Der Frankfurter Privatdetektiv Kayankaya ist zurück: älter, entspannter, cooler und sogar in festen Händen. Ein Mädchen verschwindet, und Kayankaya soll während der Frankfurter Buchmesse einen marokkanischen Schriftsteller beschützen. Zwei scheinbar einfache Fälle, doch zusammen führen sie zu Mord, Vergewaltigung, Entführung. Und Kayankaya kommt in den Verdacht, ein Auftragskiller zu sein.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 07.02.2014NEUE TASCHENBÜCHER
Altes Fett und
frische Liebe
Es ist ein leichtes Lesevergnügen, aber das ist ja bekanntlich schwer. Das Angenehme vorweg: Jakob Arjouni schreibt ungefähr so lässig, wie man gerne durch diese nichtsnutzigen, nach altem Fett stinkenden Ecken Frankfurts streifen würde, in denen sein Krimi spielt. Seine Sprache ist ohne Angeberei, und wenn ein Mädchen, auf das man zu fortgeschrittener alkoholschwangerer Stunde trifft, mal Gretchen Love heißen muss – in Gottes oder Allahs Namen; sei’s drum. Dafür bestellt er Scheich Hakim in ein seit 40 Jahren nicht mehr durchlüftetes Wirtshaus, den Haxen-Herbert – „ein Nazischerz“. Dieses schräge Treffen und allerhand krimitaugliche Verwicklungen finden während der Frankfurter Buchmesse statt, und die damit verbundenen Details verdichten sich unversehens zu einem ebenso fettigen, ungelüfteten Panoptikum über eine heruntergekommene, früher mal als kulturell empfundene Veranstaltung, deren Protagonisten einem das mulmige Gefühl nutzloser Verachtung bescheren. Arjouni hat dafür den passenden lakonischen Tonfall. Aber, das kleine Liebeglück am Ende schiebt das Buch doch noch in die Schublade leichter Unterhaltung. HELMUT MAURÓ
Jakob Arjouni: Bruder Kemal. Kayankayas fünfter Fall. Roman. Diogenes Verlag, Zürich 2014. 225 Seiten, 10,90 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Altes Fett und
frische Liebe
Es ist ein leichtes Lesevergnügen, aber das ist ja bekanntlich schwer. Das Angenehme vorweg: Jakob Arjouni schreibt ungefähr so lässig, wie man gerne durch diese nichtsnutzigen, nach altem Fett stinkenden Ecken Frankfurts streifen würde, in denen sein Krimi spielt. Seine Sprache ist ohne Angeberei, und wenn ein Mädchen, auf das man zu fortgeschrittener alkoholschwangerer Stunde trifft, mal Gretchen Love heißen muss – in Gottes oder Allahs Namen; sei’s drum. Dafür bestellt er Scheich Hakim in ein seit 40 Jahren nicht mehr durchlüftetes Wirtshaus, den Haxen-Herbert – „ein Nazischerz“. Dieses schräge Treffen und allerhand krimitaugliche Verwicklungen finden während der Frankfurter Buchmesse statt, und die damit verbundenen Details verdichten sich unversehens zu einem ebenso fettigen, ungelüfteten Panoptikum über eine heruntergekommene, früher mal als kulturell empfundene Veranstaltung, deren Protagonisten einem das mulmige Gefühl nutzloser Verachtung bescheren. Arjouni hat dafür den passenden lakonischen Tonfall. Aber, das kleine Liebeglück am Ende schiebt das Buch doch noch in die Schublade leichter Unterhaltung. HELMUT MAURÓ
Jakob Arjouni: Bruder Kemal. Kayankayas fünfter Fall. Roman. Diogenes Verlag, Zürich 2014. 225 Seiten, 10,90 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
»Der viel zu früh verstorbene Frankfurter Schriftsteller Jakob Arjouni war ein Spezialist für Helden in Schwierigkeiten.« Heike Hupertz / Frankfurter Allgemeine Zeitung Frankfurter Allgemeine Zeitung