Bis heute ist kaum bekannt, wie stark die Aufarbeitung der NS-Vergangenheit in der Bundesrepublik von einst Verfolgten ausging. Ein Beispiel dafür sind die Einladungsprogramme deutscher Städte für meist jüdische ehemalige Bürger*innen aus dem Ausland. Oft waren einst Verfolgte an der Initiierung der Kontakte beteiligt, die in den 1960er Jahren begannen. Zahlreiche Adressat*innen der Programme, die vor allem in Israel und den USA lebten, reagierten enthusiastisch und baten um eine Einladung. Trotzdem entstand ein Großteil der zeitweise über 300 Einladungsinitiativen erst seit den 1980er Jahren. Die Studie bietet erstmals einen historischen Überblick über die Geschichte der Einladungsprogramme in der Bundesrepublik. Sie vergleicht die unterschiedlichen Entwicklungen in München, Frankfurt am Main und Berlin von ihren Anfängen in den 1960er Jahren bis in die Gegenwart. Dieser Vergleich offenbart die großen Handlungsspielräume der Städte sowie sich wandelnde Machtverhältnisse. Die Analyse zahlreicher Quellen zeigt, wie alle Akteur*innen sich im Sinne von entangled memories und einer histoire croisée gegenseitig beeinflussten. Die Programme sind das Ergebnis des Engagements von einst Verfolgten im In- und Ausland und Nachkommen der Täter*innen in Deutschland - ihr langjähriger Erfolg beruht auf dem großen Interesse vieler Emigrant*innen an ihrer "alten Heimat".
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