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Den Traktor reparieren, Apfelbäume beschneiden, die Ernte auf den Markt bringen: So hatte sich Frida Paulsen ihr Leben niemals vorgestellt! Darum war die Tochter eines Obstbauern vor Jahren nach Hamburg gezogen, Polizistin geworden und strebt nun die Karriere als Kommissarin an. Infolge einer emotionalen Krise kehrt sie aber vorerst zurück zu ihren Eltern in die Elbmarsch. Zwar kann sie den erneuten Angeboten ihres Vaters, den Familienbetrieb zu übernehmen, widerstehen. Die Vergangenheit holt sie trotzdem auf unvermutete Weise ein - als ihre frühere beste Freundin Jo auf einen Tee vorbeikommt. Sie hatten jahrelang keinerlei Kontakt. Aber beide mussten in ihrer Kindheit den Verlust sehr nahestehender Menschen verkraften - eine Gemeinsamkeit, die sie über alle charakterlichen Unterschiede hinweg verbindet. Jo, die resolute Bikerin, betreibt mittlerweile als Privatdetektivin ein kleines Büro. Jetzt hat sie sich in einen heiklen Fall verstrickt und erhofft sich nun von Frida Hilfe. Kurz darauf wird auf einem verlassenen Bauernhof die Leiche gefunden. Eine Frau ist erstochen worden. Für Fridas altvertrauten Kollegen Bjarne Haverkorn ist Jo die Hauptverdächtige. Sie verschwindet, bevor sie festgenommen werden könnte. Ihre einzige Spur verweist auf einen lange zurückliegenden, mysteriösen Dreifachmord in einem alten Ferienhaus an der Ostsee.
Das Ermittlerduo Paulsen und Haverkorn hatte Krimispezialistin Romy Fölck bereits in ihrem Spannungsroman "Totenweg" vorgestellt. Ihr zweiter großer Fall ist nun komplexer angelegt. "Bluthaus" spannt seine Geschichte vom persönlichen Drama bis hin zum organisierten Verbrechen, vom bodenständigen Leben auf dem Land bis zu den Machtstrukturen des Verfassungsschutzes. Und dann gibt es noch die Geschichte von Miriam, einem zwölfjährigen Mädchen, das zunächst widerwillig an einem spontanen Familienurlaub teilnimmt, sich dann aber am Strand zum ersten Mal verliebt - in die vier Jahre ältere Kelly. Obwohl diese kurze Teenagerromanze 30 Jahre zurückliegt, wählt Fölck für sie das Präsens, während sie die eigentlichen Ermittlungen, den Kern von "Bluthaus", in der Vergangenheitsform erzählt. Geschickt macht sie so unmittelbar spürbar, mit welcher Macht die Geister der Vergangenheit Frida und Jo in ihren Bann schlagen, wie traumatische Erfahrungen ein ganzes Leben prägen, weil das Vergessen eben manchmal unmöglich ist.
Einmal mehr beweist Fölck zudem ihr genaues Gespür für Land und Leute. Vor allem wenn Frida Paulsen die Halbinsel Holnis betritt, eröffnet sich eine ganz eigene, zugleich heimelige und unheimliche Welt. Man fühlt regelrecht den Ostseewind durch das kleine Dorf streichen, in dem Frida das Geheimnis des "Bluthuses" zu enträtseln versucht. Von manch einem Insulaner schlägt ihr dafür grimmiger Missmut entgegen. Ob das nun eher eine Sache der Mentalität ist oder ob hier tatsächlich jemand etwas zu verbergen hat, ist eines der vielen Rätsel, die Fölck aufgibt. Sie erzeugenim Laufeder gut 300 Seiten einen durchgehend spannenden Sog.