Studienarbeit aus dem Jahr 2002 im Fachbereich Germanistik - Linguistik, Note: 1,7, Universität Regensburg (Institut für Germanistik), Veranstaltung: Höflichkeit: soziale und interkulturelle Aspekte des kommunikativen Verhaltens, Sprache: Deutsch, Abstract: Zwischen den Geschlechtern wird der Unterschied der gegensätzlichen Stile im Gespräch besonders deutlich. Männer richten sich nach dem System des "report talk", Frauen dagegen nach dem System des "rapport talk". Das Hauptaugenmerk des "report talk" liegt allein auf dem Informationsaustausch. Das heißt, der Sprecher gibt in seiner Rede nichts anderes preis als eine einfache Information, die pure Aussage eines Satzes. Wichtig dabei ist noch eine gewisse Macht. Männer versuchen, im Gespräch ihre Macht auszudrücken und zu bewahren. Frauen hingegen legen mehr wert auf Gefühle. Der "rapport talk" gibt dem Zuhörer wesentlich mehr Informationen über den Sprecher, sowie über den Gegenstand des Gesprächs selbst. Dies geschieht überwiegend auf einer reinen Gefühlsebene. Ziel dieser Taktik der Gesprächsführung ist stark harmonisierend, ganz im Gegenzug zur Machtbesessenheit des männlichen Sprechers. Daher sind Missverständnisse im Gespräch unumgänglich. Hinzu kommt das Verhalten beider Geschlechter im Gespräch. Männer sind immer die dominierenden Teilnehmer eines kommunikativen Aktes. Sie behaupten sehr stark, unterbrechen sehr oft und geben zusätzlich kaum oder verspätet "backchanel". Frauen hingegen geben ihr Rederecht schnell auf, lassen sich also gerne unterbrechen und behaupten weit weniger stark als ihr männlicher Gegenüber. Der verspätete "backchanel" des Mannes vermittelt dem harmoniebedürftigen "rapport talker" den Eindruck, der andere höre nicht zu, worauf er seine Rede sofort unterbricht. Aus diesen und noch einigen weiteren Gründen gibt es nicht selten Störungen in der Kommunikation zwischen den Geschlechtern. Der extreme Unterschied zwischen den jeweiligen Stilen im Gespräch entsteht zunächst vor dem Hintergrund einer sozio - kulturellen Entwicklung, die ihre Begründung in der Erziehung findet. Das bedeutet also, Männer und Frauen werden von Kindesbeinen an zu "report" bzw. "rapport talker" erzogen. Doch wie wirkt sich nun das Phänomen der geschlechtsspezifischen Stile im Gespräch auf das Thema der bewertenden Konzepte des kommunikativen Verhaltens aus? Beurteilen Frauen bestimmte Situationen einer Interaktion anders als Männer? Falls es so ist, wie groß ist der Unterschied in den Einschätzungen? Anhand von Interviews sollen diese Fragen beantwortet werden.
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