Mitarbeitende in helfenden Berufen verausgaben sich leicht, oftmals bis hin zum Burnout. Hervorgerufen wird dies durch großen Idealismus, hohe Leistungsbereitschaft, exzessive Arbeitsmengen, einen Hang zum Perfektionismus, den "Helferkomplex" sowie den Machtmissbrauch durch Vorgesetzte und die fehlende Unterstützung durch Kollegen. Hinzu kommen kulturelle Faktoren, auf die dieses Buch einen besonderen Fokus legt. Fünf narrative Interviews mit italienischen Pastoren und Vollzeitmitarbeitern in evangelischen Kirchen/Werken wertet die Autorin nach der qualitativen Biografieforschung und mit kulturanthropologischen Werkzeugen aus. Dabei zeigt sie überzeugend auf, wie die Schamkultur Burnout zum Tabu macht, die große Machtdistanz Abgrenzung erschwert und immense Erwartungen bei Klienten weckt. Das Traditionsbewusstsein bremst Innovationen aus und lässt Misserfolge besonders negativ erscheinen. Kollektivismus fördert Vetternwirtschaft und verhindert den Ruf nach externer Hilfe. Viele dieser kulturellen Faktoren verstärken sich gegenseitig und bilden zusammen eine toxische Mischung – nicht nur bei Evangelischen in Italien.