leider nicht wirklich nachgeht. Vielleicht sieht Pletzinger bei Daniel Mandelkern gar kein Scheitern. Mandelkern ist noch immer jung, kennt sich aus in den gängigen Diskursen, hat, sonst wäre er nicht fester Freier bei Gruner & Jahr, sehr wahrscheinlich eine „Schreibe”, und er verdient, anders als an der Uni, auch noch das notwendige Geld. Andererseits, eine „Karriere” wird das nicht mehr werden, das merkt Mandelkern schmerzlich, wenn er an seine Frau denkt. Elisabeth, ein paar Jahre älter und um ein Erhebliches erfolgreicher als er, ist seit Neuestem Mandelkerns Chefin.
Als Roman einer zeitgenössischen Ehe ist „Bestattung eines Hundes” ziemlich auf der Höhe. Ein Satz von Max Frisch dient als Motto und gibt den Ton an. Alle Behauptungen, es sei über die Liebe alles gesagt, so Frisch, „verkennen, dass das Verhältnis zwischen den Geschlechtern sich ändert, dass andere Liebesgeschichten stattfinden werden”. Die Beziehung zwischen Mandelkern und Elisabeth ist so eine andere Liebesgeschichte.
Die Frau ist darin dem Mann an Alter, Erfahrung und Erfolg voraus, und er genießt diesen Umstand so sehr, wie dieser ihn andererseits in Verlegenheit bringt – wer lässt sich schon gern in der Redaktionskonferenz von seinem Lebenspartner über den Mund fahren? Pletzinger hat für die spezifische Temperatur dieser Beziehung, für ihre etwas brüsken Wechsel vom Intimen zum Geschäftsmäßigen und zurück, eine besondere Antenne. Man liest das mit einiger Anteilnahme, muss dann aber bedauernd feststellen, dass Pletzingers Ehrgeiz weiter reicht.
Die Chefin und das Geheimnis
Andere Liebesgeschichten über ein geändertes Verhältnis zwischen den Geschlechtern, das hätte für ein Romandebüt möglicherweise gereicht. Aber Pletzinger will mehr. Elisabeth, die Textchefin und Ehefrau, hat Mandelkern einen Auftrag erteilt. „Mein Auftrag: ich soll dem Menschen Svensson auf die Spur kommen” (von Ferne erinnert das an den Plot von Thomas Bernhards „Frost”). Also: 16 000 Zeichen über einen Kinderbuchautor, der am Luganer See lebt und ein Geheimnis hütet. Was glaubst du, Leser, wird Mandelkern vom Luganer See zurückbringen? A) 16 000 Zeichen? B) Gar nichts? C) Oder wird er gar nicht zurückkommen und stattdessen seiner Frau und Chefin das Konvolut zusenden, das uns gedruckt und gebunden nunmehr als Roman vorliegt?
Um die Spannung zu erhalten, sei nur so viel verraten: Es gähnt in der Mitte des Romans ein großes Geheimnis, das aber leider nur halb so interessant ist wie die Elisabeth- und Mandelkern-Beziehungsgeschichte. Das Coverfoto zeigt einen leeren Swimmingpool vor dem Hintergrund des (wahrscheinlich) Luganer Sees und deutet auf ein Rätsel, zu dem es keine Auflösung gibt. Die Urszene dieser Art Verrätselung bleibt wohl für immer Antonionis „Blow up”. Tennis spielen ohne Ball – während aber die Geräusche des Balles zu vernehmen sind – ist eine Disziplin, in der sich seither Heerscharen ambitionierter Künstler geübt haben.
Natürlich, um den menschenscheuen Kinderbuchautor in Lugano herum liegt ein Geheimnis. Eine junge, attraktive Frau kommt ins Spiel, ein Kind sowie ein dreibeiniger Hund, und irgendwie gibt es ein geheimes Manuskript namens „Astroland”, in dem es um manch Dunkles in Svenssons Vorleben zwischen New York und Brasilien geht. Aus diesem Manuskript wird in Pletzingers Roman über Dutzende Seiten „zitiert”, und man kann und soll die dort geschilderten Begebenheiten natürlich als Spiegelerzählung zur anderen Liebesgeschichte lesen, aber was ist damit gewonnen? Texttechnisch gewitzt wie Pletzinger sind heutzutage alle, und ein bisschen gemäßigte Moderne mit Zwischenkapitelüberschriften nach jeder halben Seite und Einklammerungen en masse („ein aufblasbarer Plastiksessel (blau, wenig Luft)”) gehört zum Standardrepertoire aller Schreibkurse.
