Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, B, BG, CY, CZ, D, DK, EW, E, FIN, F, GR, HR, H, IRL, I, LT, L, LR, M, NL, PL, P, R, S, SLO, SK ausgeliefert werden.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
© Perlentaucher Medien GmbH
Nadifa Mohameds Romandebüt "Black Mamba Boy"
Dieses Buch ist eine Lebens- und Überlebensgeschichte der besonderen Art. Sie beginnt 1935 im Jemen, in den Gassen der von den Briten kolonisierten Hafenstadt Aden. Hier begegnet der Leser dem halbverhungerten Straßenjungen Yama zum ersten Mal. Mit seiner Mutter war er vor der Armut in Somaliland geflohen, nachdem der Vater beide verlassen hatte, um im Sudan für die Briten zu arbeiten. Seitdem fehlt jede Spur von ihm. Doch im damals noch multikulturellen arabisch-jüdischen Aden ist es nicht viel besser. Vom kargen Lohn als Kaffeesortiererin kann die Mutter sich und den Jungen kaum ernähren, und als sie, die sich keinen Arzt leisten kann, plötzlich stirbt, beschließt dieser Oliver Twist der Wüste, sich auf die Suche nach seinem Vater zu machen.
Es soll eine Odyssee werden, die ihn von Aden nach Djibouti, Eritrea, Sudan, Ägypten und dem Sinai und am Ende bis nach Europa führt, eine Jahre dauernde Reise der Entbehrungen und Demütigungen, der Hoffnungen und Enttäuschungen. Yama lernt auf der Reise nicht nur lesen, sondern auch das Fürchten. Er und seine zwei treuen Freunde geraten zwischen die Fronten des Zweiten Weltkrieges, der am Horn von Afrika erbittert zwischen Engländern und Italienern ausgefochten wird. Nur knapp entkommt er den Bomben der Engländer und der Niedertracht der italienischen Kolonialherren, die seinen Freund mit bestialischer Brutalität zu Tode quälen. Nach einer mörderischen Hatz durch die Wüste des Sinai trifft er - inzwischen ein Matrose in britischen Diensten - am Suezkanal auf Holocaust-Überlebende, Passagiere der legendären "Exodus", denen die Briten die Einreise nach Palästina verweigern. Den Vater wird er nicht finden, aber eine Liebe, die ihn zurückkehren lässt in seine Heimat.
Somaliland ist für die meisten hierzulande ein weißer Fleck nicht nur auf der geographischen, sondern auch auf der literarischen Weltkarte. Mit dem Staat in der Sahel-Zone, der sich 1991 vom bürgerkriegszerrütteten Somalia abspaltete und international nicht anerkannt ist, verbindet man am ehesten Hunger, Dürre, Elend und Krieg. Abertausende mit ihren Leidensgeschichten hat dieser bis heute schwelende Konflikt in Europa stranden lassen, darunter auch die Familie von Nadifa Mohamed.
Im Jahr 1981 in Hargeisa geboren, kam die Autorin als Kind mit ihren Eltern nach England. Die geplante Rückkehr vereitelte der Krieg. Nadifa Mohamed studierte in Oxford Politik und Geschichte und avancierte schnell zur gefeierten Schriftstellerin. Die britische Zeitschrift "Granta" zählt sie zu den zwanzig besten britischen Nachwuchsautoren. In Deutschland erschien 2014 zunächst ihr zweiter Roman "Der Garten der verlorenen Seelen" über Frauenschicksale im somalischen Bürgerkrieg. Ihr jetzt vorliegendes Romandebüt aus dem Jahr 2010 verarbeitet die Lebensgeschichte ihres 1926 geborenen Vaters. Entstanden ist daraus ein herzergreifender literarischer Blockbuster, dessen sympathischer Held rührt, kurz eine super Filmvorlage. Manchmal aber wünscht man sich zwischen den eng aneinandergereihten Abenteuern Yamas mit ihren oft traumatischen Erlebnissen, die in ihrem schlichten Gut-Böse-Schema allzu rührselig daherkommen, ein Innehalten. Weniger wäre hier mehr gewesen.
SABINE BERKING
Nadifa Mohamed: "Black Mamba Boy". Roman.
Aus dem Englischen von Susann Urban, C. H. Beck Verlag, München 2015. 366 S., geb., 19,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Katrin Bettina Müller, die tageszeitung, 5. Dezember 2015
"Dies ist der Roman der Stunde."
Sigrid Löffler, Rundfunk Berlin-Brandenburg, 26. Januar 2015
"Mohamed, wohnhaft in London, geboren in Hargeisa, schreibt über Somalia. Und zwar so kenntnisreich und detailverliebt und gut, wie es sonst selten zu lesen ist."
Maren Keller, Spiegel-Online, 21. Januar 2015
"Nadifa Mohamed entfaltet ihre Geschichte der Gewalt in täuschend mildem Ton und stellt ihr die Geschichte der Liebe entgegen."
Insa Wilke, Süddeutsche Zeitung, 9. März 2015
"Mohamed schreibt so bildreich und so sinnlich über diese Länder wie es nur jemand kann, der sie gut kennt oder sich auf die Erzählungen anderer berufen kann."
Roana Brogsitter, Bayerischer Rundfunk, 28. Januar 2015
"Poetisch."
Yvonne Poppek, Süddeutsche Zeitung, 19. März 2015
"'Black Mamba Boy' ist eine der schönsten Einladungen, sich diesem Teil Afrikas nicht nur in Gedanken zuzuwenden."
Harald Loch, Erlanger Nachrichten, 19. März 2015
"Ein lesenswertes Buch, das an ein in Europa nicht selten verdrängtes Kapitel europäisch-afrikanischer Geschichte erinnert."
Goslarsche Zeitung, 13. März 2015