Glaubt man Norbert Bolz, so ist der Mensch von Natur aus süchtig nach Bildern. Der Grund dafür liegt laut Bolz darin, daß das nicht-instinktsichere Lebewesen Mensch für sein Überleben auf die Hemmbarkeit seiner Bedürfnisse angewiesen ist. Und in dieser durch die fehlende Instinktgetriebenheit in uns Menschen eingeschriebenen Entkopp- 1 lung von Antrieb und spontaner Handlung liege unsere natürliche Nähe zu Bildern. Auch Hans Jonas betont, daß Bildproduktion als rein menschliche Qualität zu sehen sei, denn kein »bloßes Tier« würde von sich aus ein Bild hervorbringen. Biologisch - sehen sei bloße Repräsentation nämlich nutzlos, da die Darstellung von etwas weder für die Verfolgung vitaler Zwecke wie Ernährung, Fortpflanzung, Versteck oder Üb- winterung Gewinn einbringe, noch die Umwelt oder den Zustand des Organismus selbst verändere. Ein „bildmachendes Wesen“ sei daher eines, das entweder dem Herstellen nutzloser Dinge fröne, Zwecke außerhalb der biologischen habe oder letztere noch auf andere Art verfolgen könne als durch die rein instrumentelle Verwendung von Dingen – 2 durchwegs Eigenschaften, die ausschließlich dem Menschen zukommen. Doch nicht nur die Fähigkeit, Bilder hervorzubringen, ist eine rein menschliche Q- lität. Dem Tier sei es im Gegensatz zum Menschen nicht einmal möglich, zwischen Bi- träger und Bild zu unterscheiden, so Ferdinand Fellmann. Denn Tiere würden ihre vi- ellen Erlebnisse immer direkt auf ihre gegenwärtigen Bedürfnisse beziehen.