Worauf es, nach oder vor oder bei aller Wendigkeit, ankäme, bei Pletzinger und anderen, wäre, sich erst einmal auf die innere Stimmigkeit und Notwendigkeit eines Stoffes und einer Sprache zu besinnen. Wie wäre es, wenn Pletzinger als Nächstes etwas schriebe, wo eine Figur (und sei es ein Journalist) einmal kein Manuskript findet und ein Mann seiner Frau als Abschiedsgeschenk einmal keinen Roman nach Hause schickte? Pletzingers Fähigkeiten verstecken sich (noch?) hinter dem gängigen Fiktions-Schmock. Wenn er von ihm lassen könnte, wüssten wir noch lieber, wo bei ihm der Hund begraben liegt. CHRISTOPH BARTMANN
THOMAS PLETZINGER: Bestattung eines Hundes. Roman. Verlag Kiepenheuer&Witsch, Köln 2008. 348 S., 19,95 Euro.
Jeder See gibt Rätsel auf, der von Lugano ein unlösbares: Wo ist hier der Hund begraben? Foto: Konrad Wothe/LOOK-foto
Der Autor Thomas Pletzinger Foto: Jürgen Bauer/Ullstein Bild
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
Rätsel ohne Auflösung: Thomas Pletzingers Romandebüt „Bestattung eines Hundes”
Wenn die jungen Männer in der deutschen Gegenwartsliteratur einen Beruf haben, dann sind sie – nicht unbedingt gern, aber häufig – Journalist. Das hat den erzähltechnischen Vorzug, dass Journalisten viel zu erzählen und sich von Berufs wegen in der Welt umzutun haben: Wo Journalisten sind, ist Stoff garantiert, auch und gerade dann, wenn man gar keinen Journalistenroman schreiben will. Der andere Vorteil des Journalistenberufs ist: er ist empirisch wahrscheinlich. Es kommt nicht selten vor, dass man ein Studium mit Eifer betreibt, aber nicht zu Ende bringt, weil es an akademischen Anreizen fehlt oder auch nur an Sitzfleisch, oder weil andere Chancen winken, und dass man dann ins journalistische Fach wechselt, während die Dissertation als Fragment in der Schublade schlummert. Oft genug ist der Journalismus das Spielfeld für Talente, die dem akademischen Ruhm abgeschworen haben und im Vorgriff auf kommenden literarischen Ruhm schöne „Stücke” für – um zu Thomas Pletzingers Helden zu kommen – „Geo kompakt” schreiben.
Daniel Mandelkern ist ein solcher Ex-Student, mit dem Studienfach Ethnologie und einer ruhenden Dissertation zum Thema „Dichte Teilnahme und mediale Identität – eine Methode im Wandel”. Ab und zu wird aus dem Dissertations-Fragment zitiert, und man merkt sogleich: dieser Mandelkern ist, was die Ethnologie von Malinowski bis Clifford Geertz angeht, auf dem Laufenden, und auch was „Inszenierungs- und Authentizitätsstrategien” im Film angeht (auch dies irgendwie ja ein Thema der modernen Völkerkunde), macht ihm keiner was vor.
Warum ist Mandelkern trotzdem akademisch gescheitert? Das wäre eine lohnende Frage, der Pletzingers Roman leider nicht wirklich nachgeht. Vielleicht sieht Pletzinger bei Daniel Mandelkern gar kein Scheitern. Mandelkern ist noch immer jung, kennt sich aus in den gängigen Diskursen, hat, sonst wäre er nicht fester Freier bei Gruner & Jahr, sehr wahrscheinlich eine „Schreibe”, und er verdient, anders als an der Uni, auch noch das notwendige Geld. Andererseits, eine „Karriere” wird das nicht mehr werden, das merkt Mandelkern schmerzlich, wenn er an seine Frau denkt. Elisabeth, ein paar Jahre älter und um ein Erhebliches erfolgreicher als er, ist seit Neuestem Mandelkerns Chefin.
