Magisterarbeit aus dem Jahr 2001 im Fachbereich Geschichte Europas - Europa Nachkriegszeit, Note: sehr gut, Humboldt-Universität zu Berlin (Institut für Geschichtswissenschaften), Sprache: Deutsch, Abstract: Die Arbeit untersucht Berichterstattung und Kommentar des Daily Express und des Daily Mirror zum Mau Mau-Aufstand in der britischen Kolonie Kenia im Zeitraum Oktober 1952 bis April 1954. In beiden Zeitungen war der Aufstand ein wichtiges Thema, was vor allem auf die Eskalation der Gewalt nach der Ausrufung des Notstandes in Kenia im Oktober 1952 zurückzuführen ist. Aus der politischen Ausrichtung der Blätter ergaben sich jedoch unterschiedliche Herangehensweisen an das Problem. Der konservative Daily Express konzentrierte sich vor allem auf die Darstellung britischer Siedler als Opfer bzw. heldenhafte Kämpfer gegen die entfesselte afrikanische „Barbarei“. Der linksliberale Daily Mirror hingegen verurteilte die repressive Politik der Kolonialregierung und die fragwürdigen Methoden der britischen Sicherheitskräfte. Der Diskurs in beiden Zeitungen ist von einer oberflächlichen Sicht auf die Ereignisse in Kenia geprägt. Die Ursachen des Aufstandes und die Verhältnisse in Kenia bleiben weitgehend im Dunkeln. Beide Blätter akzeptierten die von der Regierung verbreitete, vereinfachende und mit fragwürdigen Stereotypen durchsetzte Deutung der Mau Mau-Bewegung als terroristisches, atavistisches und irrationales Gebilde und stellten die britische Kolonialherrschaft in Kenia an sich nicht in Frage. Während der Daily Express jedoch von einer Beibehaltung des Status quo ausging, unterstützte der Daily Mirror die Forderung der britischen Opposition nach Reformen in Kenia und warnte vor der moralischen Diskreditierung Großbritanniens als Kolonialmacht. Beide Zeitungen setzten die Ereignisse in Kenia in Beziehung zu ihrem Idealbild des British Empire. Der Daily Express beschwor das Empire der kühnen weißen Pioniere, die als Speerspitze britischer Zivilisation in Afrika wirkten und in einer Mischung aus Fürsorge und – notfalls unter Zwang durchgesetzter – Autorität die Geschicke des politisch unmündigen Afrikaners lenkten. Der Daily Mirror hing der vagen Vision eines reformierten oder „aufgeklärten“ Kolonialismus an, wie sie die Labour-Partei vertrat. Wichtigstes Fazit der Arbeit ist, dass die Wahrnehmung des Geschehens innerhalb des Kolonialreiches durch die britische Medienöffentlichkeit (wie auch durch die politischen Eliten) von einer vereinfachenden und auf starre Konzepte ausgerichteten Denkweise geprägt war, die den komplexen Realitäten kaum gerecht wurde.