Alles dreht sich um Califa, oder kurz: CLF. Die Militärführung in Nomandy, auf der anderen Seite des Ozeans, hat Zugriff auf das neue atomwaffenfähige Element – aber was ist mit Cistransatia, dem Gegner im Osten? In der aufgeheizten Stimmung eines geteilten Kontinents, auf dem sich die Weltmächte an den Zonengrenzen des seit dem Krieg besetzten Potatis nahekommen, scheint jede Entscheidung unkalkulierbare Konsequenzen zu haben. Die Börse in der Seestraße wird überraschend geschlossen, um auch die Währung an Califa zu koppeln, ein unruhevoller Abgeordneter wittert den Krieg und wird zum Problem, cistransatische Wissenschaftler entwickeln einen Gas-Abwehrschirm und leiten die Evakuierung in die unterirdische Hestermannstadt ein. Denn am Besprechungstisch im Politbüro muss dem »Alten« gebeichtet werden, dass in Cistransatia kein CLF vorhanden ist – doch das weiß in Nomandy niemand… Erstmals erscheint nun dieser Roman, den Justin Steinfeld 1955 in England verfasste, sich aber nie um eine Veröffentlichung bemühte. Das Manuskript geriet in Vergessenheit und wurde erst jetzt wiedergefunden. In Zeiten eines Kriegs in Europa und der erneuten Rede von atomarer Bedrohung liest sich »Califa« bedenklich aktuell und, in der Verbindung aus Politthriller und Satire, Science Fiction und alternativer Geschichte, auch überraschend modern. Steinfelds Fazit bestätigt sich: Solange es Nationen und damit Nationalismus gibt, wird es Krieg geben.
Rezensionszitate zu »Ein Mann liest Zeitung« »Das Buch ist packend, beunruhigend, verstörend, es fesselt Kopf und Herz. Es ist ein großartiges Buch.« Heribert Prantl, »Prantls Blick«, Süddeutsche Zeitung »Lesen müssten Ein Mann liest Zeitung diejenigen, die sich immer mit der Gewalt arrangiert haben und sich nicht vorstellen können, daß auch sie einmal ein Asyl brauchen könnten. Sie werden es nicht lesen. Dann also wenigstens die, die Erinnerung wollen.« Walter Boehlich, DER SPIEGEL »Eines der eindrucksvollsten Zeugnisse der Exilliteratur.« Peter Zimmermann, Ö1 Ex Libris »Steinfelds 'Betrachtungen eines zeitverschwendenden Zeitungslesers' sind mitreißend und erhellend (...).« Frauke Hamann, taz »Der Roman wird zu einer großen literarischen Chronik der Zeit des 'niederträchtigen Elends'. (...) ein wichtiges Werk der deutschsprachigen Exilliteratur (...).« Niels Beintker, Bayerischer Rundfunk »Ein großer, wichtiger Exilroman: Wie kann 'Ein Mann liest Zeitung', gerade aus Hamburger Sicht, als etwas anderes bezeichnet werden?« Thomas Andre, Hamburger Abendblatt »Wer etwas von der Geschichte der 30er und 40er Jahre begreifen will, wie alles gekommen ist und eins aus dem anderen folgte, dem sei diese Lektüre empfohlen.« Monika Melchert, neues deutschland
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Eine Wiederentdeckung nicht gerade ersten Ranges ist dieser Roman Justin Steinfelds laut Rezensent Tobias Lehmkuhl. Lehmkuhl vermutet, dass Steinfeld, der zeitlebens keine Romane veröffentlicht hat, ihn Ende der 1940er geschrieben hat, da es in der Geschichte um das Wettrüsten zweier Mächte geht, dem Westreich Panterra und dem Ostreich Cistransia, was die Frühphase des Kalten Kriegs spiegelt. Diese Grundsituation wird von Steinfeld mit viel Personal und erfundener Technologie aufgefüllt, Feuerwände schützen in diesem Buch vor Atombomben, irgendwann kracht es dennoch und der Krieg ist nicht länger kalt. Ziemlich männlich dominiert ist dieses Buch, meint Steinfeld, eine Liebesgeschichte zwischendrin nimmt nicht viel Raum ein, vor allem aber bleiben die Figuren psychologisch alle äußert platt, insgesamt möchte diese Prosa dynamisch sein, wirkt aber stets steril. An Verlautbarungssprech und an Olaf Scholz fühlt Lehmkuhl sich erinnert. Große Literatur sieht anders aus, so das Fazit.
© Perlentaucher Medien GmbH
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