Als Roman einer zeitgenössischen Ehe ist „Bestattung eines Hundes” ziemlich auf der Höhe. Ein Satz von Max Frisch dient als Motto und gibt den Ton an. Alle Behauptungen, es sei über die Liebe alles gesagt, so Frisch, „verkennen, dass das Verhältnis zwischen den Geschlechtern sich ändert, dass andere Liebesgeschichten stattfinden werden”. Die Beziehung zwischen Mandelkern und Elisabeth ist so eine andere Liebesgeschichte.
Die Frau ist darin dem Mann an Alter, Erfahrung und Erfolg voraus, und er genießt diesen Umstand so sehr, wie dieser ihn andererseits in Verlegenheit bringt – wer lässt sich schon gern in der Redaktionskonferenz von seinem Lebenspartner über den Mund fahren? Pletzinger hat für die spezifische Temperatur dieser Beziehung, für ihre etwas brüsken Wechsel vom Intimen zum Geschäftsmäßigen und zurück, eine besondere Antenne. Man liest das mit einiger Anteilnahme, muss dann aber bedauernd feststellen, dass Pletzingers Ehrgeiz weiter reicht.
Die Chefin und das Geheimnis
Andere Liebesgeschichten über ein geändertes Verhältnis zwischen den Geschlechtern, das hätte für ein Romandebüt möglicherweise gereicht. Aber Pletzinger will mehr. Elisabeth, die Textchefin und Ehefrau, hat Mandelkern einen Auftrag erteilt. „Mein Auftrag: ich soll dem Menschen Svensson auf die Spur kommen” (von Ferne erinnert das an den Plot von Thomas Bernhards „Frost”). Also: 16 000 Zeichen über einen Kinderbuchautor, der am Luganer See lebt und ein Geheimnis hütet. Was glaubst du, Leser, wird Mandelkern vom Luganer See zurückbringen? A) 16 000 Zeichen? B) Gar nichts? C) Oder wird er gar nicht zurückkommen und stattdessen seiner Frau und Chefin das Konvolut zusenden, das uns gedruckt und gebunden nunmehr als Roman vorliegt?
Um die Spannung zu erhalten, sei nur so viel verraten: Es gähnt in der Mitte des Romans ein großes Geheimnis, das aber leider nur halb so interessant ist wie die Elisabeth- und Mandelkern-Beziehungsgeschichte. Das Coverfoto zeigt einen leeren Swimmingpool vor dem Hintergrund des (wahrscheinlich) Luganer Sees und deutet auf ein Rätsel, zu dem es keine Auflösung gibt. Die Urszene dieser Art Verrätselung bleibt wohl für immer Antonionis „Blow up”. Tennis spielen ohne Ball – während aber die Geräusche des Balles zu vernehmen sind – ist eine Disziplin, in der sich seither Heerscharen ambitionierter Künstler geübt haben.
Natürlich, um den menschenscheuen Kinderbuchautor in Lugano herum liegt ein Geheimnis. Eine junge, attraktive Frau kommt ins Spiel, ein Kind sowie ein dreibeiniger Hund, und irgendwie gibt es ein geheimes Manuskript namens „Astroland”, in dem es um manch Dunkles in Svenssons Vorleben zwischen New York und Brasilien geht. Aus diesem Manuskript wird in Pletzingers Roman über Dutzende Seiten „zitiert”, und man kann und soll die dort geschilderten Begebenheiten natürlich als Spiegelerzählung zur anderen Liebesgeschichte lesen, aber was ist damit gewonnen? Texttechnisch gewitzt wie Pletzinger sind heutzutage alle, und ein bisschen gemäßigte Moderne mit Zwischenkapitelüberschriften nach jeder halben Seite und Einklammerungen en masse („ein aufblasbarer Plastiksessel (blau, wenig Luft)”) gehört zum Standardrepertoire aller Schreibkurse.
Worauf es, nach oder vor oder bei aller Wendigkeit, ankäme, bei Pletzinger und anderen, wäre, sich erst einmal auf die innere Stimmigkeit und Notwendigkeit eines Stoffes und einer Sprache zu besinnen. Wie wäre es, wenn Pletzinger als Nächstes etwas schriebe, wo eine Figur (und sei es ein Journalist) einmal kein Manuskript findet und ein Mann seiner Frau als Abschiedsgeschenk einmal keinen Roman nach Hause schickte? Pletzingers Fähigkeiten verstecken sich (noch?) hinter dem gängigen Fiktions-Schmock. Wenn er von ihm lassen könnte, wüssten wir noch lieber, wo bei ihm der Hund begraben liegt. CHRISTOPH BARTMANN
THOMAS PLETZINGER: Bestattung eines Hundes. Roman. Verlag Kiepenheuer&Witsch, Köln 2008. 348 S., 19,95 Euro.
