Mit der klassischen Walpurgisnacht hat Goethe ein Gegenstück zur Brockenszene in Faust I geschaffen. Sie ist eine Nacht der Erinnerung an antike Dinge überhaupt und so lässt Goethe eine Reihe von antiken Figuren auferstehen, die er jedoch so einsetzt, wie es für den Verlauf der Handlung am sinnvollsten erscheint. Um einen Überblick über diese Figurenvielfalt zu geben, findet sich am Ende meiner Arbeit ein Verzeichnis mit den vorkommenden Gestalten, das auch dem besseren Verständnis dienen sollte. Die Figurenvielfalt hat bei der Forschung von Beginn an für Irritation gesorgt, die sogar immer größer wurde je mehr man die Entwürfe für diese Szene heranzog. So zeigt sich nämlich, dass Goethe ursprünglich noch viel mehr Gestalten an der klassischen Walpurgisnacht teilnehmen lassen wollte. Dieser Entwurf war noch relativ stark im Sinne der "romantischen Walpurgisnacht" konzipiert, die wichtigsten Stationen waren jedoch bereits vorhanden - von den Sphinxen über Chiron bis Manto. Für die Neukonzeption hatte sich Goethe jedoch selbst Sparsamkeit verordnet. Die noch übrig gebliebenen Figuren, lassen sich nach Dorothea Lohmeyer in zwei große Gruppen unterteilen: a.) Geister, die zur Genese des Mythos in Beziehung stehen, b.) Geister, die an der Genese der beteiligt, wobei diese wiederum entweder dem organischen oder dem anorganischen Bereich zugeordnet sind. Diese Einteilung bezieht sich auf die Bedeutung, die die antiken Figuren für die drei Reisenden auf ihren unterschiedlichen Wegen durch Walpurgisnacht haben. Im Folgenden werden die Wege, die Faust, Mephistopheles und Homunkulus gehen, näher beschrieben und erläutert.
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