Laura ist eine junge Frau, die tief in den Wäldern der Steiermark auf einem alten Schloss lebt, zusammen mit der Dienerschaft und ihrem Vater. Da im Umkreis vieler Meilen keine anderen Menschen leben, fühlt sie sich oft genug sehr einsam. Umso schlimmer trifft es sie, dass eine andere junge Frau,
das Mündel eines Freundes ihres Vaters, plötzlich stirbt, kurz bevor sie zu Besuch kommen wollte. Als…mehrLaura ist eine junge Frau, die tief in den Wäldern der Steiermark auf einem alten Schloss lebt, zusammen mit der Dienerschaft und ihrem Vater. Da im Umkreis vieler Meilen keine anderen Menschen leben, fühlt sie sich oft genug sehr einsam. Umso schlimmer trifft es sie, dass eine andere junge Frau, das Mündel eines Freundes ihres Vaters, plötzlich stirbt, kurz bevor sie zu Besuch kommen wollte. Als sie eines Abends mit ihrem Vater spazieren geht, werden sie Zeuge, wie eine edle Kutsche in der Nähe des Schlosses havariert. Eine sehr edle und zurückhaltende Frau bittet sie, ihre Tochter bei sich aufzunehmen, obwohl sie aus gewissen Gründen Stillschweigen über ihre Identität bewahren müssen, und zu Lauras Freude stimmt ihr Vater zu. Die junge Frau, Carmilla, ist wunderschön, freundlich und redegewandt. Nur dass sie manchmal sehr träge ist, nie vor eins aus ihrem Zimmer kommt und manchmal seltsam reagiert, irritiert Laura. Und dann wird sie selbst krank ...
Ich denke, dass ich nicht spoilere, wenn ich bei einem über 150 Jahre alten Klassiker darauf hinweise, dass es sich bei Carmilla um einen Vampir handelt - und zwar so ziemlich den ersten in der Literatur, sogar noch zwanzig Jahre vor dem hochgelobten Dracula. Die Sprache mutet wohl für unsere heutige, schnelllebige Zeit altmodisch an, aber man gewöhnt sich sehr schnell daran. Was meiner Meinung nach diesen Klassiker so einzigartig macht ist, dass hier ein männlicher Autor nicht nur aus der Sicht einer jungen Frau schreibt (und das meiner Meinung nach sehr gut), sondern auch Themen anspricht, die gerade jetzt hochmodern sind. Ob es sich dabei um Frauen handelt, die anders sind, als die Gesellschaft von ihnen erwartet, ob es um sexuelle Lust und Anziehung zwischen zwei Frauen geht - all das präsentiert uns Le Fanu in eine schöne, alte Schauergeschichte verpackt. Das Einzige, was mich ein wenig gestört hat, war, dass nie geklärt wurde, wer die "ältere Frau" ist, die jedes Mal Carmilla begleitet und woher sie das ganze Wissen über den General hatte. Natürlich gehört das nicht zum Hauptplot, aber es hätte die Geschichte meiner Meinung nach perfekt abgerundet.