Carl Einstein war Teil und Motor der europäischen Avantgarde: zum einen mit seinen Werken wie etwa dem frühexpressionistischen Prosawerk Bebuquin oder die Dilettanten des Wunders (1912) oder der Epoche machenden Negerplastik (1915). Zum anderen mit seiner inter- und transdisziplinären Positionierung zwischen Literatur, Kunst, Kritik, Aktivismus und mit der Vielzahl seiner Wirkungsräume. Sein weitläufiges Netzwerk und die Rezeptionsgeschichte seines Werks sind fester Bestandteil der Avantgardeforschung. Darüber hinaus ist die Beschäftigung mit seinem Leben und Werk Teil der Arbeit an der Definition von Avantgarde. Im Schaffen Einsteins wird deutlich, dass sich das per definitionem transgressive Phänomen der Avantgarde nicht auf einen isolierten Bereich künstlerischen Schaffens beschränken lässt. Insofern ist auch dieses Themenheft inter- bzw. transdisziplinär konzipiert und vernetzt literaturwissenschaftliche mit kunstgeschichtlichen Perspektiven. Über den Dialog der unterschiedlichen wissenschaftlichen Kompetenzbereiche und Denkmodelle generieren die Beiträge avantgardetheoretische Denkanstöße und leuchten dabei zugleich das Spannungsfeld zwischen Avantgardetheorie und künstlerischer Praxis kritisch aus. Als Teil der historischen Avantgarde und als Gegenstand ihrer theoretischen Reflexion scheint die Beschäftigung mit Carl Einstein besonders geeignet, um gegenwärtige Verschiebungen in Gebrauch, Verständnis und Theorie der Avantgarde kritisch in den Blick zu nehmen. Das vorliegende Heft legt im Anschluss daran den Fokus auf Carl Einstein im Kontext neuer Avantgardetheorien und öffnet von hier aus den Blick auf die avantgardistische Strömung des Expressionismus. Mit Beiträgen von Jasmin Grande, Klaus H. Kiefer, Andreas Kramer, Micaela Latini, Nicole Rettig und Eva Wiegmann.
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