Studienarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Archäologie, Note: 1,0, Humboldt-Universität zu Berlin (Institut für Ur- und Frühgeschichte), Sprache: Deutsch, Abstract: Das im Herbst 1988 am Südwestrand von Mušov am linken Ufer der Thaya in Südmähren entdeckte Prunkgrab stellt hinsichtlich seines Beigabenreichtums und der Exklusivität des Inventars eine archäologische Sensation dar. Es handelt sich um Körperbestattungen von zwei Männern und einer Frau, wobei unklar ist, ob die Grablege gleichzeitig oder nacheinander erfolgte ( Peška u.a. 2002, 510). Das überhügelte Kammergrab zeichnet sich durch äußerst prächtige antike, provinzialrömische und typisch germanische Beigaben aus. Es vereint eine einzigartige Kollektion von 187 Gegenständen aus frühaugustäischer Zeit bis in die Zeit der Markomannenkriege (Peška 2000, 203). Zur Zeit wird das Grab anhand der jüngsten Beigaben in die Zeit um 170 - 180 n. Chr., beziehungsweise B2/C1 datiert (Peška u.a. 2002, 501 f.). Die absolute Datierung ist nicht sicher. Die gängige Interpretation eines romfreundlichen markomannischen oder quadischen „Königs“ wirft indes vor dem Hintergrund der Markomannenkriege ( 166-180 n. Chr.) in diesem Gebiet Fragen auf. Zwischen den ungewöhnlich vielen importierten Bronzegefäßen (min. 8 Stück – das Grab wurde antik beraubt) ragt der frühe Westlandkessel mit seinen vier äußerst naturalistisch gearbeiteten Attaschen in Form von Germanenbüsten mit Suebenknoten deutlich hervor1. Dieser Bronzekessel ist neben dem erst kürzlich entdeckten Westlandkessel von Czarnówko mit drei Germanenappliken mit Suebenknoten2 der „...einzige Fund außerhalb des römischen Limes [...], der zweifellos im Römischen Reich gefertigte Germanenbildnisse aufweist.“ ( Krierer 2002, 367), welche aufgrund ihrer Haartracht eindeutig ethnisch und nicht mythisch zu deuten sind. Sollte es sich etwa um ein Abbild eines der Bestatteten handeln, der es sich gönnte, während der Markomannenkriege die Büsten als Auftragsarbeit in einer provinzialrömischen Werkstatt fertigen zu lassen? Oder handelt es sich um ein symbolisches Geschenk der Ehrerbietung seitens Rom? Wie kann man das Objekt datieren und welcher Verwendung unterlag es? Wie fügt es sich in den Gesamtkontext ein? Im Folgenden soll mit Hilfe der Arbeiten von Jaroslav Peška, Jaroslav Tejral, Susanna und Ernst Künzl, Horst Wolfgang Böhme und vor allem Karl R. Krierer Fragen der genaueren Bestimmung jener Ethnizität nachgegangen, auf Schwierigkeiten der Datierung und dem damit verbundenen Diskurs eingegangen, sowie auf Möglichkeiten der Verwendung hingewiesen werden.