Jeder See gibt Rätsel auf, der von Lugano ein unlösbares: Wo ist hier der Hund begraben? Foto: Konrad Wothe/LOOK-foto
Der Autor Thomas Pletzinger Foto: Jürgen Bauer/Ullstein Bild
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.03.2008Mit dem Marsmädchen in Astroland
Dein Name sei Mandelkern: Thomas Pletzingers Debüt / Von Richard Kämmerlings
Man könnte Romane einmal zu Versuchszwecken in zwei Gruppen aufteilen - nach dem Kriterium, ob die Figuren dort mit Vor- oder mit Nachnamen bezeichnet werden. Nachnamen, so eine Arbeitshypothese, klingen, im Deutschen jedenfalls, cooler, moderner, natürlich professioneller und weniger aufdringlich. Jede Tyrannei der Intimität wird durch sie ferngehalten; die Nennung oder gar Anrede mit dem bloßen Nachnamen gehört zum Habitus einer Verhaltenslehre der Kälte und ist zugleich Ausdruck einer problematisch gewordenen Identität: "Ich bin nicht Stiller" - wer kennt denn überhaupt den Vornamen von Max Frischs berühmtem Nicht-Subjekt?
"Du solltest mal wieder etwas Gelungenes schreiben, Mandelkern!", sagt die Ehefrau, die Mandelkern Elisabeth nennt, während eines langen, zermürbenden, nächtlichen Streits. Und dann, beim Versöhnungssex, "halt still, Mandelkern", ein weiterer Befehl, der leichter zu befolgen ist: "Elisabeth rief dann Daniel Daniel, sie rief Daniel mitten in mein Gesicht, sie meinte wohl tatsächlich mich."
Der freie Journalist Daniel Mandelkern und seine Frau (und Chefin) Elisabeth sind in einer Krise. In ihrer teuren Hamburger Altbauwohnung gibt es "ein leeres Zimmer, das wir Gästezimmer nennen". Elisabeth will ein Kind; er will erst einmal über alles reden, daher schickt sie ihn als seine Redaktionsleiterin übers Wochenende weg mit einem Sonderauftrag an den Luganer See: "Dirk Svensson: Gespräch & Porträt (Mandelkern)". 16 000 Zeichen also statt eines eindeutigen Signals, und Mandelkern überlegt verkatert auf der Flugzeugtoilette, "wann wir unsere Vornamen verloren haben. Wir haben doch einmal miteinander reden können, wir waren doch einmal gleich alt, wir haben doch einmal gewusst, wer wir sind (wir waren einmal: wir)."
Mandelkern, Anfang dreißig, ist Ethnologe, und Thomas Pletzinger lässt ihn gleich zu Beginn seines Debütromans eine fulminante "dichte Beschreibung" seiner eigenen Schieflage geben. Jedes Detail ist von Belang - die Rotweinsorte in der Nacht, das Gewicht des Fluggepäcks am Morgen und das Ritual der Sicherheitskontrolle: "Der Ring an meinem Finger hat keinen Alarm ausgelöst." Die Niederschrift dient zur Klärung; und auch das beabsichtigte Porträt wird zur Selbstvergewisserung. Denn der rätselhafte, zurückgezogen in der Schweiz lebende Svensson, Autor des Kinderbuch-Bestsellers "Die Geschichte von Leo und dem Nichtviel", spielt mit Mandelkern Verstecken, weicht allen Fragen aus und lädt ihn stattdessen in sein abgelegenes Haus am See ein. Aus dem Interview wird eine Home-Story, aus der Home-Story eine Lebensgeschichte, ein Roman eben.
Gemeinsam mit Mandelkern trifft eine junge schöne Finnin namens Tuuli mit ihrem kleinen Sohn in der schweizerischen Idylle ein. Ist es Svenssons Frau? Seine frühere Geliebte? Ist der Junge sein Sohn? Warum hat Svenssons alter, kranker Hund nur drei Beine? Und was hat das alles mit einem Kinderbuch über den Tod eines Freundes zu tun? Auf direktem Weg sind nicht einmal die elementarsten Dinge zu klären; so greift Mandelkern zur ethnologischen Methode der teilnehmenden Beobachtung: Er erklärt Tuuli zu seiner "Hauptinformantin" und verliebt sich in sie (sie duzt ihn sofort, er bleibt immer am "Sie" hängen).
