Studienarbeit aus dem Jahr 2002 im Fachbereich Politik - Politische Theorie und Ideengeschichte, Note: 2 (gut), Technische Universität Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig (Inst. für Sozialwissenschaften), Veranstaltung: Proseminar: Politische Theorie, Sprache: Deutsch, Abstract: Wenn heute in Politik und Gesellschaft die derzeit eklatanten Probleme unseres Sozialstaates, sowie das neuere Modell des "aktivierenden Staates" diskutiert werden, wird mithin immer auch das Konzept der Zivilgesellschaft/ Bürgergesellschaft thematisiert. Doch was steckt eigentlich hinter diesen beiden Begriffen und wo haben sie ihren Ursprung? Empirische Forschungen legen nahe, dass über die eigentliche Bedeutung des Begriffs "Zivilgesellschaft" und dem dahinter stehenden Konzept allgemein Unklarheit herrscht. In Umfragen wird der Begriff kaum für das gehalten, was er verkörpern soll, so der Meinungsforscher Manfred Güllner . Ein Drittel der Befragten glaubt, es gehe um "Zivildienst" oder um Abgrenzung vom Militär. Ein wesentlicher Grund für die derzeit hohe Konjunktur der Begriffe ,,Zivilgesellschaft/ Bürgergesellschaft" muss in den gesellschaftlichen Umbruchphasen in Osteuropa gesehen werden. Bei der Auflösung der ,,realsozialistischen" Systeme spielten zivilgesellschaftliche Aktivitäten eine entscheidende Rolle. In Polen, Ungarn und der Tschechoslowakei orientierten sich die jeweiligen Oppositionsbewegungen an Konzepten, die mit dem Begriff "Zivilgesellschaft" verbunden waren. Zivilgesellschaft wurde dort verstanden als eine in Opposition zum Staate stehende Bürgergesellschaft, die sich einen politischen und öffentlichen Raum erkämpfte, der unabhängig vom Staat war. Heute, nach dem Wegfall der "Systemkonkurrenz", sind die liberalen Demokratien des Westens gehalten, sich wieder intensiver mit den eigenen Problemen zu beschäftigen. Tiefgreifende soziale und ökonomische Umbrüche, schwindendes Vertrauen in die Problemlösungskapazitäten politischer Institutionen, nachlassende Bindungsfähigkeiten von Parteien und gesellschaftlichen Großorganisationen, gewachsene Partizipationsansprüche mündiger Bürger sowie elementare Veränderungen der Sozialstruktur moderner Gesellschaften stellen den eingespielten Betrieb der parlamentarischen Demokratien vor neue Herausforderungen. Immer mehr Bürgerinnen und Bürger wollen sich heute aktiv an den politischen Geschehnissen beteiligen. Sie stellen sich gegen den "repräsentativen Absolutismus" einer Parteiendemokratie, "die ihren Bürgerinnen und Bürgern nur alle vier Jahre am Wahlsonntag Mitsprache gewährt" . Tilman Evers zufolge solle der Parteiendemokratie mit dem Konzept der Bürgergesellschaft eine "außerparlamentarische Öffentlichkeit" entgegengehalten werden.
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