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>Bismarcks ewiger Bund festgeschrieben - ein loser Bund von 22 Fürstenstaaten und drei Hansestädten war - unter dem Dach des Kaisertums, und ohne eine zentrale Regierung! Wie sich aus diesem heterogenen Konglomerat ein straff zentralisierter Staat entwickelte, wirtschaftlich und militärisch schlagkräftig wie keine andere…mehr

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Produktbeschreibung
>Bismarcks ewiger Bund< stellt das gesamte Kaiserreich von 1871 bis 1918 unter einem ganz neuen, bisher nicht beachteten Blickwinkel dar: Das Kaiserreich nicht als festgefügtes Machtgebilde, sondern als »ewiger Bund von Fürsten«. Oliver Haardt zeigt eindrücklich, dass das Reich - in der Verfassung festgeschrieben - ein loser Bund von 22 Fürstenstaaten und drei Hansestädten war - unter dem Dach des Kaisertums, und ohne eine zentrale Regierung! Wie sich aus diesem heterogenen Konglomerat ein straff zentralisierter Staat entwickelte, wirtschaftlich und militärisch schlagkräftig wie keine andere europäische Macht, erzählt dieses großartige Buch. Indem Oliver Haardt die »nervöse Großmacht« durch die ihr konstitutiv mitgegebene innere Instabilität erklärt, lassen sich ganz neue Analysen für die Innenpolitik wie die Außenpolitik liefern. Eine große Studie, die Neuland betritt und den historisch Interessierten durch den wunderbar klaren Stil und den weiten Überblick fasziniert.

Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, B, BG, CY, CZ, D, DK, EW, E, FIN, F, GR, HR, H, IRL, I, LT, L, LR, M, NL, PL, P, R, S, SLO, SK ausgeliefert werden.

Autorenporträt
Oliver F. R. Haardt studierte am Trinity College der Universität Cambridge Geschichte und promovierte bei Sir Christopher Clark. Danach lehrte er am Magdalene College der Universität Cambridge. Heute wirkt er als freier Autor und Historiker. Seine Arbeit konzentriert sich auf den großen Kulturwandel, der die Welt im 19. und 20. Jahrhundert in die Moderne führte, und hat mehrere bedeutende Preise in Deutschland und Großbritannien gewonnen. Zuletzt erschien von ihm die hochgelobte neue Geschichte des deutschen Kaiserreichs »Bismarcks ewiger Bund«.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.07.2021

Ein Mann von großer Reizbarkeit
Rachsucht gehört dazu: Neueditionen von Aufzeichnungen über Bismarck und eine Verfassungsgeschichte des Kaiserreichs.

Nach dem Deutsch-Dänischen Krieg 1864 war das Herzogtum Lauenburg an Preußen gekommen. Im September 1865 sollten die Stände dem neuen Herrn den Treueid leisten, aber da die Wahrung gewisser alter Rechte noch nicht zugesagt war, schien es zweifelhaft, ob die Eidesleistung zustande kommen werde. Doch Bismarck sorgte vor. Für den Fall einer Verzögerung war er entschlossen, das gesamte anwesende Volk schwören zu lassen; eine dazu vorbereitete Eidesformel nahm er mit in die Kirche, wo die Zeremonie stattfand. Das Ganze war womöglich nur eine Drohung, aber etwas von der rücksichtslosen Entschlossenheit Bismarcks ist zu erkennen: Dieser Mann war bereit, alle Minen hochgehen zu lassen. Den Eid nicht von den Ständen als den traditionellen Repräsentanten des Landes entgegenzunehmen, sondern vom ganzen Volk, das wäre eine revolutionäre Wendung gewesen. Aber dass nicht etwa der Eindruck von Bismarcks tiefer Volksfreundschaft entsteht: Als es Ende der 1880er Jahre um ein Schweineeinfuhrverbot ging, da sah er allein auf die Interessen der heimischen Landwirtschaft, "ob die Montanindustriebevölkerung billigeres Schweinefleisch habe, sei ihm gleichgültig".

