Härter als jeder Krimi
Etwa 15 Jahre ist es her, dass ich mit “Das Ekel von Rahnsdorf” das erste Buch von Hans Girod regelrecht verschlungen habe. Diese Sammlung von authentischen DDR-Mordfällen, von denen die Öffentlichkeit einst so gut wie nichts erfuhr, fesselte mich vom ersten Satz an. Auch
Girods Bücher “Der Würger von Plauen”, “Der Kreuzworträtselmord” und “Der Kannibale” habe ich mit…mehrHärter als jeder Krimi
Etwa 15 Jahre ist es her, dass ich mit “Das Ekel von Rahnsdorf” das erste Buch von Hans Girod regelrecht verschlungen habe. Diese Sammlung von authentischen DDR-Mordfällen, von denen die Öffentlichkeit einst so gut wie nichts erfuhr, fesselte mich vom ersten Satz an. Auch Girods Bücher “Der Würger von Plauen”, “Der Kreuzworträtselmord” und “Der Kannibale” habe ich mit ungebrochenem Interesse gelesen.
Der 1937 geborene Jurist war bis zum Jahr 1994 an der Humboldt-Universität in Berlin als Dozent für Spezielle Kriminalistik tätig. In “Blutspuren” berichtet der Experte erneut über Gräueltaten, die sich in der ehemaligen DDR zugetragen haben.
Insgesamt acht Mordfälle stellt Hans Girod in “Blutspuren” einzeln vor. Er erzählt nüchtern, in sachlichem Ton und niemals sensationslüstern. Ganz im Gegenteil: Mit interessanten Fakten rund um Ermittlungsmethoden, die Arbeit der Volkspolizei, die DDR-Kriminalstatistik und die damals vorherrschende Rechtslage ergänzt er seine bildhaft beschriebenen Darstellungen, die nichts für zartbesaitete Gemüter sind – schon allein deshalb, weil es sich bei der Hälfte der wiedergegebenen Fälle um Morde an Kindern handelt.
Tatortfotos, Auszüge aus Vernehmungsprotokollen sowie Zeitungsartikel verleihen den furchtbaren Taten eine zusätzliche Authenzität und machen sie damit für den Leser noch greifbarer.
Darüber hinaus fängt Hans Girod in seinen Schilderungen eindrucksvoll den Zeitgeist und den Alltag in der DDR ein. Insofern dokumentieren seine Bücher nicht ausschließlich Mordfälle, sondern auch ein Stück Zeitgeschichte. Der Autor thematisiert die Haftbedingungen im einstigen Arbeiter- und Bauernstaat ebenso wie die Todesstrafe, die bis 1987 in der DDR gesetzlich verankert war.
Inzwischen gibt es zahlreiche Autoren, die sich den authentischen DDR-Mordfällen im wahrsten Sinne des Wortes verschrieben haben. Hans Girod war der Pionier auf diesem Gebiet, an dessen Stil keiner der übrigen Schriftsteller, deren Bücher ich bisher zu diesem Thema gelesen habe, heranreicht.