Wirtschafts- und Sozialethik in Zeiten der Globalisierung Vollbeschäftigung ist eine Utopie, die "Sachzwänge" des "freien Marktes" verschärfen soziale Konflikte. Wolfgang Englers Kritik an der Herrschaft der Wirtschaft über alle anderen gesellschaftlichen Sphären und der Selbstentmachtung der Politik mündet in den Appell an die Bürger, das Ideal einer Gesellschaft selbstbestimmter Menschen nicht preiszugeben. Im Zeitalter der dritten industriellen Revolution ist die Vorstellung, jeder könne ein Leben auf Erwerbsarbeit aufbauen, anachronistisch geworden. Die Rezepte neoliberaler Ökonomen und Politiker - Einfrieren der Löhne und Gehälter, expandierende Arbeitszeit, Mobilmachung der arbeitsfähigen Bevölkerung, geringere Sozialleistungen bei Teilprivatisierung der Sozialsysteme - weisen keinen Ausweg aus der Krise. Im Gegenteil, die wachsende Diskrepanz zwischen Produktivität, Wachstum und Beschäftigung zehrt die kulturelle Mitgift des Kapitalismus auf: Zukunftsorientierung, Gemeinsinn, Arbeitsethos über die Klassenschranken hinweg schwinden. Auch ohne Arbeit oder weiterführende Ausbildung die Existenz zu sichern und die persönliche Würde zu wahren wird für immer mehr Menschen zur wichtigsten Überlebenstechnik. Die Befugnis und die Macht zur Umkehr liegen nicht bei einer Elite, sondern beim Willen aller einzelnen, für ihre Bürgerrechte zu kämpfen. Der Umsturz der vom Staat sanktionierten Wirtschaftsgesellschaft beginnt mit der Wiederentdeckung der eigenen Urteilskraft als Keimzelle des Politischen.