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Ein echter Mr. Ripley, der sich mit Mord und Maskerade seine eigene Realität erschaffen hat - das ist Clark Rockefeller. Doch davon ahnt Walter Kirn nichts, als er ihn in Manhattan kennenlernt. Er fällt auf ihn herein und gerät immer tiefer in die Phantomwelt des Multimillionärs und Kunstsammlers, der sich am Ende als Hochstapler, Kidnapper und eiskalter Mörder erweist. In der literarischen Tradition von F. Scott Fitzgerald, Truman Capote und Patricia Highsmith erzählt Kirn die Geschichte vom Mann, der sich selbst erfand, als dunkle Parabel. Ein brillant geschriebener, hypnotischer Thriller…mehr

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Produktbeschreibung
Ein echter Mr. Ripley, der sich mit Mord und Maskerade seine eigene Realität erschaffen hat - das ist Clark Rockefeller. Doch davon ahnt Walter Kirn nichts, als er ihn in Manhattan kennenlernt. Er fällt auf ihn herein und gerät immer tiefer in die Phantomwelt des Multimillionärs und Kunstsammlers, der sich am Ende als Hochstapler, Kidnapper und eiskalter Mörder erweist. In der literarischen Tradition von F. Scott Fitzgerald, Truman Capote und Patricia Highsmith erzählt Kirn die Geschichte vom Mann, der sich selbst erfand, als dunkle Parabel. Ein brillant geschriebener, hypnotischer Thriller über den Hunger nach Aufstieg, die Macht des Geldes und den schmalen Grat zwischen Lüge, Illusion und Wirklichkeit. «Eine unheimliche und absolut faszinierende Lektüre.» T.C. Boyle

Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, B, BG, CY, CZ, D, DK, EW, E, FIN, F, GR, HR, H, IRL, I, LT, L, LR, M, NL, PL, P, R, S, SLO, SK ausgeliefert werden.

Autorenporträt
Walter Kirn, geb.1962, ist ein amerikanischer Schriftsteller, Literaturkritiker und Essayist. Sein Roman «Up in the Air» wurde 2009 mit George Clooney verfilmt. Conny Lösch ist eine deutsche Übersetzerin. Neben zahlreichen anderen Autoren übersetzt sie Don Winslow und Ian Rankin.
Rezensionen
Der Mörder mit den vielen Gesichtern
Jetzt erscheint Walter Kirns Buch über den Hochstapler Christian Gerhartsreiter auf Deutsch: Ist der amerikanische Publizist seinem Protagonisten auf den Leim gegangen?

NEW YORK, im Juli

Bevor ich Walter Kirn bei unserer Begegnung in einer Hotelbar auf der Lower East Side die erste Frage stellen kann, hat er eine Bitte an mich. Er zeigt mir ein Foto, das in seinem Telefon gespeichert ist. Ein Blatt Rechenpapier, mit Kugelschreiber beschrieben: ein Gedicht. Die Zahl der Verse legt nahe, dass es sich um ein Sonett handelt. Es ist in deutscher Sprache verfasst. Was stehe dort?

Das lyrische Ich führt Klage über die Schlechtigkeit der Welt, die von seiner Unschuld nichts wissen will. Aber keine individuelle Schuld wird hier abgewehrt. Der Dichter spricht vielmehr im Namen seines Volkes, der Deutschen, und beschwört eine historische Gerechtigkeit, die sieben Jahrzehnte nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs die Macht alliierter Lügengeschichten zunichtemachen soll.

Christian Karl Gerhartsreiter, 1961 im bayerischen Siegsdorf geboren, hat dieses Gedicht an Walter Kirn geschickt. Er verbüßt in Kalifornien eine Haftstrafe von 27 Jahren. Im April 2013 wurde er eines Mordes schuldig gesprochen, den er 1985 begangen haben soll, als er unter dem Namen Christopher Chichester in San Marino lebte, einem wohlhabenden Vorort von Los Angeles. John Sohus, das Opfer, ein Programmierer, war der Adoptivsohn von Gerhartsreiters Vermieterin.

Als dieser Mann Kirn an einem Sommerabend des Jahres 1998 auf dem New Yorker LaGuardia-Flughafen erwartete, nannte er sich Clark Rockefeller. Er hatte seine Frau bei sich, die in leitender Stellung bei der Unternehmensberatung McKinsey tätig war. Kirn war aus Montana angereist, als Begleiter eines verkrüppelten Hundes, den Rockefeller über das Internet adoptiert hatte. Zwei Tage später besuchte Kirn den Mann in dessen Wohnung am Central Park. Dort lebte schon ein Hund. An den Wänden hingen Gemälde von Jackson Pollock und Mark Rothko. Rockefeller erzählte ihm, dass er mit dem Museum of Modern Art in Verhandlungen über den Verkauf der Bilder stehe. Als liberaler Adoptivvater gestattete er seinen Hunden, an den Leinwänden zu lecken. Das MoMA schickte deshalb einmal in der Woche einen Restaurator vorbei.

