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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
© Perlentaucher Medien GmbH
„Bis zur Mitternachtssonne“,
der neue Band der Twilight-Serie
„Ich hätte mir nie viele Gedanken darüber gemacht, wie ich sterben würde, obwohl ich in den vergangenen Monaten allen Grund dazu gehabt hätte.“ Über 155 Millionen Leser kennen diesen Satz, mit dem Stephenie Meyer in „Biss im Morgengrauen“ 2005 ihre „Twilight“-Serie begann. In vier Bänden lässt sie das Mädchen Bella von ihrer überirdischen Liebe zu dem Vampir Edward erzählen. „Ich schreibe in einer einfachen Sprache“, so erklärt sie ihren internationalen Erfolg, „versuche nicht zu literarisch zu sein, denn der Leser soll so fasziniert werden von der Geschichte, dass er vergisst, dass er gerade ein Buch liest, eine unterhaltsame Mischung aus Spannung, Romantik, Horror und Komödie.“
Die Hauptperson war immer Edward, der Vampir, als Idealbild eines Mannes Stellvertreter für die Sehnsüchte der Leserinnen. Ihn lässt Stephenie Meyer den Anfang dieser Liebe, im fünften Band „Biss zur Mitternachtssonne“, selbst erzählen. Sie startet also nach 15 Jahren mit demselben Plot und derselben Geschichte, aber nicht als Retrospektive. Jetzt liegt das Spotlight auf Edward, den sie mit einem geschickten erzählerischen Trick, wie auch Bella, in die Rolle des Unwissenden versetzt. Er besitzt die Fähigkeit, die Gedanken seiner Umgebung zu verstehen – die alle ausführlich in den Text einfließen –, und nur Bella bleibt für ihn stumm und unverständlich. So wird er wieder zu einem verzweifelt Liebenden, immer in Sorge um sie, die von einem Unglück ins nächste stürzt, aus dem er sie retten muss. In Aktionen, die schon im ersten Band der Serie erzählt werden, die aber hier noch ausführlicher und auch mit zum Teil veränderten Dialogen dargestellt sind. Edwards Gefühle pendeln wieder zwischen Sehnsucht und der Angst, Bellas Leben als Vampir zu gefährden. Besonders die nächtlichen Stunden, die er unerkannt an ihrem Bett verbringt, nutzt die Autorin, um in sentimentalen Endlosschleifen ihr Versprechen, keine Literatur zu verfassen, einzulösen. „Ich betrachtete ihr schönes, gütiges Gesicht, das mir so lieb geworden war, der Mittelpunkt meiner Welt. Das Einzige, was ich für den Rest aller Zeiten ansehen wollte.“ Unterbrochen werden diese emotionalen Passagen durch sprachliche Ausrutscher, so meint Bella „Deine Familie denkt ohnehin, dass ich sie nicht mehr alle habe“, oder Edward „fühlte sich unangenehm voll“ nach einer Tierjagd. Schließlich endet Band fünf, wie Band eins, in einer breit angelegten Splatter-Szene. Ob diese ausgewalzte und mit Romantik angereicherte Version den Erfolg des ersten Bandes wiederholen kann?
ROSWITHA BUDEUS-BUDDE
Stephenie Meyer: Biss zur Mitternachtssonne. Aus dem Englischen von Henning Ahrens, Sylke Hachmeister, Alexandra Rak, Annette von der Weppen. Carlsen Verlag, 2020. 843 Seiten, 28,80 Euro.
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