Studienarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Didaktik - Politik, politische Bildung, Note: 1,3, Freie Universität Berlin, Sprache: Deutsch, Abstract: Wie gebildet müssen die Bürger sein, damit man ihnen Volksabstimmungen zumuten kann? Wie ungebildet müssen Beherrschte bleiben, damit sie nicht aufbegehren? Wie hoch ist der Zusammenhang von Alphabetisierung und Demokratisierung in Entwicklungs- bzw. Trans-formationsstaaten? Wie sind das dreigliedrige Schulsystem oder Elitenförderung mit den demokratischen Idealen der Gleichheit und Freiheit zu vereinbaren? Es lassen sich eine Vielzahl von Fragen denken, die alle unter dem Titel ‚Die bildungsmäßigen Voraussetzungen des demokratischen Verfassungsstaates’ ihren Platz fänden. In dieser Arbeit soll jedoch noch eine andere Fragestellung untersucht werden: Wenn Ernst Wolfgang Böckenförde den Zerfall des Wertekonsens in der Gesellschaft durch die Säkularisation statuiert, eine ‚Einigkeit über das Unabstimmbare’ aber als Voraussetzung für den freiheitlich säkularisierten (demokratischen) Verfassungsstaat ansieht, dann stellt sich die Frage, wodurch diese Einigkeit noch hergestellt werden kann. Angesichts der aktuellen Debatte um den Berliner Werteunterricht - aufgrund von ‚Defiziten in der Wertevermittlung’ soll ein für alle Schüler verbindlicher, nicht religiös oder konfessionell gebundener Unterricht geschaffen werden, in dem ‚Grundwerte wie Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit, Solidarität und Toleranz vermittelt werden’ sollen - liegt die These nahe, dass der Staat nun versucht, den früher durch die Religion vermittelten und nun durch die Säkularisation des freiheitlich demokratischen Staates aufgelösten Konsens selber herzustellen und gleichsam den Gegenbeweis zu Böckenförde anzutreten, der sagt, der Staat könne die Voraussetzungen, von denen er lebt, nicht selber garantieren. Um diese These angemessen überprüfen zu können, soll in dieser Arbeit bei der antiken Philosophie angeknüpft werden, der der Gedanke einer Erziehung durch den Staat zum Zwecke der Erhaltung des Staates durchaus nicht fremd war. Dass die (antike) politische Philosophie Maßstäbe zur Analyse von aktuellen politischen Problemen bieten kann, denken auch andere, da „[...] es für die politische Philosophie so etwas gibt wie die heuristische Relevanz ‚ewiger Fragen’ aufgrund der ‚inneren’ Kontinuität der Herausforderungen auch unter wechselhaften Zeitumständen.“