WOW! Eine sehr ergreifende und bewegende Geschichte über das Anderssein und die Macht von Freundschaft! Irgendwo im Süden, ich tippe auf Ex-Jugoslawien, irgendwann vor vielleicht 70, 80 oder 90 Jahren – eine genaue Zuordnung überlässt die Autorin der Fantasie der LeserInnen (äußerst genial). So
plumpst man mitten in die Geschichte hinein, in eine undefinierte Zeit, umgeben von Land und Menschen,…mehrWOW! Eine sehr ergreifende und bewegende Geschichte über das Anderssein und die Macht von Freundschaft! Irgendwo im Süden, ich tippe auf Ex-Jugoslawien, irgendwann vor vielleicht 70, 80 oder 90 Jahren – eine genaue Zuordnung überlässt die Autorin der Fantasie der LeserInnen (äußerst genial). So plumpst man mitten in die Geschichte hinein, in eine undefinierte Zeit, umgeben von Land und Menschen, denen wir fast vergeblich eine namentliche Heimat geben möchten.
Dort, mitten drinnen, wird Leon geboren. Er ist größer und viel stärker als Gleichaltrige, von Geburt an mit starken Muskeln versehen. Leon ist im Alter von sieben Jahren schon so groß und stark wie ein Erwachsener. Er hat ein einfaches, zärtliches Gemüt, ist im Prinzip die Gutmütigkeit in Person, wenn er nur seine Kräfte im Zaum halten könnte. Er streichelt gerne Tiere, liebt es, wenn der weiche Pelz seine Finger schmeichelt. Allerdings „liebt“ er oftmals zu heftig, sein ungezügelte Kraft siegt über seinen einfältigen Verstand.
Seine Eltern, Danica und Karl, haben große Mühe mit ihrem Sprössling. Nur der Nachbarsjunge Mirko, der auf dem Hof der beiden hilft, kann Leon so richtig ins Herz schließen, und versteht es auch, sich um ihm zu kümmern. Nach einer schicksalhaften Nacht, in welcher sich all die Unglücke vereinen, welche nur das eine Ziel hatten, zu … (kann ich nicht verraten, sorry, bitte selber lesen).
Soweit der ganz grobe Rahmen. Natürlich ist der Roman sehr vielschichtiger.
Die Autorin erschafft eine ländliche Welt um die Protagonisten, einem Familienepos gleich, und dennoch bleibt alles sehr kurzweilig und spannend. Aus verschiedenen Blickwinkeln werden wir gekonnt ins Bild gesetzt. Auch Leon erzählt viel. Er wartet in einer Lichtung am nahen Fluss auf Mirko, denn es ist wieder mal etwas passiert mit seinen Kräften. Und während er wartet, erzählt er selbst seine Geschichte einem Vogel, welcher geduldig zuhört.
Der Roman ist sehr ergreifend, eine Grundtragik versucht einem beim Lesen ein wenig hinunter zu ziehen, doch die tiefe Freundschaft Mirkos, und dessen Streben nach der Aufmerksamkeit zu Danica, heben einen immer wieder empor.
Und die Sprache: ein Wahnsinn, sage ich euch. Man fühlt sich hineinversetzt in eine Stimmung, welche Thomas Hardy oder George Eliot zur Ehre gereicht; und John Steinbeck wäre sehr stolz auf dieses Werk. Ein ganz großes Lob ergeht hier auch an die Übersetzerin, welche es letztlich erst ermöglichte, uns dieses Juwel aus der Feder von Ane Riel in einer sehr gekonnten Art und Weise schmackhaft zu machen.