Studienarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Politik - Politische Theorie und Ideengeschichte, Note: 8, Philipps-Universität Marburg (Politikwissenschaft), Veranstaltung: Einführung in die Theorie politischer Ideengeschichte, Sprache: Deutsch, Abstract: Während meiner Recherche für das Referat über den bekanntesten, aber auch umstrittensten deutschen Staats- und Völkerrechtler des 20. Jahrhunderts Carl Schmitt, stieß ich immer wieder auf Artikel, in denen die Frage behandelt wurde, ob und wenn ja in wie weit Carl Schmitts Theorien der RAF zum Vorbild oder gar zur Legitimation für den bewaffneten Kampf gedient haben könnten. Zunächst hat mich diese Annahme verwundert, da mir Carl Schmitt bisher nur durch seinen ideologischen Beitrag zur Nazi-Diktatur und seiner antisemitischen Äußerungen während der Nürnberger Prozesse bekannt war. Aus diesem Grund schien es mir abwegig, ihn mit der RAF, die aus der 68er Revolte, welche sich besonders kritisch mit der Zeit des Nationalsozialismus auseinandersetzte, hervorgegangen war, in Verbindung zu bringen oder gar in einen Topf zu werfen. Das Thema weckte mein Interesse also habe ich mich entschlossen, es für die Ausarbeitung des Referats genauer zu untersuchen. Dabei habe ich jedoch schnell gemerkt, dass dieses Thema eine gewisse Brisanz in sich trägt und dass, bei der Gegenüberstellung zweier solcher extremer Staatsansichten, wie sie Carl Schmitt und die RAF vertraten, im Hinblick auf das politische und moralische Selbstverständnis Deutschlands und des Rechtsstaates an sich stets eine gewisse kritische Vorsicht zu waren ist. Von daher möchte ich zunächst einmal darstellen, aus welcher Intention heraus sich sowohl Carl Schmitt als auch die RAF gegen den Rechtsstaat und die liberale Demokratie verschworen haben und mit welchen Mitteln sie hofften, diesen zu überwinden. Anhand dessen werden schnell einige Gemeinsamkeiten im Denken beider deutlich. Ob diese jedoch ausreichen, um Rückschlüsse über eine Einflussnahme zu belegen, möchte ich aufzeigen, indem ich Carl Schmitts Theorie des Partisanen mit dem Konzept der Stadtguerilla, welches die RAF 1971 veröffentlicht hat, vergleiche. Außerdem schien es mir ebenfalls notwendig, kurz auf die teils doch sehr fragwürdige Darstellung von Wolfgang Kraushaar einzugehen, der sich in seinem Buch "Die RAF und der linke Terrorismus" mit diesem Thema befasst hat. Denn besonders in der Kritik an seinem Werk bzw. an den darin von ihm gezogenen ideologisch problematischen Schlussfolgerungen lässt sich darstellen, wie polarisierend und noch immer nicht vollständig aufgearbeitet der Verlauf der deutschen Geschichte zur Zeit der 68er Revolte bis heute noch ist.
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