Schließlich entdeckt Mandelkern ein Manuskript mit dem Titel "Astroland", einen autobiographischen Romanentwurf Svenssons, der die dramatische Geschichte einer Dreiecksbeziehung zwischen Svensson, Tuuli und dem - inzwischen gestorbenen - gemeinsamen Freund Felix erzählt. Die drei hatten sich als freiwillige Entwicklungshelfer in der brasilianischen Provinz kennengelernt und dann eine Weile, zur Zeit der Terroranschläge auf das World Trade Center, in New York gelebt. Hier wurde auch Tuulis Kind geboren. Während Mandelkern nur scheinbar spielerisch die Position des abwesenden Dritten einnimmt, wird er mit den Mitteln des Erzählens hineingezogen ins Lebensdrama Svenssons, in die Konstellation dreier umeinander kreisender und miteinander rivalisierender Menschen: ein Bermuda-Dreieck am Lago di Lugano.
Wie Pletzinger diese Geschichte nun erzählt, ist virtuos. Die eingefügten Auszüge aus "Astroland", schnell geschnitten, rauschhaft, radikal, bilden einen scharfen Kontrast zum Kammerspiel am ruhigen See. Während Mandelkern zweifelt und fragt, tastet und zögert, die Avancen Tuulis nur halbherzig erwidert, drückt Svensson in seinen Erinnerungen heftig auf das Gaspedal - ein Tempo- und Temperamentwechsel, der dem Roman sehr gut bekommt. Wie Svensson restalkoholsiert, mit blutverschmiertem Hemd und vor Eifersucht glühend durch das noch in Schockstarre verharrende New York irrt oder wie das Trio ins mörderische Chaos einer Wahlnacht in der brasilianischen Provinz gezogen wird - das sind erzählerische Bravourstücke, denen man mit angehaltenem Atem folgt. Auch an Svensson ist ein Ethnograph verlorengegangen; nicht umsonst verweist schon der Romantitel auf eine Art von Sepulkralkultur.
Eine Scharnierstelle der Geschichte ist ein grausiger (aber großartig geschilderter) Hahnenkampf, den das Trio in Brasilien erlebt und bei dem indirekt Felix und Svensson gegeneinander antreten. Männliche Rivalität ist ein Leitmotiv des Buches; auch Mandelkern wird von Svensson zum Duell gefordert, wenn auch nur beim Tischtennis, eine harmlose Reprise des fatalen Ringens um die Liebe Tuulis. Doch für Mandelkern wirkt die bis zum Schluss spannend bleibende Geschichte wie ein Katalysator für die überfällige Reaktion in eigener Sache.
Thomas Pletzinger erzählt direkt und schnörkellos, er hat eine zupackende und unverkrampfte Sprache für alles Körperliche und Sinnliche, gerade auch das Sexuelle, ohne dabei ins Posenhafte oder gar Prahlerische zu geraten. Zugleich legt der Roman ganz offen Fährten ins Intertexuelle: Uwe Johnsons "Jahrestage" oder Max Frischs "Montauk" werden als Folie der New-York-Passagen ebenso offen benannt wie die ethnologischen Klassiker von Malinowski bis Clifford Geertz, dessen Essay über "Balinesischen Hahnenkampf" ein Standardwerk ist.
"Dichte Beschreibung" ist in die Methode des Romans eingegangen: Es gibt keine nackten Fakten, keine unmittelbar der Abschilderung zugängliche Sphäre der Wirklichkeit, sondern stets nur Deutungen, in die der Erzähler selbst eingeschlossen ist. So ist Tuuli, das "Girl from Mars" aus dem mehrfach zu hörenden Song der Band Ash, für Mandelkern die exotische Möglichkeit eines anderen Lebens. Für sie gebe es nur Gegenwart und Zukunft, heißt es einmal und auch: "Erinnerung ist Sperrgepäck." Daher will Tuuli auch nicht wissen, wer der Vater ihres Kindes war, Felix oder Svensson, sondern nur, wer es werden könnte.