Die beiden Vorfälle finden sich in den Bismarck-Erinnerungen von Robert von Keudell und Robert Lucius von Ballhausen, die nun wiederveröffentlicht wurden. Die beiden Bücher, zuerst 1901 und 1921 erschienen, sind immer gern benutzte Quellen für die Persönlichkeit Bismarcks gewesen. Ganz neue Eindrücke sind ihnen nicht abzugewinnen, aber der erste Nachdruck seit hundert und mehr Jahren ist doch zu begrüßen. Die tief widersprüchliche Person Bismarcks tritt in diesen Erinnerungen deutlich hervor. Genauer: bei Lucius von Ballhausen. Für Keudell gilt das nur eingeschränkt. Er war einige Jahre Bismarcks Privatsekretär, bevor er in den diplomatischen Dienst wechselte, sein Buch ist aus tiefer Bewunderung für den alten Chef geschrieben. Das Vorwort endet mit der Überzeugung, dass die langen Zitate aus den Briefen der "edlen Frau" (Bismarcks Gattin) "viele Seelen zu herzlicher Verehrung anregen" werden.

Ansichten eines Landedelmanns.

Da ist Lucius von Ballhausen nüchterner, reeller. Auch er bewundert Bismarck, ist regelmäßig dessen Gast und darf sich als Freund fühlen. Er empfindet den Reiz der bismarckschen Persönlichkeit, die Kunst der Menschenbehandlung, die Klugheit. Aber als wichtiger Reichstagsabgeordneter der Freikonservativen und ab 1879 preußischer Landwirtschaftsminister hat er eigene politische Aufgaben und sieht auch Bismarcks dunkle Seiten. Vor allem dessen enorme Reizbarkeit fällt ihm immer wieder auf: "Die Neigung, aus jeder Kleinigkeit einen Konfliktfall zu machen, ist fast krankhaft und führt zu ewigen Friktionen." Dazu der Unwille, einen Rat anzunehmen, auch wenn es um Gegenstände geht, die ihm wenig vertraut sind, wie die Wirtschafts- und Finanzpolitik. Selbst die Bekämpfung der Tollwut wird zu einem Problem, weil der Kanzler die neuen Erkenntnisse über die Verbreitung der Seuche (durch den Biss infizierter Tiere) ablehnt und als alter Landedelmann an Anschauungen festhält, wonach das Wetter ein ausschlaggebender Faktor sei.

Die Konfliktfreude, gesteigert bis zur Hasslust, trübt den Blick. Bismarcks Verhältnis zum Katholizismus hat etwas vom Verschwörungswahn, wenn er glaubt, die Proklamation der päpstlichen Unfehlbarkeit am 18. Juli 1870 und die französische Kriegserklärung am 19. Juli stünden in einem ursächlichen Zusammenhang. Während der Streiks 1886 möchte er bei jeder Gelegenheit den Belagerungszustand erklären lassen, um die Bevölkerung die Nachteile sozialdemokratischer Agitation spüren zu lassen, man müsse "rachsüchtig sein". Die parlamentarischen Gegner haben nichts Besseres zu erwarten. Jedes Zugeständnis lehnt Bismarck ab, "man dürfe gegen eine gewisse Klasse von Menschen nicht gerecht, billig, vernünftig sein".

Trübe auch die unkollegiale Art, Minister zu eigenständigen Entscheidungen aufzufordern, um später seine Empörung zu äußern. Und wenn man sich fragt, wie ein Regierungschef mit solchen Tendenzen zu Rücksichtslosigkeit und auch Willkür so lange bestehen konnte, wird man auf sein außenpolitisches Ansehen in ganz Europa verweisen, aber auch darauf, dass seine Zeit einen enormen Nervenverschleiß für alle bedeutete, nicht zuletzt für Wilhelm I. Dass dieser trotz so vieler und oft genug dramatisch ausgespielter Konflikte das Vertrauen zu seinem Kanzler nicht verlor, ist eine ganz eigene Leistung. Noch einmal tritt aus einer unverdächtigen Quelle vor Augen, dass das Ende Bismarcks 1890 nicht allein aus dem Unverstand Wilhelms II. zu erklären ist. Zuletzt hatte sich der Kanzler bei allen verhasst gemacht.

Das ist nicht unbekannt, und doch ist es interessant, in einem Tagebuch davon zu lesen. Die kurztaktige Beschreibung gibt einen Eindruck von den unendlich vielen Verzögerungen, Verwirrungen, Verstimmungen, mit denen Politik zu kämpfen hat, selbst wenn sie von einem Regierungschef geführt wird, der lange über eine ungewöhnliche Autorität verfügte. Was den ewigen Wunsch nach "Konzepten" oder "Perspektiven" anlangt, die gute Politik zu entwickeln habe - da buk Bismarck schon 1870 kleinere Brötchen: "Je länger er in der großen Politik arbeite, umso kürzer stecke er sich seine Ziele."

