Dolores Haze – die Lolita aus Vladimir Nabokovs gleichnamigem Roman – ist vom Mädchen zur Frau geworden. Mit Ende dreißig blickt sie zurück auf ihr beschädigtes Leben und fragt sich, wie sie die geworden ist, die sie heute ist. Lea Ruckpaul erzählt in ihrem Debütroman von einer Überlebenden, die sich freischreibt und die um keinen Preis ein Opfer sein will. "Bye Bye Lolita" ist der wütende Abgesang auf ein Klischee, welches das Bild von jungen Frauen bis heute prägt – und auf die Machtverhältnisse, die das ermöglichen. Ein Roman über das größte Missverständnis der Literaturgeschichte.
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Rezensent Stefan Michalzik liest mit "Bye Bye Lolita" ein "bemerkenswertes" Debüt - eine Antwort auf Nabokovs "Lolita", hier erzählt aus der Perspektive der inzwischen 40-jährigen Dolores, die nicht länger Lolita genannt und auch nicht auf die Opferrolle reduziert werden will. Bemerkenswert daran: Die "straffe Konsequenz", mit der die Autorin und Schauspielerin Lea Ruckpaul Dolores' Ringen um Autonomie schildert, ihre Auseinandersetzung mit der ungeheuerlichen Tat, und vor allem die Konsequenz, mit der sie auf der Komplexität der Verhältnisse beharrt, lobt Michalzik. Der Täter steht fest, aber was ist mit den Frauen, die sich dienstfertig den patriarchalen Strukturen anpassen, den gesellschaftlichen Erwartungen entsprechen und andere dazu drängen, die ebenfalls zu tun? Ruckpaul geht es nicht darum, Betroffenheit zu erzeugen, ihr geht es um die Kritik am System, erklärt der Kritiker, der die etwas zu kampfschriftartigen Erklärungen am Ende nicht gebraucht hätte, um das zu verstehen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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