Studienarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Skandinavistik, Note: 1,3, Humboldt-Universität zu Berlin (Nordeuropa Institut), Veranstaltung: GK Einführung in die skandinavische Literatur des Mittelalters, Sprache: Deutsch, Abstract: Vor etwa 700 Jahren geboren, gilt die heilige Birgitta von Vadstena heute als eine der berühmtesten historischen Persönlichkeiten in der schwedischen Geschichte, von ihrer Rolle in der katholischen Kirchentradition ganz zu schweigen. Am 1. Oktober 1999 wurde sie von Papst Johannes Paul II zur „europäischen Schutzheiligen“ ernannt. Eine intensive Forschung befasst sich sowohl mit ihrem Leben als auch mit ihrem Klosterorden in Vadstena. Auf ihre Umwelt und ihre Mitmenschen hat Birgitta stets einen starken Eindruck gemacht. Sie konnte Lesen und Schreiben, eine Seltenheit unter den Frauen der damaligen Zeit, und sie wusste ihre Autorität und Wortgewalt in Auseinandersetzungen mit Königen, Päpsten, Bischöfen und anderen mächtigen Herrschern wohl einzusetzen. Als „Gottes Sprachrohr“ kritisierte sie die moralischen Verfehlungen von weltlichen und kirchlichen Herrschern sowohl in ihrem Heimatland, als auch in Rom, ganz Italien und während ihrer Wallfahrt nach Jerusalem. Als Beraterin am Hofe König Magnus Erikssons mischte sie sich in die europäische Politik ein. Sie gründete einen eigenen Klosterorden. Gemessen an ihrer Zeit war Birgitta als Politikerin, Mystikerin und Frau eine Ausnahmeerscheinung. Doch dieses Bild ist unvollständig, da über ihr privates Leben nur wenig bekannt ist. Dieser Lücke will sich die vorliegende Arbeit widmen, indem sie Aspekte einbezieht, mit denen sich die Birgittaforschung erst in den letzten Jahren beschäftigt hat. Dazu gehören die Umstände ihres Lebens als Mutter von acht Kindern im 14. Jahrhundert auf einem großen Hof in Ulvåsa sowie die erzwungene Hochzeit in jungen Jahren. Spiegeln Birgittas Ansichten über die Ehe und die Erziehung von Kindern das damalige Frauenideal oder reicht Birgitta auch in diesem privaten Bereich über ihre Zeit hinaus? Aufschluss zu dieser Frage können ihre zahlreichen Offenbarungen und Niederschriften geben, die im Zentrum der folgenden Darstellung stehen. Diese sind vor dem Hintergrund der historischen Situation zu betrachten, die im ersten Abschnitt skizziert wird, sowie der Herkunft Birgittas, die anschließend kurz dargestellt wird. Den Hauptteil der Arbeit stellt eine Erörterung der Rolle Birgitta als Frau und Mutter dar.