Am Schluss wird Mandelkern (unter anderem) klar, dass er seine abgebrochene Dissertation wiederaufnehmen wird: "Unsere Geschichten passen nicht auf eine Zeitungsseite. Ich bin die Zeitungsseiten leid, Elisabeth. Das Leben ist ein Wirbel und kein Strich." So lässt sich der Roman auch lesen als Reflexion über das Verhältnis von Journalismus und Literatur, über die komplexe Metamorphose von Wirklichkeit in Kunst. Svenssons Kinderbuch ist eine symbolische Verarbeitung eines gewaltigen Verlusts; die Buchillustrationen entstanden, analog dazu, als Gemälde nach einfachen Fotovorlagen.
Noch vertrackter wird das Buch, wenn man die Spur des Dreiecks und des dreibeinigen Hundes verfolgt: Mehrfach werden Svensson, Felix und Tuuli als "Borromäische Ringe" bezeichnet, eine verschlungene Struktur aus drei Kreisen, in denen Jacques Lacan seine Theorie des Realen, Symbolischen und Imaginären veranschaulicht hat. Das Reale, nach Lacan ein noch vorsprachlicher Schrecken oder Trauma, wäre das, was die Erzählung immer nur umkreist: das Kind, das Elisabeth einst bei der Geburt verlor, die Toten des 11. September, Felix' Tod, das verlorene Bein des Hundes. Das kann man, muss man aber nicht im Einzelnen aufdröseln. Thomas Pletzingers Roman ist auch so ein nahezu perfektes Debüt, intelligent, spannend, berührend, in einem Wort: Geistesgegenwartsliteratur.
Thomas Pletzinger: "Bestattung eines Hundes". Roman. Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2008. 352 S., geb., 19,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Dein Name sei Mandelkern: Thomas Pletzingers Debüt / Von Richard Kämmerlings
Man könnte Romane einmal zu Versuchszwecken in zwei Gruppen aufteilen - nach dem Kriterium, ob die Figuren dort mit Vor- oder mit Nachnamen bezeichnet werden. Nachnamen, so eine Arbeitshypothese, klingen, im Deutschen jedenfalls, cooler, moderner, natürlich professioneller und weniger aufdringlich. Jede Tyrannei der Intimität wird durch sie ferngehalten; die Nennung oder gar Anrede mit dem bloßen Nachnamen gehört zum Habitus einer Verhaltenslehre der Kälte und ist zugleich Ausdruck einer problematisch gewordenen Identität: "Ich bin nicht Stiller" - wer kennt denn überhaupt den Vornamen von Max Frischs berühmtem Nicht-Subjekt?
"Du solltest mal wieder etwas Gelungenes schreiben, Mandelkern!", sagt die Ehefrau, die Mandelkern Elisabeth nennt, während eines langen, zermürbenden, nächtlichen Streits. Und dann, beim Versöhnungssex, "halt still, Mandelkern", ein weiterer Befehl, der leichter zu befolgen ist: "Elisabeth rief dann Daniel Daniel, sie rief Daniel mitten in mein Gesicht, sie meinte wohl tatsächlich mich."
Der freie Journalist Daniel Mandelkern und seine Frau (und Chefin) Elisabeth sind in einer Krise. In ihrer teuren Hamburger Altbauwohnung gibt es "ein leeres Zimmer, das wir Gästezimmer nennen". Elisabeth will ein Kind; er will erst einmal über alles reden, daher schickt sie ihn als seine Redaktionsleiterin übers Wochenende weg mit einem Sonderauftrag an den Luganer See: "Dirk Svensson: Gespräch & Porträt (Mandelkern)". 16 000 Zeichen also statt eines eindeutigen Signals, und Mandelkern überlegt verkatert auf der Flugzeugtoilette, "wann wir unsere Vornamen verloren haben. Wir haben doch einmal miteinander reden können, wir waren doch einmal gleich alt, wir haben doch einmal gewusst, wer wir sind (wir waren einmal: wir)."
