Ulrich Peltzer schreibt ein Buch über New York, als plötzlich die Katastrophe vom 11. September 2001 in die Erzählung einbricht: Nachmittag in Manhattan. Im Bryant Park laufen die Vorbereitungen fürs Open-air-Kino. Ein Mann sitzt in der Public Library, seine Gedanken schweifen ab. In der 36. Straße stürzt ein Gerüst zusammen. Ausnahmezustand. Städtische Katastrophenmeldungen. Erinnerungen an weiter zurückliegende Geschichten: ein gescheiterter Drogendeal in Neapel, der Tod des Vaters. Sie verweisen auf Brüche, die noch kommen werden, erzählen davon, wie Wirklichkeit entsteht und auf welch schwankendem Boden sich Lebensläufe aufbauen. Ein meisterhafter Roman über das Entstehen einer Biographie, das Fließen der Geschichten und die Explosion der Realität.
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Ursula März vergleicht Ulrich Peltzers neuen Roman mit einem Bild, das nicht eine, sondern gleich drei Szenen darstellt: Szene eins spielt in Manhattan, wo ein Protagonist versucht, anhand von Namensregistern die Geschichte seiner Vorfahren zu rekonstruieren. Szene zwei spielt am Golf von Neapel, wo ein bestimmer Vorfahr ein Schiff Richtung Amerika betritt, und Szene drei schließlich spielt in einem deutschen Krankenhauszimmer, in dem ein Sohn vom sterbenskranken Vater Abschied nimmt. Unterbrochen wird dieser dreistufige Inhalt vom 11. September, der auch ein jähes Ende des Erzählflusses markiert, berichtet die Rezensentin. Alles miteinander in Einklang zu bringen, überlasse der Autor dem Leser, so März, die überzeugt ist, dass ein weniger erfahrener, konzentrierter und intelligenter Autor mit diesem Stil und Stilbruch Prosasalat angerichtet hätte. Ein Lob also an Peltzer, dessen Werke die Rezensentin im übrigen insgesamt sehr schätzt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Die schmale Erzählung ist mehr als ein weiterer Reflex auf den 11. September. Sie ist erzählerisch auf der Höhe der Zeit. Ulrich Rüdenauer Der Tagesspiegel