Wie man Beamte los wird.

Bemerkenswert, wie rasch Wilhelm II. in der Achtung sinkt. Gilt er zunächst noch als Hoffnung, fällt bald schon auf, wie schlecht er vorbereitet ist, wie wenig er über Staat und Politik weiß, wie fremd ihm die Bindung durch das Recht ist. Und dann macht man in solchen Aufzeichnungen immer Funde, die aus aktuellem Interesse freuen, etwa dass die deutschen Staaten in das neue Reichsland Elsass-Lothringen speziell jene Beamten schickten, die man selbst nicht brauchen konnte. Sehr beachtenswert auch die Bemerkung der Kaiserin Augusta über das Haus Orleans: "Ihr Eifer, das konfiszierte Vermögen zurückzuerhalten, sei unschicklich gewesen." Bedauerlich allerdings, dass die Edition ohne Kommentierung daherkommt. Der Arbeitsaufwand wäre sicher groß gewesen und vom Verlag allein nicht zu finanzieren. Aber dass keine andere Möglichkeit gefunden wurde, das ist doch schade.

Zur Komplettierung seines Reichsgründungsgedenkens hat der Verlag in ähnlicher Ausstattung wie die beiden Quellenbände auch noch eine voluminöse Darstellung der Verfassungsgeschichte des Kaiserreichs herausgebracht, verfasst von Oliver F. R. Haardt, Historiker in Cambridge. Haardt untersucht nicht allein den Text der Reichsverfassung und andere juristische Dokumente, er will vielmehr aus der politischen Praxis wie aus der Lektüre der rechtswissenschaftlichen Literatur eine umfassende Geschichte des Verfassungslebens geben; als methodisches Vorbild schimmert E. R. Huber durch. "Eine neue Geschichte des Deutschen Kaiserreichs", die der Untertitel verspricht, ist die Arbeit aber nur mit Einschränkungen. Vieles, was hier ausgebreitet wird, die große unitarische Tendenz des politischen Lebens und also die politisch schwache Rolle der Einzelstaaten und des Bundesrats, in dem sie ihre Vertretung hatten, die allmähliche Verreichung Preußens, die verfassungsrechtliche Unklarheit des Reiches, das kennt man eigentlich.

Haardt neigt nicht zu effektvoller Thesenbildung, er ist ein Mann der Umsicht und des Abwägens. Möglicherweise hat diese Tugend dazu beigetragen, das Buch über viele hundert Seiten dahinlaufen zu lassen, ohne dass aus den vielen Beobachtungen sich eine klare Kontur entwickelte. Die innere Ordnung ist undeutlich - 850 Seiten Text in zehn Kapiteln ohne Untergliederung - , auch das wohl Symptom eines zu schwachen staatsrechtlichen Erkenntnis- oder Begriffsbildungsehrgeizes. Der Leser bewundert die Arbeitskraft des Autors, er erfährt auch interessante Dinge, aber er muss sich ausführliche Notizen machen. Sonst wird er später nichts mehr wiederfinden.

STEPHAN SPEICHER.

Begegnungen mit Bismarck. Bd. 1: Robert von Keudell: Fürst und Fürstin Bismarck. Erinnerungen aus den Jahren 1846 - 1872. Mit einer Einführung von Oliver F. R. Haardt.

Bd. 2: Robert Lucius von Ballhausen: Bismarck-Erinnerungen des Staatsministers Robert Lucius von Ballhausen 1871 - 1890. Mit einem Nachwort von Christopher Clark. Wbg/Theiss Verlag, Darmstadt 2020. Zus. 895 S., geb., 85,- Euro.

Oliver R. Haardt: "Bismarcks ewiger Bund".