Mandelkern, Anfang dreißig, ist Ethnologe, und Thomas Pletzinger lässt ihn gleich zu Beginn seines Debütromans eine fulminante "dichte Beschreibung" seiner eigenen Schieflage geben. Jedes Detail ist von Belang - die Rotweinsorte in der Nacht, das Gewicht des Fluggepäcks am Morgen und das Ritual der Sicherheitskontrolle: "Der Ring an meinem Finger hat keinen Alarm ausgelöst." Die Niederschrift dient zur Klärung; und auch das beabsichtigte Porträt wird zur Selbstvergewisserung. Denn der rätselhafte, zurückgezogen in der Schweiz lebende Svensson, Autor des Kinderbuch-Bestsellers "Die Geschichte von Leo und dem Nichtviel", spielt mit Mandelkern Verstecken, weicht allen Fragen aus und lädt ihn stattdessen in sein abgelegenes Haus am See ein. Aus dem Interview wird eine Home-Story, aus der Home-Story eine Lebensgeschichte, ein Roman eben.
Gemeinsam mit Mandelkern trifft eine junge schöne Finnin namens Tuuli mit ihrem kleinen Sohn in der schweizerischen Idylle ein. Ist es Svenssons Frau? Seine frühere Geliebte? Ist der Junge sein Sohn? Warum hat Svenssons alter, kranker Hund nur drei Beine? Und was hat das alles mit einem Kinderbuch über den Tod eines Freundes zu tun? Auf direktem Weg sind nicht einmal die elementarsten Dinge zu klären; so greift Mandelkern zur ethnologischen Methode der teilnehmenden Beobachtung: Er erklärt Tuuli zu seiner "Hauptinformantin" und verliebt sich in sie (sie duzt ihn sofort, er bleibt immer am "Sie" hängen).
Schließlich entdeckt Mandelkern ein Manuskript mit dem Titel "Astroland", einen autobiographischen Romanentwurf Svenssons, der die dramatische Geschichte einer Dreiecksbeziehung zwischen Svensson, Tuuli und dem - inzwischen gestorbenen - gemeinsamen Freund Felix erzählt. Die drei hatten sich als freiwillige Entwicklungshelfer in der brasilianischen Provinz kennengelernt und dann eine Weile, zur Zeit der Terroranschläge auf das World Trade Center, in New York gelebt. Hier wurde auch Tuulis Kind geboren. Während Mandelkern nur scheinbar spielerisch die Position des abwesenden Dritten einnimmt, wird er mit den Mitteln des Erzählens hineingezogen ins Lebensdrama Svenssons, in die Konstellation dreier umeinander kreisender und miteinander rivalisierender Menschen: ein Bermuda-Dreieck am Lago di Lugano.
Wie Pletzinger diese Geschichte nun erzählt, ist virtuos. Die eingefügten Auszüge aus "Astroland", schnell geschnitten, rauschhaft, radikal, bilden einen scharfen Kontrast zum Kammerspiel am ruhigen See. Während Mandelkern zweifelt und fragt, tastet und zögert, die Avancen Tuulis nur halbherzig erwidert, drückt Svensson in seinen Erinnerungen heftig auf das Gaspedal - ein Tempo- und Temperamentwechsel, der dem Roman sehr gut bekommt. Wie Svensson restalkoholsiert, mit blutverschmiertem Hemd und vor Eifersucht glühend durch das noch in Schockstarre verharrende New York irrt oder wie das Trio ins mörderische Chaos einer Wahlnacht in der brasilianischen Provinz gezogen wird - das sind erzählerische Bravourstücke, denen man mit angehaltenem Atem folgt. Auch an Svensson ist ein Ethnograph verlorengegangen; nicht umsonst verweist schon der Romantitel auf eine Art von Sepulkralkultur.
Eine Scharnierstelle der Geschichte ist ein grausiger (aber großartig geschilderter) Hahnenkampf, den das Trio in Brasilien erlebt und bei dem indirekt Felix und Svensson gegeneinander antreten. Männliche Rivalität ist ein Leitmotiv des Buches; auch Mandelkern wird von Svensson zum Duell gefordert, wenn auch nur beim Tischtennis, eine harmlose Reprise des fatalen Ringens um die Liebe Tuulis. Doch für Mandelkern wirkt die bis zum Schluss spannend bleibende Geschichte wie ein Katalysator für die überfällige Reaktion in eigener Sache.
Thomas Pletzinger erzählt direkt und schnörkellos, er hat eine zupackende und unverkrampfte Sprache für alles Körperliche und Sinnliche, gerade auch das Sexuelle, ohne dabei ins Posenhafte oder gar Prahlerische zu geraten. Zugleich legt der Roman ganz offen Fährten ins Intertexuelle: Uwe Johnsons "Jahrestage" oder Max Frischs "Montauk" werden als Folie der New-York-Passagen ebenso offen benannt wie die ethnologischen Klassiker von Malinowski bis Clifford Geertz, dessen Essay über "Balinesischen Hahnenkampf" ein Standardwerk ist.
