»Das Arbeitsamt öffnet um 9 Uhr. Britt-Marie wartet, bis es 9.02 Uhr ist, dann geht sie hinein, weil sie wirklich nicht den Eindruck erwecken will, sie sei kleinkariert.«
Eigentlich sollte Britt-Marie gar nicht beim Arbeitsamt sein. Eigentlich sollte sie in ihrem Zuhause sein, sollte putzen,
bügeln und aufräumen, so wie an jedem normalen Tag. Sie ist 63 Jahre alt und wartet schon ihr ganzes…mehr»Das Arbeitsamt öffnet um 9 Uhr. Britt-Marie wartet, bis es 9.02 Uhr ist, dann geht sie hinein, weil sie wirklich nicht den Eindruck erwecken will, sie sei kleinkariert.«
Eigentlich sollte Britt-Marie gar nicht beim Arbeitsamt sein. Eigentlich sollte sie in ihrem Zuhause sein, sollte putzen, bügeln und aufräumen, so wie an jedem normalen Tag. Sie ist 63 Jahre alt und wartet schon ihr ganzes Leben lang darauf, dass es endlich anfängt. Bis es soweit ist, verschafft sie ihrem Mann ein perfekt gepflegtes und sauberes Heim und übersieht dabei geflissentlich bestimmte Dinge, bis sie sie eines Tages nicht mehr übersehen kann.
Als Resultat findet sie sich in einem runtergekommenen Kaff namens Borg wieder, inmitten von Kindern und Jugendlichen, deren Lebensinhalt nur aus Fußball zu bestehen scheint. Britt-Marie hasst Fußball, aber sie macht sich an die Arbeit…
Von Fredrik Backman habe ich bereits „Ein Mann namens Ove“ gelesen. Wie Ove ist auch Britt-Marie ein recht spezieller Charakter, der in seinen Eigenarten zugleich ungewöhnlich als auch vertraut wirkt, über den man einerseits lachen kann, der aber auch sehr nachdenklich macht.
Wie sie alles wieder und wieder putzt, sämtliche Tagesaktivitäten penibel durchplant und in Listen einträgt, die dann sklavisch befolgt werden müssen, ist schon skurril und sorgt beim Lesen für Erheiterung. Doch merkt man im Verlauf des Buchs immer deutlicher, weshalb sie all das tut, wie sie zu einem solchen Menschen werden konnte und dass sie im Grunde und von ihren Bedürfnissen und Wünschen her nicht anders ist, als jeder andere auch.
Betroffen erkennt man, dass Britt-Marie eine Frau ist, die tief in sich nicht glauben kann, dass irgendetwas, das sie tut, von Bedeutung ist. Und die sich doch zugleich nichts mehr als das wünscht.
Das Ergebnis ist eine unterhaltsame Geschichte, witzig und mit treffenden Worten geschrieben, die sich um die Suche nach einem Sinn im Leben dreht, um den Wunsch nach Anerkennung, um Träume, Hoffnungen und den Mut zu einem Neuanfang. Dabei spart der Autor nicht mit Gesellschaftskritik, in vielen Vorfällen und Ansichten erkennt man Vertrautes wieder – womöglich sogar bei sich selbst? Und wer die Protagonistin anfangs vielleicht für unsozial, unselbständig und unflexibel gehalten hat, wird die ein oder andere Überraschung erleben. Speziell das Ende fand ich überaus gelungen!
Fazit: Wieder eine tolle Geschichte von Fredrik Backman, unterhaltsam und nachdenklich machend zugleich! Ich weiß jetzt, dass ich auch noch seine weiteren Bücher lesen muss!
»Wir wollen, dass jemand weiß, dass wir hier sind. Dass es nicht egal ist.«