THOMAS BLEY Der Sauerstoff in der Erdatmosphäre ist das Ergebnis des Stoffwechsels von Mik- organismen vor etwa 700 Millionen Jahren. Die fossilen Rohstoffe, die den überw- genden Teil des Energiebedarfs der Menschheit decken, sind gewandelte Biomassen, im Wesentlichen p?anzlichen und mikrobiellen Ursprungs. Bis vor etwa 200 Jahren, also vor vergleichsweise kurzer Zeit, waren Biomassen als nachwachsende Rohstoffe die wi- tigste Quelle für die Energieversorgung der Menschheit – zum Heizen, zum Kochen, bei der Metallgewinnung und als „Treibstoff“ für die Arbeitstiere. Wenn wir heute einen Anteil der erneuerbaren Energien am gesamten Primärenergieverbrauch von ca. fünf Prozent erreichen und davon wiederum nur 25 Prozent auf eine biotechnologisch gewandelte Biomasse entfallen (der Rest wird schlicht im Ofen verbrannt), so ist das verbleibende 1 eine Prozent zunächst wohl als vernachlässigbare Größe anzusehen. 1 POTENZIAL DER BIOTECHNOLOGISCHEN ENERGIEUMWANDLUNG IN DEUTSCH- LAND Eine Diskussion, die sich noch nicht einmal mit der energetischen Nutzung von Biomasse insgesamt beschäftigen will, sondern nur mit einem Teil davon, nämlich jenem, der noch eine biotechnologische Energieumwandlung erfährt – ist das relevant? Tatsächlich spielt die biotechnologische Energieumwandlung (Bioethanol, Biogas) gegenwärtig eine wichtige Rolle. In der öffentlichen Wahrnehmung handelt es sich dabei um eine CO -neutrale, ökologisch wertvolle Art der Energie- und insbesondere 2 auch der Kraftstoffbereitstellung. Die gegenwärtige Situation bei der Beurteilung der biotechnologischen Energieumwandlung ist, besonders auch in Deutschland, durch eine Vielzahl von Partikularinteressen (Landwirtschaft, Automobilwirtschaft, Energ- wirtschaft) geprägt.