Studienarbeit aus dem Jahr 2002 im Fachbereich Geschichte Europas - Mittelalter, Frühe Neuzeit, Note: 1,7, Johannes Gutenberg-Universität Mainz (Fachbereich 16 - Geschichtswissenschaft), Veranstaltung: Proseminar: Wahlen und Wählen im Mittelalter, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Chronik der Stadt Mainz berichtet, dass durch den Friedebrief vom 24. November 1332 die in Zünften organisierten Bürger der Stadt Mainz, die sogenannte "Gemeinde", das Recht bekamen, paritätisch am Stadtrat beteiligt zu werden. Diese Reform geht auf Auseinandersetzungen zwischen Patriziern und Zünften zurück, die im Juni 1332 begonnen hatten. Zuvor, das heißt seit 1244, waren die Mitglieder lediglich aus dem Kreis einer Oberschicht von Patriziern, der "Alten", durch Kooptation in das Gremium gewählt worden. Der Friedebrief ist so Beginn eines neuen Abschnitts in der Mainzer Stadtgeschichte . In einigen Werken über das mittelalterliche Zunftwesen, die städtische Verwaltung und die Verfassung im Mittelalter sowie in der Mainzer Stadtgeschichte werden die Ereignisse von 1332 als bedeutsam angesprochen . Allgemein wird das Aufbegehren der Bürger als typisch für das Spätmittelalter betrachtet, in dem die Bedeutung der Ritter und des Adels allgemein zurück gingen und neue aufstrebende Schichten von erfolgreichen Kaufleuten und Handwerkern an Bedeutung gewannen. Folgende Fragen bezüglich der neu entstandenen Beteiligungsrechte sollen untersucht werden: Wie konnte sich die zuvor nicht repräsentierte Mehrheit der Stadtbevölkerung die Beteiligung in so kurzer Zeit erstreiten? Was bewegte die Patrizier dazu, den Bürgern dieses Recht zu gewähren? Waren die Verfassungsunruhen tatsächlich Folgen eines schon länger dauernden Prozesses von anwachsendem Bürgerstolz oder waren sie Ausdruck einer momentanen Unzufriedenheit? Weiterhin soll der Frage nachgegangen werden, ob beide Seiten - die "Alten" und die "Gemeinde" - mit der 1332 gefundenen Lösung zufrieden waren. Der verfassungsgeschichtliche Kontext soll untersucht werden, das heißt ob die Idee der paritätischen Beteiligung der Zünfte neu und damit eine Mainzer Erfindung war, oder ob es andere Städte gab, deren Verfassung sich Mainz zum Vorbild nahm. Das Ziel dieser Arbeit soll eine Einordnung der Ereignisse von 1332 in die Geschichte der deutschen Städte im Spätmittelalter sein. Der Leser soll die bisherigen Kenntnisse über die Verfassungsunruhen unter neuen Aspekten betrachten können und es leichter haben, den Wandlungsprozess im geschichtlichen Kontext zu verstehen. Die Hauptwerke über die Verfassungsänderung 1332 sollen zur Bewertung der Ereignisse zu Rate gezogen werden.[...]