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In seiner klaren Stoßrichtung und selbstbewussten Begriffsverwendung erinnert das Buch "Blödmaschinen" an ein Manifest. Erstaunlich ist jedoch, dass die Autoren Markus Metz und Georg Seeßlen den engagierten Verlautbarungston, der ja eigentlich zur Kürze neigt, über mehrere hundert Seiten durchhalten. Das Buch will sowohl die so bezeichnete Verblödungsindustrie als Geflecht aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Medien analysieren als auch dem unvoreingenommenen Denken eine Brücke bauen. Auch wenn viele der frei assoziierenden Passagen schlicht nicht nachvollziehbar sind, werden einige Befunde eindrucksvoll durch die jüngste Realität bestätigt, so zum Beispiel die zunehmend blinde Berichterstattung über die Finanzmärkte. Die Autoren waren klug genug, nicht ein weiteres naives Buch gegen die Dummheit zu schreiben, sondern sie als "regulative Idee" darzustellen, die von all jenen, die gesellschaftlich dazu gehören wollen, zumeist aus strategischen Gründen zu Markte getragen wird. Es gilt, bei der Systemrelevanz der Dummheit anzusetzen. Was bei alldem nicht einleuchtet, ist der zentrale Begriff "Blödmaschine". Während "blöd" im Buch fast inflationär gebraucht und mit Augenzwinkern immer neu definiert, im Grunde also entwertet wird, findet der Begriff "Maschine" wohl vor allem deshalb Verwendung, weil sich die aufgeführten Beispiele so am besten dramatisieren lassen. Unterschlagen wird dabei, wie sehr es sich bei den beschriebenen Phänomenen um Menschgemachtes und durchaus Steuerbares handelt. Exklaven der Dummheit kommen nicht vor. Auch wenn das Buch für den direkten Kampf mit Blödmaschinen viel zu dick ist, animiert es alle Wohlmeinenden zur unzynischen Auseinandersetzung mit der ewig nagenden Frage: Wie viel Toleranz verdient die Dummheit? (Markus Metz, Georg Seeßlen: "Blödmaschinen". Die Fabrikation der Stupidität. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2011. 780 S., br., 25,- [Euro].) uweb.
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