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Miljenko Jergovic über Handke
Ihre Begegnung verändert beider Leben für immer. Auf einer verschneiten Landstraße in Oregon treffen die zwei bosnischen Emigranten Hasan Hujdur und Vuko Salipur aufeinander - ein verträumter Intellektueller der eine, Kriegsverbrecher der andere. Provozierend einfach faßt der bosnische Autor Miljenko Jergovic nachher die Eigenschaften seiner Figuren zusammen: Ein guter Muslim begegne einem bösen Serben.
Doch genauso schwarzweiß sind die Rollen in seinem neuen Roman "Buick Rivera" verteilt: Der Serbe erscheint als der personifizierte "Satan", der Muslim als sein sympathisches, wenn auch etwas weltfremdes Opfer. Für die Lesung im Frankfurter Literaturhaus hatte Jergovic jene Passagen ausgewählt, in denen sich seine beiden Hauptfiguren das erste Mal sehen und sich später um Hasan Hujdurs geliebtes Auto, den silberglänzenden Buick Rivera, streiten.
Den deutschen Text trug der Schauspieler Moritz Stoepel gestenreich und mit einer Verve vor, die zwar unterhaltsam, aber auch allzu vordergründig wirkte. Dabei hat der katholische Kroate Jergovic eine Mission: Geschichten über bosnische Identitäten zu erzählen, selbst wenn Bosnien kein bedeutendes Land sei, wie sich während des Kriegs herausgestellt habe: "Sonst hätte uns jemand geholfen."
Als die Rede auf Handkes Auftritt bei Milosevics Beerdigung kam, winkte der Autor zunächst ab, sei es doch die Frage, die er bei seinen Lesungen in Deutschland dieser Tage stets gestellt bekomme. Dann geriet Jergovic aber doch in Rage: Handke sei erotisiert von serbischen Verbrechen wie die Nationalsozialisten von den Verbrechen an den Juden. "Er ist gestorben, er weiß es nur selbst noch nicht." Ihn nerve Handke schon lange nicht mehr, so Jergovic, der erzählte, daß der österreichische Schriftsteller für ihn Anfang der achtziger Jahre einer der wichtigsten Autoren gewesen sei. Ihn ärgere jedoch der "lockere" Umgang der deutschen Medien mit Handke, stellte der Schriftsteller fest: "Was wäre los, wenn er den Holocaust leugnen würde?"
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
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