"Dichte Beschreibung" ist in die Methode des Romans eingegangen: Es gibt keine nackten Fakten, keine unmittelbar der Abschilderung zugängliche Sphäre der Wirklichkeit, sondern stets nur Deutungen, in die der Erzähler selbst eingeschlossen ist. So ist Tuuli, das "Girl from Mars" aus dem mehrfach zu hörenden Song der Band Ash, für Mandelkern die exotische Möglichkeit eines anderen Lebens. Für sie gebe es nur Gegenwart und Zukunft, heißt es einmal und auch: "Erinnerung ist Sperrgepäck." Daher will Tuuli auch nicht wissen, wer der Vater ihres Kindes war, Felix oder Svensson, sondern nur, wer es werden könnte.
Am Schluss wird Mandelkern (unter anderem) klar, dass er seine abgebrochene Dissertation wiederaufnehmen wird: "Unsere Geschichten passen nicht auf eine Zeitungsseite. Ich bin die Zeitungsseiten leid, Elisabeth. Das Leben ist ein Wirbel und kein Strich." So lässt sich der Roman auch lesen als Reflexion über das Verhältnis von Journalismus und Literatur, über die komplexe Metamorphose von Wirklichkeit in Kunst. Svenssons Kinderbuch ist eine symbolische Verarbeitung eines gewaltigen Verlusts; die Buchillustrationen entstanden, analog dazu, als Gemälde nach einfachen Fotovorlagen.
Noch vertrackter wird das Buch, wenn man die Spur des Dreiecks und des dreibeinigen Hundes verfolgt: Mehrfach werden Svensson, Felix und Tuuli als "Borromäische Ringe" bezeichnet, eine verschlungene Struktur aus drei Kreisen, in denen Jacques Lacan seine Theorie des Realen, Symbolischen und Imaginären veranschaulicht hat. Das Reale, nach Lacan ein noch vorsprachlicher Schrecken oder Trauma, wäre das, was die Erzählung immer nur umkreist: das Kind, das Elisabeth einst bei der Geburt verlor, die Toten des 11. September, Felix' Tod, das verlorene Bein des Hundes. Das kann man, muss man aber nicht im Einzelnen aufdröseln. Thomas Pletzingers Roman ist auch so ein nahezu perfektes Debüt, intelligent, spannend, berührend, in einem Wort: Geistesgegenwartsliteratur.
Thomas Pletzinger: "Bestattung eines Hundes". Roman. Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2008. 352 S., geb., 19,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Hätte Thomas Peltzinger es bei der Beziehungsgeschichte um den Journalisten Daniel Mandelkern und seiner Frau Elisabeth, die zu seiner Vorgesetzten wird, belassen, wäre Christoph Bartmann mit diesem Debütroman durchaus zufrieden gewesen. Leider strebt der Autor aber nach "mehr" und so setzt Elisabeth ihren Mann auf den Kinderbuchautor Svensson an, den ein dunkles Geheimnis umgibt, dessen Lüftung Bartmann allerdings keinen Deut interessiert. Es wird viel aus einem "geheimen Manuskript" des Kinderbuchautors zitiert, was als "Spiegelerzählung" zu einer Liebesgeschichte in seiner Vergangenheit zu lesen ist, so Bartmann weiter, der sich fragt, was denn durch diese "texttechnischen" Spielereien eigentlich an Mehrwert herauskommt. Irgendwie riecht ihm das bei aller Versiertheit, mit der Peltzinger sein Buch konstruiert, zu sehr nach "Schreibkurs" und er konstatiert bedauernd, dass der Autor sein Talent zu sehr unter "gängigem Fiktionsschmock" vergräbt.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
»Dass eine so intensive Auseinandersetzung mit den Phänomenen der Beobachtung und Reflexion zu einem faszinierenden Roman werden kann, zeigt Bestattung eines Hundes auf eindrucksvolle Weise.« Daniel Beskos Die Zeit
»Ein vielschichtiger, rasant erzählter und intelligent aufgebauter Roman... sehr lesenswert!« NDR