2016 startete der Metzler Verlag die Reihe „… und die Folgen“, in der große Persönlichkeiten und deren Folgen aus heutiger Sicht dargestellt werden. Hier wurden bisher vor allem Schriftsteller(u.a. Hölderlin, Heine, Kleist u.a.) und Philosophen (Platon, Marx, Nietzsche u.a.) vorgestellt. Nun also
Bertolt Brecht (1898-1956).
Wie die anderen Bände der Reihe ist auch dieser Band zweigeteilt. Im…mehr2016 startete der Metzler Verlag die Reihe „… und die Folgen“, in der große Persönlichkeiten und deren Folgen aus heutiger Sicht dargestellt werden. Hier wurden bisher vor allem Schriftsteller(u.a. Hölderlin, Heine, Kleist u.a.) und Philosophen (Platon, Marx, Nietzsche u.a.) vorgestellt. Nun also Bertolt Brecht (1898-1956).
Wie die anderen Bände der Reihe ist auch dieser Band zweigeteilt. Im ersten Teil beleuchtet Tom Kindt, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Seminar für Deutsche Philologie der Universität Göttingen, zunächst Brechts Werk chronologisch - von den ersten Gedichten in den „Augsburger Neuesten Nachrichten“ (1916) bis zu den „Buckower Elegien“ aus dem Jahre 1953. Nach den lyrischen Anfängen wandte sich Brecht dann vor allem dem Theater zu; schon früh war er von seinen Fähigkeiten als Dramatiker überzeugt. In den 1920er Jahren setzte sich Brecht in seinen Stücken mit der Kälte der Gesellschaft auseinander und der Ergründung ihrer Ursachen. Später wandte er sich politischen Themen zu mit Hinwendung zum Marxismus. Kindt ist der Ansicht, dass Brechts „Politisierung nicht auf moralische Entrüstung oder eine soziale Vision“ zurückführen ist sondern auf die Richtigkeit der marxistischen Theorie. Auch in der Lyrik Brechts ist diese Wandlung sichtbar, die aber nicht so ausführlich analysiert wird. Dabei ist Brecht heute eher als Lyriker bekannt und geschätzt.
Der zweite Teil „Folgen“ beginnt mit der Feststellung, dass für Brecht Literatur und Theater nicht der Selbstbespiegelung diente, sondern eine nüchterne Betrachtung der Welt war. So finden sich in seinen Gedichten, Theaterstücken und Erzählungen stets starke Realitätsbezüge. Kindt betrachtet zunächst die große Wirkung zu Brechts Lebzeiten. So wurde bereits dem 24jährigen Dramatiker der Kleist-Preis zuerkannt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Brecht für das Theater zu einer maßgebenden Instanz. Nach seinem Tod erschien er auf dem „Parnass der literarischen Moderne“. Dies war deutlich an der kontinuierlich steigenden Zahl von Brecht-Aufführungen in Ost und West abzulesen - quasi eine „Ära Brecht“. Langsam wurde Brecht zum „Klassiker“. Auch Brechts Lebensstil und Erscheinungsbild hatte Folgen auf die nachfolgenden Generationen, so wurde seine Auf-machung oft kopiert.
„Brecht hatte Folgen und hat sie bis heute“ - so das Resümee von Kindt. Sind es jedoch die von ihm angestrebten Folgen? Der Autor gibt eine eindeutige Antwort auf diese Frage: „Brechts Geist des Zweifels und des Widerspruchs“ wird bleiben. Insgesamt eine interessante Erörterung, bei der allerdings die Lyrik etwas zu kurz kommt.