Kirn, ein Romancier und Journalist, blieb in Verbindung mit dem Hunde-, Bilder- und Namensbesitzer, der eigenen Angaben zufolge freiberuflich für die Zentralbank arbeitete. Als Clark Rockefeller 2008 wegen Entführung seiner Tochter verhaftet wurde, ließ die Familie Rockefeller über einen Sprecher erklären, in ihren Reihen gebe es keinen Clark. Kirn bemerkte damals zu einem Reporterkollegen, diese Verleugnung eines Sprösslings, dessen man sich geniere, sei typisch für Feigheit und Zynismus der Superreichen. Über seine Freundschaft mit dem Mann, den er als Clark Rockefeller kannte, hat Walter Kirn ein Buch geschrieben. "Blood Will Out" erscheint in der kommenden Woche in deutscher Übersetzung als "Blut will reden" bei C. H. Beck.

Gerhartsreiter, der mit siebzehn Jahren nach Amerika kam, ist der Typus des Hochstaplers, in dessen Persönlichkeit Ich-Schwäche und Egomanie eine groteske Mischung bilden. Nach der Enttarnung, wenn die Jämmerlichkeit seiner Existenz offenbar wird, werden alle, die mit ihrem Glauben seine Lügen möglich gemacht haben, von Zweifeln an der Robustheit des eigenen Ichs heimgesucht. Kirn, der nicht bloß düpiert wurde, sondern sich als Spezialist für Plots und Recherche besonders blamiert fühlen darf, erzählt Gerhartsreiters Geschichte, um die Herrschaft über die eigene Geschichte zurückzugewinnen. Kirns Buch ist ein Bericht über einen Machtkampf. Wie unser Gespräch zeigt, ist der Kampf noch nicht zu Ende.

Kirn nahm als Zuschauer am Mordprozess in Los Angeles teil und berichtete für den "New Yorker". Zunächst ignorierte der Angeklagte Kirns Anwesenheit im Gerichtssaal. Nach dem Schuldspruch fand Gerhartsreiter sich aber bereit, ihn im Gefängnis zu empfangen - obwohl er zuvor jeden Besuch abgelehnt hatte. Der verurteilte Mörder ging mit dem neugierigen Autor genauso um wie bei der Anbahnung ihres Verhältnisses: Er bat ihn um einen Gefallen. Könne er ihm wohl ein Buch über den Bau des Sonetts beschaffen? Oder eine Anleitung aus dem Internet ausdrucken? Kirn versprach ihm ein Buch. Und wurde, nach Abschluss der Arbeit an "Blood Will Out", von Gerhartsreiter mit dem Sonett über die Legende von der deutschen Schuld belohnt.

Je nach Interpretation kann das handgeschriebene Machwerk zur Widerlegung oder Bestätigung der kühnsten These von Kirns Buch dienen. In Gerhartsreiters Maskeraden macht Kirn das Muster einer Identifikation mit den Siegermächten des Zweiten Weltkriegs aus. Christopher Chichester, loyaler Untertan und Vasall Ihrer Majestät Königin Elisabeth II., eigentlich nämlich Sir Christopher Chichester, dreizehnter Baronet, besuchte in San Marino den Sonntagsgottesdienst einer Kirche, in der ein Fenster General George Patton als christlichen Ritter verewigt. Der schamlose Lügner soll sich der Camouflage aus Scham verschrieben haben, um sich aus der Gemeinschaft seines Volkes davonzustehlen.

Beweist nun die revisionistische Sonettproduktion, dass die Tarnung eben nur Tarnung war? Oder ist das Coming-out als urdeutscher Chauvinist das allerneueste Maskenspiel? Beide Lesarten stützen jedenfalls Kirns nationalpsychologische Deutung von Gerhartsreiters pathologischem Verhalten. Doch was wäre, wenn genau das die Absicht des Dichters gewesen sein sollte? Wenn Gerhartsreiters Anverwandlung an sein Porträt in Kirns Buch als Freundschaftsdienst zu verstehen wäre? Kirn hält es für sicher, dass er das Buch gelesen hat.

Der Verbrecher aus verlorener Nationalehre: Bedeutet diese Figur für Kirn auch einen anthropologischen Trost, die Chance, dem Monster normale Gefühle zuzuschreiben? Er hält es für den Grundfehler der Literatur zur Soziopathie, uns das aus allen moralischen Zusammenhängen herausfallende Individuum durch Analogien irgendwie doch noch vertraut machen zu wollen, statt anzuerkennen, dass der Soziopath einfach anders ist als wir. Psychologisch sei Gerhartsreiter ein einfacher Fall: ehrgeizig und grausam, ein Mensch ohne Empathie und mit unbedingtem Aufstiegswillen. Ihn interessiere daran, so behauptet Kirn, nicht die subjektive, sondern die objektive Seite. "Um diese Geschichte zu schreiben, musste ich denselben kritischen Apparat einschalten, den ich verwende, wenn ich ein Buch rezensiere. Hier gab es eine Person, die dazu einlud, sie als literarische Figur zu analysieren."

