Ein Mann im besten Alter hält ein Versprechen ein und fährt nach fünfundzwanzig Jahren zu seinem ehemaligen Lehrbetrieb in die steirische Provinz. Damit beginnt für ihn eine Reise in die eigene Vergangenheit. Der Kollege, mit dem er dieses Treffen einst vereinbart hat, erscheint jedoch nicht. Sein Warten lässt den Erzähler immer tiefer in die Erinnerung an seine Lehrzeit als Elektriker eintauchen. Bilder flammen auf – von Geringschätzung und Schinderei, kleinen Gaunereien, vermeintlichen Lebensweisheiten und stiller Rebellion. Es ist eine schaurig aberwitzige Zeitreise in die Welt der Arbeit, wie sie gerade noch war. Lebensnah, erdig und fesselnd: Harald Darer taucht tief in die Abgründe eines Arbeiterlebens und schafft damit eine bitterböse, grotesk-komische Realsatire.
buecher-magazin.de"Arbeit adelt" steht über dem Torbogen, an dem der namenlose Erzähler wartet. Er wartet auf Frank Sonnenschein, seinen Freund und Lehrlingskollegen, dem er vor 25 Jahren nach bestandener Lehrabschlussprüfung versprochen hat, ihn in 25 Jahren eben dort wieder zu treffen. Doch es ist, wie es ist, wenn in fiktionalen Werken jemand wartet: Der Kollege taucht nicht auf. Um sich aufzuwärmen, geht der Erzähler in die Ladenkneipe um die Ecke. Am anderen Stehtisch steht ein arbeitsloser Alkoholiker ("Ausgemustert! Verkrachte Existenz! Marodeur des Sozialsystems!"), der ein paar Schnäpse in der Tasche hat und sie bereitwillig mit dem Erzähler teilt. Der erinnert sich im Gespräch an seine Lehrzeit beim "Elektrogeier", an die Langeweile und die Schinderei, den Dreck und die Inkompetenz, vor allem aber an die absolut grotesken Autoritätspersonen. Die Sprache, die Darer verwendet, ist eine Collage aus dem Alltag abgehörten Sätzen, hochpräzise zusammengefügt, kein Wort zu viel. Es geht um die Arbeit als Garant von Wert und Sinn, und die Absurdität dieses Versprechens. Um die Verlagerung der österreichischen Industrie in den Osten. "Blaumann" ist ätzend und zärtlich, komisch und hässlich und sehr gut.
© BÜCHERmagazin, Elisabeth Dietz (ed)
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