Zum Inhalt:
Laura lebt mit ihrem Vater recht bescheiden in einem abgeschiedenen Schloss in der Steiermark. Ihr Leben ist einsam, Besuch empfangen sie eher selten. Eines Nachts bei einem Spaziergang taucht eine Pferdekutsche auf, die in der Nähe des Schlosses in einen Unfall gerät. Aus der Kutsche
wird die junge Carmilla bewusstlos geborgen. Ihre Mutter muss nach eigenen Angaben die Reise, bei der…mehrZum Inhalt:
Laura lebt mit ihrem Vater recht bescheiden in einem abgeschiedenen Schloss in der Steiermark. Ihr Leben ist einsam, Besuch empfangen sie eher selten. Eines Nachts bei einem Spaziergang taucht eine Pferdekutsche auf, die in der Nähe des Schlosses in einen Unfall gerät. Aus der Kutsche wird die junge Carmilla bewusstlos geborgen. Ihre Mutter muss nach eigenen Angaben die Reise, bei der es um Leben und Tod geht, aber fortsetzen und Carmilla auf Grund ihres Zustandes zurücklassen. Zur Freude von Laura bietet ihr Vater an, Carmilla im Schloss als Gast aufzunehmen. Zwischen den jungen Frauen entsteht eine tiefe Freundschaft, die bald ihre Opfer fordert...
Meine Leseerfahrung:
"Carmilla" ist 26 Jahre vor Bram Stokers "Dracula" erschienen. Und wenn man beide Geschichten gelesen hat, kann man deutlich erkennen, dass Stoker sich hiervon hat beeinflussen lassen. Mir war dieser Klassiker lange Zeit tatsächlich völlig unbekannt, obwohl ich eine Phase hatte, wo ich mich durch sämtliche Vampirromane hindurchgearbeitet habe. Als ich ihn dann endlich doch entdeckt habe, hatte ich auf Grund der altbackenen Buchcover kaum Anreiz, das Buch mal in die Hand zu nehmen. Nun hat die Hobbitpresse endlich mal ein überaus ansprechendes Exemplar herausgebracht, das mit einem sehr einprägsamen Buchcover glänzt.
Erwartet habe ich bei "Carmilla" eher einen zähen Erzählstil, war dann doch überrascht über den sich flüssig lesenden Text. Wie bei "Dracula" handelt es sich hierbei auch um einen Briefroman, der aus Lauras Sicht geschrieben ist. Das ist deswegen so interessant, weil Laura eine tiefe Bindung zu Carmilla aufbaut und im weiteren Verlauf die Veränderungen in der beinahe toxischen Freundschaft allmählich erkennt. Zudem wird sie nachts von Alpträumen geplagt, die wie Vorboten der aufkeimenden Gefahr wirken. Ihre eigenen Schilderungen zu den Geschehnissen wirken aus ihrer Feder sehr authentisch und glaubwürdig.
Die Atmosphäre ist und bleibt durchgehend düster und beklemmend. Zwischen den beiden Mädchen mutet es zuweilen leicht erotisch an, so dass man sich ständig fragt, ob es tatsächliche starke Anziehungskraft ist oder eine Art manipulierende Hypnose seitens Carmilla, die nach und nach einzelne Vampirfähigkeiten aufblitzen lässt. Wenn man bedenkt, in welcher Zeit dieser Roman geschrieben wurde, verwundert es mich schon ein wenig, dass hier eine sexuelle Spannung zwischen zwei weiblichen Figuren derart frei und offen erzählt worden ist.
Mir hat an der Geschichte nur noch etwas mehr Hintergrundwissen zu Carmilla gefehlt, was die Story sicher mehr gefüllt hätte. Trotzdem ist dieser Klassiker sehr lesenwert und eine willkommene Abwechslung zu all den aktuellen Vampirromanen, die lediglich Lesertrends bedienen und nichts Innovatives mehr zu bieten haben.
Fazit:
"Carmilla" ist eine kurzweilige Vampirgeschichte über eine toxische Freundschaft zwischen zwei jungen Frauen, die schaurige Lesestunden garantiert. Ein Muss für Vampir-Fans!