Eine neue Geschichte des Deutschen Kaiserreichs. Wbg/Theiss Verlag, Darmstadt 2020. 944 S., geb., 40,- Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensent Stephan Speicher kritisiert Oliver R. Haardts Verfassungsgeschichte des Kaiserreichs für ihre Beschränkung auf bekannte Fakten, etwa betreffend die "Verreichung Preußens" oder die Rolle der Einzelstaaten. Dass der Autor keine Thesen lanciert, sondern nur fleißig Beobachtungen aneinanderreiht, ist dem Rezensenten schließlich zu wenig. Vor allem, da Haardt seinem Stoff keine Ordnung zu geben vermag, wie Speicher konstatiert. Weil der Autor selbst keinen Begriffsbildungs- und Erkenntnisehrgeiz entwickelt, hat Speicher alle Hände voll zu tun, dem Material etwas abzugewinnen.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Oliver Haardt erhält die Auszeichnung für sein Werk "Bismarcks ewiger Bund. Eine neue Geschichte des Deutschen Kaiserreichs". Haardt setzt sich mit der Verfassungs- und Politikgeschichte des Kaiserreichs von 1871 bis 1918 auseinander. ... Die Jury ist der Auffassung, dass Haardt mit seinem Werk einen bedeutenden und innovativen Beitrag zur Geschichte des deutschen Parlamentarismus vorgelegt habe. Durch seine Arbeit werde das Verständnis von Parlamentarisierungsprozessen politischer Systeme erweitert.« Wissenschaftspreis des Deutschen Bundestags 2023 »Diese brillante und meisterhaft geschriebene Darstellung bietet eine erstaunlich dynamische Neuerzählung der Geschichte des Kaiserreichs. Haardts höchst origineller Ansatz beleuchtet das turbulente Innenleben des deutschen Staatswesens auf vollkommen neue Weise. Hier werden nicht nur die inneren Beweggründe des Wandels sichtbar, sondern auch die Weichenstellungen, die den weiteren Kurs der deutschen Geschichte prägten.« Prof. Christopher Clark, Cambridge »Die beste Gesamtdarstellung zum Regierungssystem des Deutschen Reichs und seines Wandels!« Dieter Langewiesche, Süddeutsche Zeitung »The book is commendable for providing a new master narrative of the German Empire, merging the temporal turn with political and constitutional history.« English Historical Review »Haardts Verfassungsgeschichte des Kaiserreichs ist nicht die Geschichte einer unkontrollierten autoritären Herrschaft, sondern vielmehr eine Geschichte der Verfassungsentwicklung, der Reformen und der allmählichen Entstehung eines demokratischen, parlamentarischen Regimes. Und diese Geschichte ist ausgesprochen gut erzählt.« Jonathan Sperber, TIMES Literary Supplement. »Juristisches Buch des Jahres: Eine Darstellung der Verfassung und des Wandels der Verfassungswirklichkeit des Deutschen Reiches, und damit um Verfassungsgeschichte im anspruchsvollsten Sinne des Wortes. Ausgesprochen fesselnd erzählt. Haardt schreibt nicht nur glänzend, sondern seine Darstellung ist auch von dem erzählerischen Elan der anglo-amerikanischen Geschichtsschreibung geprägt. Das zeigt sich nicht zuletzt an der Art und Weise, wie er anhand charakteristischer Begebenheiten in sein Thema einführt: Sei es die schnodderige Begrüßung, die der junge Fürst Georg Albert von Schwarzburg-Rudolstadt den anderen gekrönten Häuptern beim Betreten des Spiegelsaals von Versailles entbot, oder sei es die Zabern-Affäre, die 1913 zu einer schweren innenpolitischen Krise führte« Juristen Zeitung »Oliver Haardt zeigt die Geschichte des Deutschen Reiches in völlig neuem Licht. Er erklärt, wie sich der 1871 von Bismarck geschaffene Fürstenbund durch die täglichen Herausforderungen, denen er sich vor allem während der Regierungszeit Wilhelms II. stellen musste, in einen Nationalstaat verwandelte. Das Werk ist hervorragend geschrieben. Eine außergewöhnliche Leistung:« Prof. Joachim Whaley, Cambridge »Haardt neigt nicht zu effektvoller Thesenbildung, er ist ein Mann der Umsicht und des Abwägens.« Frankfurter Allgemeine Zeitung »Oliver Haardt stellt die Geschichte des deutschen Reichs von 1871 bis 1918 unter einem völlig neuen Blickwinkel dar.« MAINfeeling »Das imposante Werk ist eine echte Bereicherung, wahrlich ein großer Wurf.« Horst Dreier, Akademische Blätter »Dem Historiker ist mit diesem monumentalen Werk etwas Erstaunliches gelungen.« P.M. History…mehr