Hermann Hardtfeld, Wissenschaftler an der Freien Universität Berlin, verlässt eines Abends das Institut, in dem er seit Jahren an der Erforschung eines untergegangenen Gesellschaftssystems arbeitet. Im Glaskasten mit den Aushängen meint er unter den zwanzig vom Bundeskriminalamt dringend gesuchten Terroristen eine Frau wiederzuerkennen, mit der er vor langer Zeit eine kurze, verrückte Begegnung hatte. Es war die Zeit der beginnenden RAF und der kollektiven Ängste auf der Suche nach Sicherheit. War diese steckbrieflich gesuchte Frau nicht wiederholt im Institut aufgetaucht? Im Bus nach Wannsee glaubt er, sie erneut zu sehen. Als sie am Schießplatz der US-Army hinter dem Autobahnkreuz Zehlendorf aussteigt und beide einander ins Gesicht starren, ist er sich sicher: Sie ist es. Und auch sie scheint ihn wiedererkannt zu haben. Er folgt ihr. Warum will er sie wiedersehen und mit ihr reden, obwohl er weiß, dass Gespräche mit ihr und ihren Gesinnungsgenossen sinnlos und für ihn womöglich lebensgefährlich sind? Von da an dreht sich eine Spirale aus Erinnerung und Gegenwart, Angst und ratlosen Fragen bis an ihr und sein Ende. Doch ist dieses Ende am Tatort Wannseebrücke unentrinnbar? Herwig Roggemann schreibt mit feinen Zwischentönen über eine seltsame Alltagsbegegnung, die immer raumgreifender in seinem Kopf wird. Erinnerung, Ängste und Zeitgeist der 70er-Jahre verdichtet er zu einer Erzählung, die zum Spiegel von Zeit und Generationen wird.
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