Der Kritiker, der das Lebenswerk eines Hochstaplers zerlegt, muss Einflussforscher und Zitatkenner sein. Ein Rollenmodell Gerhartsreiters erkennt Kirn im Helden der Ripley-Romane von Patricia Highsmith. Zeugen hatten im Prozess Chichesters Faible für den Film noir beschrieben. Aber im Privatverhör durch Kirn gab Gerhartsreiter später stotternd zu Protokoll, er habe von Tom Ripley noch nie etwas gehört. Linda Sohus, die Frau von John Sohus, verschwand zur selben Zeit wie ihr Mann. Ihre Leiche ist nie gefunden worden. Eine Zeitlang gingen Postkarten aus Europa mit Lindas Handschrift bei ihrer Familie ein. Highsmiths Ripley führt, nachdem er Dickie Greenleaf erschlagen hat, dessen Korrespondenz fort. Im zweiten Roman erleben wir Ripley als Mitverschwörer eines Kunstskandals, in dem es um die postume Vermehrung der Werke eines berühmten Malers geht.

Im Gefängnis legte Gerhartsreiter gegenüber Kirn ein Geständnis ab: Die von den Hunden abgeleckten Bilder waren Fälschungen. Kirn bekam den Namen des Kunsthändlers, der die Ware angeblich geliefert hatte, und stieß bei der abendlichen Internetrecherche im Hotel auf den Skandal um die gefälschten Werke der Großmeister des Abstrakten Expressionismus, die über die New Yorker Galerie Knoedler in Umlauf gebracht worden waren. Die Nennung eines Namens genügte, so erzählt Kirn die Episode im Buch, um ihn in ein Labyrinth abenteuerlicher Hypothesen zu lotsen, aus dem er fast nicht wieder herausgefunden hätte: So viel Macht hat der Hochstapler noch in der Ohnmacht der Gefangenschaft.

Glaubt Kirn denn, dass Gerhartsreiter eine falsche Fährte legte oder dass er wirklich in die Knoedler-Affäre verwickelt sein könnte? Die verblüffende Antwort: beides. Er habe ihn irreführen wollen, aber tatsächlich könnten die vielen Berührungspunkte mit dem Fall Knoedler schwerlich ein Zufall sein. Clark Rockefeller verkehrte nachweislich bei Knoedler und fragte seinen Schwiegervater, wie man einen Rothko auf den Markt bringe. Er kann seine Bilder kaum selbst bei Knoedler gekauft haben, da seine Frau dafür damals noch nicht gut genug verdiente. In Kirns Szenario müssten die Fälscher ihn beliefert haben, um Produkte aus ihrer Werkstatt mit einer Rockefeller-Provenienz zu adeln.

Für das letzte Gespräch vor seinem Haftantritt machte Gerhartsreiter mit Kirn eine Zeichensprache aus: Blinzeln mit dem rechten Auge hieß ja, mit dem linken nein. Der Verurteilte wollte über die Kunstfälschungen sprechen. Auf die Frage, ob er in die Sache verwickelt gewesen sei, blinzelte er mit dem rechten Auge. Dann war die Besuchszeit abgelaufen, und er wurde abgeführt.

Einige Rezensenten haben den Verdacht geäußert, Kirn könne nicht so naiv gewesen sein, wie er sich selbst nun darstelle. Sie verweisen darauf, dass er sich in einem früheren Memoirenbuch über die Bildungslaufbahn, die ihn nach Princeton und Oxford führte, selbst als erfolgreichen Hochstapler porträtiert hat. Walter Kirn kann fesseln. Mit immer wieder neuen überraschenden Details verwickelt er den Zuhörer in die Geschichte, die er erzählen möchte. Man wird gefangen genommen durch sprühende Intelligenz, ironisches Selbstbewusstsein, entwaffnende Vertraulichkeit. Wie kann man glauben, dass er so leichtgläubig war? Wie soll man es ihm nicht glauben?

Eine Hypothese über die globalen Weiterungen der Causa Rockefeller steht noch nicht im Buch. Der Chinese, der die Rothkos und Pollocks für Knoedler hergestellt haben soll, könnte ein Strohmann gewesen sein. Kirn vermutet, dass der deutsche Fälscher Wolfgang Beltracchi seine Hand im Spiel hatte - und auf Vermittlung des deutschen Rockefeller tätig wurde. Begeistert erläutert Kirn alle Indizien, die für dieses Szenario sprechen. Und blinzelt nicht.

PATRICK BAHNERS

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