Mit der Novelle »Carmenoxid« gelingt Ana María del Río ein so berührendes wie sprachlich funkelndes Stück Literatur: Carmen und ihr jüngerer Halbbruder leben, von ihren Müttern verlassen, bei der gestrengen Großmutter in einem alten, herrschaftlichen Haus. »Wie ein Gewittersturm« zieht dort auch die stets misstrauische Tante ein, am Händchen ihr verhätschelter Filius. Die Männer der Familie sind »nach einem Spaziergang« verschwunden, zeigen sich nur selten und hoch zu Ross oder hausen, wie der verwirrte Onkel Ascanio, in einem Hühnerstall auf dem Dach, wo die beiden Kinder Zuflucht finden vor der Strenge des weiblichen Regiments. So entdecken Carmen, der »nach Hexe zumute« ist, und ihr Halbbruder, aus dessen Perspektive die Geschichte erzählt wird, ihre Liebe zueinander - in aller Unschuld zunächst, dann, ein Skandal, in heftiger Leidenschaft.
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