›Ulysses‹ in einem Satz? Der Schweizer Reto Hänny unternimmt dieses grandiose Wagnis. Wie sein Lehrmeister Joyce folgt er seinem Protagonisten Bloom, jenem weltberühmten erfolglosen Annoncenakquisiteur, durch einen beinahe ereignislosen Tag. Einzig dass Blooms Frau, eine üppige Opernsängerin mit spanischem Blut, am Nachmittag ihren Liebhaber empfängt, überschattet drohend diesen gewöhnlichen Tag. ›Blooms Schatten‹ ist in spielerischer Auseinandersetzung mit ›Ulysses‹ von James Joyce entstanden: ein rasantes, pralles und beglückendes Prosastück, anspielungsreich und trickreich irreführend, jedes Wort an der richtigen Stelle, auch in seiner rhythmischen und kompositorischen Präzision ein radikales Sprachkunstwerk.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Rezensent Roman Bucheli verneigt sich vor Reto Hännys Versuch, James Joyce' Jahrhundertwerk "Ulysses" in einem einzigen Satz zu paraphrasieren. Doch Paraphrase trifft es nicht wirklich, denn Hännys Version löst sich zur Freude des Rezensenten von Joyce, um ein Werk von "künstlerischer Eigenständigkeit" und großer "musikalisch-poetischer Kraft " zu werden. Allerdings gibt Bucheli den geneigten Leser auch eine Warnung mit auf dem Weg: wer sich auf das lineare Lesen versteift, wer sich nicht darauf einlässt, auch einmal nichts zu verstehen, der wird an dem Werk keine Freude haben. Allen anderen aber verspricht er ein polyphones Stimmengewirr, das im Kopf des Leser als eine wahrhafte "Kopfmusik" erklingen werde. Hännys "Blooms Schatten" ist für Bucheli zudem ein Buch, das einmal mehr auf faszinierende Weise verdeutlicht, dass Literatur aus Literatur entsteht.
© Perlentaucher Medien GmbH
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