Ferdinand Gregorovius (1821-1891) gehörte bis weit ins 20. Jahrhundert hinein zu den meistgelesenen deutschsprachigen Historikern. Er hat das Italienbild seiner Epoche wesentlichgeprägt. Zwanzig Jahre verbrachte er selbst in Rom; kaum ein Geschichtsschreiber hat wie er vom Genius loci profitiert, kaum einer war so sehr auf ihn angewiesen wie der Verfasser der Wanderjahre in Italien und der monumentalen Geschichte der Stadt Rom im Mittelalter. In dem Deutschordensstädtchen Neidenburg aufgewachsen, verließ Gregorovius nach seinen Königsberger Studienjahren Ostpreußen für immer. Wie er seine neue italienische Heimat erlebte, spiegeln seine Briefe an die Zurückgebliebenen. Ob enthusiastisch oder lakonisch, ob sachlich oder emotional kommentieren sie den Alltag des allmählich zum Historiker sich wandelnden Literaten. Sie werden hier, soweit erhalten, komplett ediert und bilden ein Gegenstück zur Edition der Römischen Tagebücher (C.H.Beck 1991). Damit wird die erste größere Briefausgabe zu Gregorovius seit über 90 Jahren vorgelegt. Die Briefe werfen neues Licht auf einen der wirkmächtigsten Historiker des 19. Jahrhunderts, der, wie Golo Mann formulierte, gezeigt hat, "was Geschichtsschreibung sein kann, nicht muss, aber doch auf ihrem Höhepunkt sein sollte".
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