Studienarbeit aus dem Jahr 2001 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1.0, Universität Regensburg (Neuere Deutsche Literatur II), Veranstaltung: Proseminar II NDL: Botho Strauß, Sprache: Deutsch, Abstract: Botho Strauß, Jahrgang 1944, zählt zu den meistbeachteten Schriftstellern der Gegenwart - und zu ihren meistgespielten Theaterautoren. Den Menschen Botho Strauß aber umgibt die Aura des Unberührbaren, die des einsamen Gelehrten in seinem Elfenbeinturm, der - mal milde lächelnd, mal wütend Blitze schleudernd - auf die Erde hinuntersieht. Den Begehrlichkeiten des Kulturbetriebs nämlich bleibt der Autor verschlossen: Keinen einzigen Fernsehauftritt gab er in nun beinahe 30-jährigem Schriftstellerdasein, bis heute meidet er Symposien und Preisverleihungen, selbst Interviews sind spärlich gesät. Diese mediale Ruhe um den Autor, Essayisten und Dramaturgen Botho Strauß fand im Frühling 1993 mit der Publikation des Essays vom "Anschwellenden Bocksgesang" im Wochenblatt "Der Spiegel" ein jähes Ende. Am 07. Februar des Jahres holte der Denker aus zum Rundumschlag gegen die "Totalherrschaft der Gegenwart", und das Land erbebte im Donner. Vom "Rechten" schrieb Strauß, der als Vertreter der Gegenaufklärung Widerpart sei der eiligen Zeit, Hüter des Tabus und der Scheu, der Anschluss suche an das Hergebrachte und Unbewegte im Bewusstsein, dass "der Mensch nicht einfach nur von heute ist" und die alten Dinge nicht fort und überlebt wären. Es erscheint beinahe müßig, heute noch etwas zum "Anschwellenden Bocksgesang" sagen zu wollen - die ihn behandelnden Publikationen zählen kaum mehr nach Dutzenden. Der Essay - so dröhnten die Exegeten - liefere die intellektuelle Legitimation für "rechte" Tendenzen in der deutschen Gesellschaft, mache gar den rechten Terror hoffähig und leiste so letztlich einem neuen Faschismus Vorschub. Brigitta Huhnke glaubte, im gesamten Werk des Autors "faschistoide Phantasmen" ausmachen zu können und noch im Theater-Fachblatt "theater heute" nahm Peter von Becker die in seinen Augen nicht ausreichend deutliche Distanzierung Botho Strauß¿ von den "ordinären und manchmal obszönen", in jedem Falle aber "schändlichen [...] Auslassungen seiner Bewunderer und Benutzer" zum Anlass, dem Essay mittels handwerklich fragwürdiger Zitatmontage den Aufruf zu "Lynchmord" und "Blutopfer" zu unterstellen.
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