Studienarbeit aus dem Jahr 2010 im Fachbereich Ethnologie / Volkskunde, Note: 1,0, Ludwig-Maximilians-Universität München (Institut für Ethnologie), Veranstaltung: Kulturelle Globalisierung in der postkolonialen Epoche, Sprache: Deutsch, Abstract: Nicht nur Evo Morales selbst sah seine Wahl zum ersten Staatsoberhaupt indigener Herkunft in Lateinamerika als historisches Ereignis an, als er im Januar 2006 sein neues Amt als Präsident des mehrheitlich indigenen Bolivien antrat. Auch die internationale Presse überschlug sich mit bewundernden, aber teils auch unsicheren Bemerkungen über den ehemaligen Cocabauern, der selbst bei ausländischen Staatsempfängen seinen Chompa, den typischen Pullover der Andenbewohner, trägt. Der Aufstieg von Evo Morales und seiner Partei, die eine Art Sammelbecken für indigene und soziale Bewegungen bildet, bedeutet nicht nur die anfangs gern von der Presse übernommene Vorstellung von Gerechtigkeit für die Indigenen nach "500 Jahren Unterdrückung", oder die Tatsache, dass die Bevölkerungsmehrheit Boliviens zum ersten Mal von "einem der ihren" vertreten wird. Die indigene Bewegung Boliviens hat einen langen Weg hinter sich, während der sich eine verschwommene Ideologie herausgebildet hat, die jetzt teilweise in die bolivianische Politik übergeht. Auch das Selbstbild der Indigenen hat sich grundlegend gewandelt, sowie die Ausdrucksformen von Widerstand und Zugehörigkeitsgefühle. Man kann deshalb von einer "Zweiten Revolution" sprechen, nach der nationalen Revolution von 1952. Diese Arbeit wird zuerst den Aufstieg der indigenen Bewegungen Boliviens im politischen und wirtschaftlichen Kontext beleuchten, um dann auf das "Indigene" dieser Bewegung einzugehen, indem die Ideologie von Evo Morales und seiner Partei näher beleuchtet wird. Schließlich sollen die Probleme erörtert werden, die eine indigene Protestbewegung erfährt, wenn sie sich tatsächlich an der Macht befindet. Auch wird darauf eingegangen, wie sich die Indigenen Boliviens zu einer Stimme für alle Unterdrückten dieser Welt machen wollen, und wie eine "ethnische" Partei auch in einem "plurinationalen" Staat die Diffusionsbewegungen noch einmal drastisch verstärken kann.
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