Studienarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Romanistik - Italianistik, Note: 1, Ruhr-Universität Bochum (Romanisches Seminar), Veranstaltung: Hauptseminar Boccacio, Sprache: Deutsch, Abstract: Es handelt sich um die letzte Novelle des Decameron. Sie zählt zu den schwierigsten des gesamten Werkes überhaupt. Aufgrund ihres unerhört grausamen Inhalts wirkt sie äußerst provokant und polarisiert auf diese Weise zugleich die Leserschaft. Es geht um den Markgrafen von Saluzzo, der seine Frau Griselda auf unmenschlich harte Proben stellt, um sich ihrer absoluten Treue und Unterwürfigkeit zu versichern. Griselda erträgt die ihr auferlegten Prüfungen mit beispielloser Geduld. Verschiedene Autoren beziehen zu dieser Novelle völlig konträre Positionen. Griseldas Verhalten wird von einigen Interpreten als vorbildlich und nachahmenswert empfunden, während sie von anderen nahezu als Heilige, und damit als quasi unnachahmbar einzigartig, verehrt. Für Gualtieris Charakter gilt die gleiche gespaltene Meinung. Einige Interpreten versuchen sein Verhalten zu rechtfertigen, andere wiederum verurteilen ihn als grausam und unmenschlich. Zunächst werden detailliert die charakterlichen Eigenheiten der Protagonisten herausgearbeitet, um in einem zweiten Schritt verschiedene Interpretationsansätze zu erörtern und gegenüberzustellen. Im darauf folgenden Kapitel geht es darum zu verdeutlichen, dass die Weltanschauung des Lesers dessen Interpretationsleistung beeinflusst. Weil jede Interpretation Raum für Kritik lässt, wird zu einigen zentralen Aussagen der beschriebenen Ansätze Stellung bezogen. Danach wird ein eigener Interpretationsversuch angeschlossen, der die Novelle aus gesellschaftskritischer Sicht beleuchtet. Um diesen Punkt abzurunden wird ein Bogen zur ersten Novelle des Decameron geschlagen und dargestellt, wie diese beiden in Bezug zueinander stehen. In einem letzten Schritt wird auf Boccaccio selbst, den Verfasser des Decameron, eingegangen.