Ein Roman über das Warschauer Ghetto, der einzigartig dasteht in der europäischen Literatur. Ein Buch, das das Grauen zum Sprechen bringt. Wie erinnert man an eine Welt, die nicht mehr ist? Wenn die Ermordeten keine Gräber haben, wenn Wohnungen, Häuser, Straßen spurlos verschwunden sind? Wenn alles, was einmal Leben war, der Vernichtung anheimgefallen ist? Bogdan Wojdowskis Roman "Brot für die Toten" rekonstruiert die Hölle des Warschauer Ghettos: bis zu 500.000 Menschen, eingesperrt auf einem drei Quadratkilometer großen Areal. Als präziser Chronist schildert Wojdowski das Leiden unter der deutschen Barbarei, vor allem aber gibt er den Opfern ihre Würde zurück. Protagonist des Romans ist der Junge David. In seinen Augen, seinem Bewusstsein spiegelt sich "der Alb, den man Leben nennt". Davids Familie, die Menschen auf den Straßen - im verzweifelten Versuch, von Tag zu Tag zu überleben -, sie alle erhalten ihre Stimmen, ihre Gesichter, ihre Namen zurück. Nur wenige Werke der Holocaustliteratur vermögen, was Wojdowski mit diesem verdichteten, polyphonen Roman gelungen ist: nicht allein die Vernichtung zu dokumentieren, sondern die vernichtete jüdische Welt in ihrer Vielfalt wieder ins Leben zu rufen. 1971 erschien der Roman in Polen, 1974 publizierte der Verlag Volk und Welt Henryk Bereskas exzellente Übersetzung ins Deutsche. Die Neuauflage dieses bedeutenden Werks erscheint als erster Band der auf zehn Bände angelegten "Bibliothek der polnischen Holocaustliteratur".
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensentin Marta Kijowska empfiehlt Bogdan Wojdowskis autobiografischen Roman von 1971 über das Warschauer Ghetto. Der Leser erlebt laut Rezensentin aus der Perspektive des zehnjährigen David, der ums Überleben kämpft, das Leben, die Hoffnung und schließlich das Elend und den Tod der Warschauer Juden aus nächster Nähe mit. Keine leicht wegzusteckende Lektüre für Kijowska. Die Bilder des Grauens bleiben ihr im Gedächtnis, auch weil der Autor sich ganz auf die Gegenwart im Ghetto konzentriert und sie detailgenau abzubilden sucht. Aufgrund der raffinierten Kombination von Dialogen, Träumen, inneren Monologen, philosophischen Diskursen steht der Text für Kijowska "in der besten Tradition jiddischer Literatur". Ein Meisterwerk, dessen Wiederentdeckung lohnt, meint sie.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»'Brot für die Toten' ist der tragische Gesang eines vielstimmigen und facettenreichen Figurenchors - sprachlich überaus reich, brillant übersetzt und immer wieder durchsetzt mit Elementen der reichen jüdischen Tradition.« (Moses Fendel, WDR3 Gutenbergs Welt, 22.05.2021) »ein Paukenschlag, ein erschütternder Roman« (Jörg Plath, DLF Kultur Buchkritik, 05.08.2021) »Ein eindringlicher Roman über eines der größten Verbrechen des 20. Jahrhunderts« (Martin Sander, SWR2 Lesenswert, 02.09.2021 ) »'Brot für die Toten' ist eine erschütternde Lektüre.(...) Wojdowski gibt den Opfern Gesicht und Stimme.« (Jörg Plath, Neue Zürcher Zeitung, 17.08.2021) »Einer der wichtigsten Romane der Holocaust-Literatur« (Jonas Engelmann, Konkret, November 2021) »Endlich wiederentdeckt: Bogdan Wojdowskis grandioser autobiographischer Ghetto-Roman« (Marta Kijowska, FAZ, 29.12.2021) »der Autor (schuf) einen Ort in der Literatur, der (...) zu einem Archiv der Stimmen der Ermordeten wird, ihren Alltag dokumentiert, ihre Ängste, ihre Hoffnungen und ihr Sterben« (Jonas Engelmann, Konkret, Dezember 2021 »literarische(s) Meisterwerk« (Gerhard Zeillinger, Der Standard, 23.01.2022) »Endlich wiederentdeckt« (Marta Kijowska, FAZ, 29.12.2021) »Das Buch ist ausdrucksstark und sehr intensiv. Seine Lektüre nimmt die Leserschaft emotional mit.« (Gerald Netzl, antifa, 01./02.2023)